Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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und befahl Dr. Schwesinger, auf diese zu achten. 
Unteroffizier Weinberger erhielt Befehl, auf Süden 
und auf Westen zu achten; ich selbst nahm den linken 
Flügel. Die Abtheilung unter Fricke und Jurock 
war in einer kritischen Lage; die Waganda und 
Suaheli hielten aber hier vorzüglich stand. Nach 
etwa 10 Minnten langem Schießen der feindlichen 
Schüßenlinien rannten die im Nordwesten stehenden 
Haufen brüllend herbei, und im ganzen Umkreise 
stürmte Alles schießend und brüllend heran, während 
aus dem Quikurn ein wüstes Schießen begann, das 
aber den eigenen Leuten gefährlicher war als uns. 
Ich befahl auf allen Seiten eine Salve, dann Schuell- 
seuer. Die Speerträger wurden auf etwa 40 Meter, 
alles Uebrige auf durchschnittlich 130 Meter, fast 
augenblicklich mit beträchtlichem Verlust in die Flucht 
gejagt; der Araber war verschwunden. Ich hatte 
einen Todten und vier Verwundete. Die Bewegungen 
Dr. Schwesingers, sowie die Geschützführung des 
Unteroffiziers Weinberger und des Lazarethgehülsen 
Jurock hatten sich in Anbetracht der kaum gedrillten 
Soldaten durch Kaltblütigkeit und Exaktheit aus- 
gezeichnet. 
Nunmehr zog ich Alles ein und richtete Stellung 
() für die Nacht ein. 
Bei Einbruch der Dunkelheit ließ ich Laufgräben 
(d) ausheben. Da wir Alle sehr erschöpft waren, 
sandte ich Feldwebel Fricke mit einer Abtheilung 
auf Umwegen nach Tabora, der am nächsten Morgen 
vor Sonnenausgang mit einigen Lebensmitteln wieder 
kam. Die Truppe war 24 Stunden ohne Wasser, 
Nahrung und fast auch ohne Schlaf gewesen; der 
Graben war 80 m lang ausgehoben. Den Tag über 
(11. Januar) wurde daran weiter gearbeitet. 
Unsererseits schossen nur die Europäer und die 
besten Sudanesen-Schützen hinter aus Sandsäcken 
hergestellten Scharten. Als der Graben auf 30 m 
an die Boma heran war, ließ ich zum größeren 
Schutze der Arbeiter einige Granaten in jene Rich- 
tung werfen. Infolge eines Nohrkrepirers wurden 
dem neben mir schießenden Sudanesen Abdalla Hafif 
Mohamed beide Arme und das Gewehr zertrümmert. 
Geschützseuer daher eingestellt. Um 4 Uhr erfolgte 
wiederum ein Ausfall von allen Seiten, aber dies- 
mal mit weit weniger Leuten. Etwas kritisch wurde 
nur der Angriff im Süden und Süd-Osten, indem 
ein eiwa 100 Mann starker Trupp infolge des 
schlechten Schießens der Manyema-Rekruten bis an 
den Hügel (II) gelangte. Die Manyema waren voll- 
ständig wild geworden, stimmten ihr Kriegsgeheul 
an und stürmten, trotzdem der sie kommandirende 
Europzer einige mit dem Kolben zu Boden schlug, 
wie rasend aus den Gräben heraus auf den Feind. 
Derselbe lief zwar nach einem momentanen Hand- 
gemenge im Busch südöstlich davon, die Manyema 
kehrten aber nicht eher zurück, als bis sie fast alle 
ihre Patronen verknallt hatten. Auf den Kwihara- 
Hügeln zeigte sich ein Haufen Leute, die aber nach 
Empfang einer Granate verschwanden. 
  
In der darauf folgenden verhältnißmäßigen Ruhe 
wurde abgekocht; die Sudanesen mußten zum Essen 
gezwungen werden, da sie trotz 36 stündigen Hungerns 
beschlossen hatten, nichts zu essen, bis „Sike kaputi“. 
Um Mitternacht war der Laufsgraben ferlig. 
Bis 1 Uhr ließ ich Alles, so gut es gehen wollte, 
ausruhen. Das Trommeln und Singen war ver- 
nehmbar schwächer geworden, nicht das Schießen. 
Um 1 Uhr rückie die Truppe in den Lausgraben, 
Wanyamwesi und Waganda als die am wenigsten 
Sicheren voran, zuletzt die Manyema; der ganzen 
Sache Halt gaben die Sudanesen in der Mitte. 
Kurz nach 1 Uhr trat ein schwerer Plabregen ein, 
der bis 5 Uhr dauerte. Obgleich die Kälte höchst 
niederschlagend auf die Leute wirkte, war der strö- 
mende Regen doch vortheilhaft, und unter dem Schuß 
desselben legte ich eine Abtheilung Wanyamwesi und 
Waganda unter Feldwebel Fricke an die Boma, 
die dieselbe einzureißen begann. Da diese Abtheilung 
dentliche Symptome von Furcht zeigte, verstärkte ich 
sie durch die Snaheli unter Jurock. An der Spitze 
des Grabens war ich mit den Leitern, Unteroffizier 
Weinberger mit dem Geschütz in der Mitte; 
Dr. Schwesinger mit Mihran Effendi an der 
Quene. Die Kälte wurde unerträglich. Um 4½/ Uhr 
gab ich das Signal zum Sturm und sprang mit 
den Sudanesen unter Hurrah vor; die schwankenden 
Manyema brachte Dr. Schwesinger durch möglichst 
energische Mittel nach. Ombascha Ali Kalil war der 
Erste nach mir auf der Boma, nachdem ich eine 
Oessnung oben geschaffen; unter kräftigster Mit- 
wirkung der Europäer war bald Alles innerhalb des 
Bomagürtels. Während ich Dr. Schwesinger 
einen Durchbruch für das Geschüß schaffen ließ, ent- 
wickelte sich zwischen Boma und erster Tembe ein 
wirres Gedränge, in dem das Geschütz Sikes erobert 
wurde. Wir rannten an die Tembewand, steckten 
die Gewehre durch die Schießlöcher und zündeten 
mit Petroleumfackeln das Holzwerk der Tembe an, 
um die Insassen durch Rauch zum Verlassen des 
Inneren zu zwingen. In diesen wenigen Minnten 
waren zwischen Boma und Tembe Mihrau Esfendi 
und ein Soldat gefallen, 12 Soldaten zumeist schwer 
verwundet worden. Nachdem ich die Leiter an den 
ersten Tembengüurtel hatte anlegen lassen, wurde 
dieielbe, Dr. Schwesinger an der Spitze, erstiegen. 
Die ausgehende Sonne erhellte die Sitnation. 
In einem dicht gedrängten Haufen setzte ich den 
letzten Sturm an, der mit Marsch-Marsch Hurrah! 
über den ersten durch den zweiten Tembenring ging 
und durchs zerbrochene Thor in die innerste Tembe 
eindrang. Einige wenige slüchtende Feinde wurden 
hier noch niedergeschossen. Als ich an der Haupt- 
Barasa die schwere, arabische Thür einschlagen ließ, 
erfolgte inwendig eine heftige Pulverexplosion, die 
das Tembedach aufwarf. Nach einer zweiten De- 
tonation ließen sich nur noch schwache Patronen= 
explosionen hören, Sike hatte sich, seine Familie 
und seine Schätze durch Anzündung seines Pulver-
	        
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