Hihm gemeinsame Sache zu machen, die Europäer und
die Uebrigen unterwegs umzubringen. Diese Nachricht
wurde aus Urambo und Mesongo bestätigt, ein Be-
weis für die Frechheit Sikes, da an diesen Orten
von Alters her Europäer sich befinden. Der Plan
war großartig genug, um den Arabern (Kwiharas)
zugeschrieben werden zu lönnen.
Zu dieser Zeit befand sich in Tabora eine Ab-
theilung der Antisklaverei = Lotterie unter Graf
Schweiniß. Mit diesem beschloß Dr. Schwesin-
ger Sike zuvorzukommen und griff am 6. Juni
morgens das Quikurn überraschenderweise an.
Es betheiligten sich daran:
Dr. Schwesinger, Graf Schweiniß,
Lazarethgehülfe Jurock, Kapitän Spring,
Lazarethgehülfe Weidner, 44 Sudanesen und Somali
28 Sudanesen, mit einer 3,7 cm-Schnell-
16 Frreguläre mit einem ladekanonc.
4,7 cm-Geschütz ohne Zünder.
In Tabora blieben die übrigen Europäer der
Antisklaverei = Lotterie. Die Angreifer gelangten bis
an den innersten Tembegürtel, mußlen aber mit
schweren Verlusten — Lazarethgehülfen Jurock und
Weidner, Graf Schweinitz verwundet — zurück-
gehen, wobei eine Kiste Granaten der Antifklaverei-
Lokterie verloren ging. Dadurch war der Kampf ein
ofsfener geworden, wobei die Thatsache der unsererseits
ergrisfenen Offensive den Erfolg Sikes einigermaßen
abschwächte. Ein Theil der Wanyamwesi in der
Nähe Taboras erklärte sich sogar gegen Sile und
für Nyasso, die nächst mächtigste Persönlichkeit in
Unyanyembe, welche sich jelzt als Nivalin Siles auf-
warf. Dieser soll infolge dessen beabsichtigt haben,
von Tabora fortzuziehen, aber durch die Araber
Kwiharas zum Bleiben bewogen worden sein, die
ihm sein Quikurn noch verstärken halfen und ihm
dadurch die übrigen Wanyamwesi zuführten.
Mittlerweile waren der Unteroffizier Müller,
ein weiterer Theil der Expedition der Antisklaverei-
Lotterie unter Lientenant der Reserve Meyer und
200 kriegerische Warambo angekommen. Für den
5. August wurde ein zweiter Angriff auf Quikurn
beschlossen. Betheiligt:
Dr. Schwesinger,
Unteroffizier Müller,
Lazarethgehülfe Jurock,
24 Sundanesen,
32 Stationsrekruten,
200 Warambo und ein
Trupp Nyassoleute mit
einem 4,7 cm-Geschütz ohne
Zünder.
Nach zweitägigem vergeblichen Angriffe, der nur
bis an die äußere Palissadenboma gelangte, wurde
der Rückzug auf Tabora bewerkstelligt. Unteroffizier
Müller war gefallen. Selbstverständlich wuchs das
Ansehen Sikes ganz bedeutend. Kritisch wurde aber
die Lage, als die Antifklaverei-Lotterie -Expedition
Graf Schweinißz,
Lientenant der Reserve
Meyer,
Kapitän Spring,
50 Sudanesen und Suaheli
mit einer 3,7 em-Schnell-
ladekanone.
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am nächsten Tage schnell abziehen wollte, was die
Eingeborenen natürlich als Flucht auffassen mußten.
Dr. Schwesinger veranlaßte sie vorerst noch zu
bleiben und beschloß mittlerweile, sämmtliche durch
Vertrag verpflichteten Sultanate aufzubieten. Am
25. August zog die Expedition der Antifklaverei-
Lotterie ab, nachdem sie die unzutreffende Nachricht,
„Tabora sei beruhigt“, zur Küste gesandt hatte.
Bald darauf trafen gegen 3000 Mann Hülfsvölker
aus allen Theilen Unyamwesis und ein aus Urambo
abgeholter 12 cm-Vorderladermörser in Tabora ein.
Bemerkenswerth ist, daß ein großer Theil der Sul-
tane, durch unsere andauernden Mißerfolge mißtrauisch
geworden, das Prinzip beobachtet hatten, die eine
Hälfte ihrer Leute zur Station, die andere zu Sike
zu senden. Dieser hatte mittlerweile begonnen, die
Thore des Quikuru mit Bastionen und die Palissaden=
boma mit einer festen Lehmschicht zu versehen, hatte
seine Mannschaften erhöht, massenhaft Munition durch
Kwihara u. s. w. angeschafft, den Kampf mit Nyassos
Leuten ausgenommen und die Karawanenstraßen ge-
sperrt. Dr. Schwesinger hatte seinerseits die
Nyasso offiziell als Gegensultanin von ihrer Tembe
abgeholt und in Tabora untergebracht.
Am 13. September beschloß Dr. Schwesinger,
das Qnikurn zu belagern, und zog mit Lazareth=
gehülfen Jurock, 24 Sudanesen, 35 Stationsein-
gestellten, einem 12 cm-Mörser und 3000 Mann
Hülfsvölker (Warambo, Wasongo, Wangoni, Wanyam-
wesi, der Nyasso u. s. w.) mit Palissaden befestigte
Lager davor; auch die Araber Taboras betheiligten
sich auf Dr. Schwesingers Aufforderung hin daran,
aber nur in passivster Weise. Lazarethgehülse Jurock
wurde zum zweiten Male verwundet, die Verluste
der Truppe waren sonst gering. Die Hülfsvölker
verloren ziemlich viel, namentlich die Wangoni. Am
18. September folgte ein allgemeiner durch Araber
geleiteter Ausfall, in welchem die Araber und sämmt-
liche Hülfsvölker außer den Warambo in helle Flucht
gejagt und das Lager der Verbündeten auf dem
linken Flügel in Vrand gesteckt wurde. Mit Mühe
und Noth wurde der Angriff von der Boma der
Truppe selbst unter schwerem Verlust des Feindes
abgewehrt. Außer dem Wali, der anfangs auch ge-
flüchtet war, und den Warambo waren die Hülfs-
völker verschwunden. Die Belagerung wurde daher
ausgehoben.
Drei Tage darauf wurde durch Kwihara ein
Friede mit Sike, natürlich nur auf dem Papier,
zustande gebracht. Die Anfang November unter
Feldwebel Fricke eintreffende Abtheilung wurde als
„Krieg in Sicht" gedeutet. Die Einrichtung eines
Polizeiwesens war den Arabern Taboras Grund zu
erneutem Intrignenkrieg unter Leitung Kwiharas.
Allgemeine Unruhe herrschte in der Siadt. Die
Bevölkerung wurde öffentlich aufgehetzt. Sike forderte
durch Kwihara die Auslieferung der Sultanin Nyasso.
Als dies abgeschlagen wurde, erklärten die Kwihara-
Araber u. s. w. öffentlich auf dem Markte, sie sei-