Aus den meisten Theilen Unyamwesis sind Ge-
sandtschaften und Geschenke eingegangen, die Sul-
tanin Nyasso, deren Leute 14 Tage für die Station
gearbeitet haben, zog am 25. Januar im Triumphe
als Sultanin von Unyanyembe aus Tabora in die
Tembe Snetu, begleitet von einer Abtheilung Sol-
daten unter Dr. Schwesinger mit dem Wali und
mehreren Arabern. Der Thronfolger Simba ist
aus Ukonongo eingetroffen und wohnt vorerst bei
ihr. Dadurch ist die Station in direkten Verkehr
mit den Eingeborenen getreten, die Vermittelung der
Araber ist unnöthig geworden. Eine rechtmäßige
(Sike war Sklavensohn und nicht nach Landesbrauch
gewählter Sultan) Regentensamilie ist durch uns
eingesetzt, die während der ganzen kritischen Zeit treu
zur Station gehalten. Der durch die Furcht vor
Sike unterdrückte Wunsch, auch in Unyanyembe ein
den Rechten und Gebräuchen entsprechendes Haupt
zu sehen, ist hierdurch erfüllt. Eine durch Sike in
Mkigwa festgelegte und eine bei Wamba gefährdete
Karawane sind gerettet worden.
Die Routen sind geöffnet, der Zug der Kara-
wanen — etwa 7000 für Uji bestimmte Lasten
liegen seit sieben Monaten in Tabora — hat
gonnen; es handelt sich nur für die kürzeste Noute
über Rubugo um die Initiative der Karawanen
selbst.
Daß in Unyamwesi Eingeborenenkämpfe statt-
finden können und werden, ist bei der großen
Ausdehnung des Gebietes natürlich.
In Tabora und Unyanyembe ist ein deutsches
Prestige zum ersten Mal wirklich vorhanden und der
Friede nach menschlicher Voraussicht gesichert.
gez. Prince, Lientenant.
Erklärung
der Araber von Kwihara von Tabora:
Seliman bin Masud bin Raschid, Baruani;
Hamdan bin Aballa bin Nasib, Rhissi;
Mhammed bin Scheich bin Nasib, Mtawi;
Said bin Abdalla bin Juma, Sacheli.
Wir unterzeichneten Araber von Kwihara erklären
hiermit eidlich vor Golt der Wahrheit gemäs, daß
wir seit Beginn des Konfliktes der Station Tabora
mit Sike forkwährend unter der Hand gegen die
Station intriguirt, Sike materiell unterstüßzt, am
18. September v. J. offen in Verbindung mit dem-
selben gestanden und am 10. Jannar d. J. in
ossenem Gefechte die Truppen der deutschen Regie-
rung in eigener Person angegriffen haben.
Bei der uns henute gestellten Alternative, durch
Zahlung von Elfenbein Kriegsentschädigung zu
leisten oder seitens der Station offenen Krieg zu
gewärtigen, haben wir mit der direkten Erklärung,
uns in Zukunft von jeder politischen Einmischung
innerhalb Deutsch-Ostafrikas sernhalten zu wollen,
uns zur Zahlung von 25 Frasilah guten Elfeubeins
unterworfen.
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Wenn wir uns troß dieser von uns anerkannten
letzten Nachsicht wiederum Vergehen gegen die
deutsche Autorität zu Schulden kommen lassen, so
wissen wir auf das Bestimmteste, daß wir alsdann
unweigerlich mit Leben, Hab und Gut deafür zu
büßen haben werden.
Arabische Schriftzeichen.
Als verantwortlicher Dolmetsch:
gez. Hanna Hakim.
Der Wali von Tabora:
Arabische Schriftzeichen.
Zeuge:
gez. Dr. Schwesinger, Arzt.
In meiner Gegenwart verhandelt:
gez. Prince,
Lieutenant und Stationschef.
Tabora, den 14. Jannar 1893.
Bericht über Bestrafung des Sultans Rigole von Ipala
in Ugogo wegen Rarawanenraubes.
Tabora, den 28. Jannar 1893.
Um 1 Uhr nachts ließ ich vier Gewehre in
meinem befestigten Lager bei RNsasa, während der
mich begleitende Belutsch mit seinen Leuten in dessen
Nähe rückte; marschirte mit Unteroffizier Wein-
berger, 10 Sudanesen, 8 Suaheli und 5 mit
Aexten bewaffneten Wanyamwesi nach der etwa
25 Temben zählenden Ortschaft Ipala und erreichte
unbemerkt die Haupttembe des Sultans Kigole vor
Sonnenaufgang des 22. November. Auf meine
Aufforderung, zum Schauri herauszukommen, erhoben
die Insassen das Kriegsgeheul (u— u — il), das
sofort von den anderen Temben ausgenommen wurde.
Wir erkletterten das platte Dach und sprangen in
einen der Höfe. Im Begriffe, die Thore zu stürmen,
erhielten wir von innen Gewehrfeuer. Mit Aexten
durchschlugen wir die Wände der dunklen Räume
und drangen hinein. Nach kurzem Widerstande
drängten die Wagogos in die Räume des zweiten
Gehösts. Während ich den Unteroffizier Wein-
berger ihnen nachdringen ließ, hörte ich Kriegsgeheul
draußen, sprang mit einigen Leuten auf die Dächer
und eröffnete rechtzeitig erfolgreiches Schnellfener
auf etwa 100 bis 150 nach Massai-Art bewassnele
Wagogos, die zu beiden Seiten eines kleinen,
60 Schritt abliegenden Felsenhügels hervorbrachen.
Kigole war nebst etwa 20 seiner Leute ge-
fallen, über 30 Wagogo (mit Weibern) wurden ge-
fangen, 250 bis 300 Stück Vieh erbentet.
Mit Letzteren und der speziellen Familie des
Kigole trat ich gegen 7½⅛ Uhr den Rückmarsch nach
Nsasa an, da auf allen Seiten der Kriegsruf ertönte.
Die Wagogo verfolgten uns in zwei Trupps, die je
60 bis 70 Mamn zählen mochten, im Rücken und
au der linken Flanke, wurden aber, als sie sich auf