Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Sike-Leute, sie würden demselben Hongo zahlen u. s. w., 
und suchten, mit ihrem Anhange in der Stadt herum- 
lärmend, die ganze Bevölkerung aufzuwiegeln. Um 
diese Zeit wurde Baumann im nahen Tombali 
verwundet. Sike erklärte der Nyasso den Krieg, 
konfiszirte eine Sewa Hadji= und eine Belutschen- 
Karawane und sperrte alle Routen. Die Station 
warb ihrerseits weitere Soldaten an. Dies war die 
Simation, als ich am 14. Dezember hier ankam. 
Wie Sike den Frieden aufgefaßt, bewies er, als er 
mich an diesem Tage trotz meiner vorausgeschickten 
Friedensbotschaft in Sicht seines Quikurn überraschen- 
derweise angreifen und fast überrennen ließ.") 
Der Bevölkerung gegenüber wahrte ich volle Neu- 
tralitat. Die Araber lud ich zu einer feierlichen 
Barasa ein, bei welcher sie einerseils durch über- 
trieben an den Tag gelegten Respekt, andererseits 
durch hämische Gebärden einen recht fatalen Eindruck 
auf mich machten. Ich erklärte ihnen im Auftrage 
Euer Excellenz, nur in friedlicher Absicht gekommen 
zu sein, lediglich um über die Verhältnisse zu be- 
richten. Da aber, bevor man gewußt, wer ankämec, 
seitens der Station verlautet war, „bald käme einer, 
der das Kriegshandwerk gründlich verstände“, glaubte 
Sike absolut nicht an meine friedlichen Absichten. 
Eine Karawane nach der anderen wurde angegriffen, 
der Verkehr vollständig gesperrt; die Araber Kwiharas 
weigerten sich, zur Barasa zu kommen u. s. w. Die 
Lage wurde unerträglich. Ich hatte in Tabora vor- 
gesunden: 
Soldaten der Schutztruppe: 
Reguläre: 22 Sndanesen, 
grundlos als Reguläre betrachtet: 18 Waganda und 
Wanyamwesi (durch Kompagnieführer Langheld 
zur Küste gebracht). 
Durch die Station angeworben: 
46 Wanyamwesi, Wasukuma und Waganda (in der 
Zeit vom Mai bis November), 
29 Manyema (soeben eingestellt). 
Die Qualität des Materials war also höchst 
fragwürdig. 
Ich hatte mitgebracht: 
12 Sudanesen und 12 Snahelis. 
Sike hatte indessen die Befestigung seines Quikurn 
vollendet und die Besatung desselben sast vervierfacht: 
eiwa 700 Mann, meist mit Gewehren bewassfnet, 
darunter 20 Hinterlader. Diese Zahl konnte er 
innerhalb einer Stunde um weitere 700 aus Sneiu, 
Kasui und Kipalapala erhöhen. Die Gesammtein= 
wohnerzahl des Quiluru schätzen die Araber auf 
3000 Seelen. 
Ich mußte daher Dr. Schwesingers Ansicht, 
daß mit diesen Mitteln nur eine weitere Niederlage 
rislirt werde, beipflichten und beschloß, Hülfe aus 
Es war eben zum Abkochen Halt gemacht und die 
—ime latten sich zum Holzholen zerstreut, als 60—0 
feindliche Krieger #ranstaruuten, Ne Prince schoß sofort mit 
dem Unieroffizier Weinberger auf sie ein und vertrieb 
sie mit Hulfe der inzwischen herbeigekommenen Soldaten. 
200 
  
Unyangwirg herbeizuholen. Zu dem Zwecke schickte 
ich Dr. Schwesinger mit einer Abtheilung nach 
Usongo, um auf Umwegen von dort Träger nach 
genannter Station zu führen. 
Unterdessen verlegte ich alle Kräfte darauf, die 
Mannschaften auszubilden — die bis dahin eigentlich 
noch gar nicht exerzirt hatten — und das zum 
Angriff nothwendige Material — Sandsäcke, Hacken, 
Leitern u. s. w. — vorzubereiten. Die hartbedräng- 
ten Leute der Nyasso unterstützte ich im Geheimen 
durch 150 für Sike bestimmle, aber beschlagnahmte 
Gewehre und Munition. 
Sike hatte schon vier Karawanen festgelegt, eine 
zum großen Theile geraubt, zweimal die Postboten 
abgeschlachtet und soeben 250 Mann nach Ikungn 
geschickt, um jene Route ganz zu sperren. Der 
Araber Kapeni zog sämmtliche Perlen — das hiesige 
Kleingeld — ein, so daß die Soldaten nichts mehr 
kaufen konnten; die Lebensmittelfrage war eine sehr 
schwierige, obgleich ich bei den weiter abliegenden Sul- 
tanaten einkaufen ließ; denn die Station hatte gar 
keinen Vorrath angelegt. Eine dieser Lebensmittel- 
karawanen wurde ebensalls von Sike aufgehoben. 
Am 9. Jannar traf Dr. Schwesinger mit der 
Meldung in Tabora ein, sämmtliche in Usongo an- 
geworbenen Träger seien davongelaufen, angestiftet 
durch sechs seiner Waganda-Askaris, darunter der 
Ombascha Pangu. 
Diese waren ebenfalls desertirt und zwar unter 
Mitnahme ihrer Gewehre, Patronen u. s. w. 
Kurz vor diesem Datum waren weitere zwei 
Waganda von der Station desertirt. Die verblei- 
benden 20 Waganda hatten, so meldete mir bald 
darauf der Polizeihauptmann Mihran Effendi, heim- 
liche Zusammenkünfte, welche auf ihre Absicht, eben- 
falls zu desertiren, hinwiesen. Da dies unsere Lage 
bedeutend verschlimmern würde, entschloß ich mich 
zum sofortigen Angriff auf das Quikuru kwa Isike, 
zumal sämmtliche Vorbereitungen schon fertig waren. 
Außerdem war ich mir mittlerweile klar geworden, 
daß unsere bisherigen Mißerfolge nicht zum kleinsten 
Theile dem Umstande zuzuschreiben waren, daß keine 
einheitliche Leitung vorhanden und der Sturm nicht 
auf einen Punkt konzentrirt gewesen war. Die ein- 
gezogenen Erkundigungen hatten mich im Allgemeinen 
über die Beschaffenheit des Quikurn — siche Plan — und 
eine am 27. Dezember von mir vorgenommene Rekog- 
noszirung über die Terrainverhällnissedaselbst. orientirt. 
Ich hatte zur Verfügung: 
Dr. Schwesinger, 
Feldwebel Fricke, 
Unteroffizier Weinberger, 
Lazarethgehülse Jurock, 
Polizeihauptmann Mihran Effendi, 
34 Sudanesen, 
20 Waganda und Wanyamwesi 
12 Sunaheli-Askari 
28 Wanyamwesi und Wasukuma 
31 Manyema 
Schußtruppe, 
im November ein- 
gestellte Rekruten,
	        
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