Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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auch in der Niederung anzupflanzen. Die im Jahre 
1879 in Blantyre angepflanzten Fieberbäume — 
Eucalyptus globulus — haben jetz bereits eine 
Höhe von 100 Fuß und an der Wurzel einen Durch- 
messer von zwei Fuß. Dieser in Südeuropa zur 
Sanirung von Fiebergegenden vielfach kultivirte Baum 
ist neuerdiugs auch mit bestem Erfolge auf der Plan- 
tage des Herrn Karl Perrot in Tanga angepflanzt. 
Wenn der Wasserstand des Shire es erlaubt, 
kann man den Fluß bis Blantyre Port, 10 Meilen 
unterhalb des Murchison-Katarakt, befahren; von 
Katanga oder Blantyre Port führt eine fahrbare 
Straße um die Fälle nach Matobe am oberen Shire. 
Zur Zeit ist dieser Weg für Viehtransporte durch 
das Auftreten der Tsetse-Fliege gesperrt. Ein Brief 
von London braucht fünf Wochen, um Blantyre zu 
erreichen. 
An den Ufern des Shire finden sich große 
Strecken des fruchtbarsten Alluvialbodens, auf dem 
Reis-, Zuckerrohr= und Baumwollpflanzungen vor- 
züglich gedeihen. Da dies Gebiet jedoch häufigen 
Ueberschwemmungen ausgesetzt ist, so ist die Ansiede- 
lung von Europäern hier unmöglich. Die Missions- 
stalion und die europäischen Niederlassungen befinden 
sich fast alle auf dem gesunden, aber weniger frucht- 
baren Plateau. 
Die hauptsächlichsten von den Eingeborenen kul- 
tivirten Nutzpflanzen sind Reis, Mais, Hirse, Sorgum, 
süße Kartkoffeln, Dams, Bananen, Erdnüsse, Hanf und 
Tabak. Wie der Verfasser selber sagt, sind alle diese 
Produkte mit Ausnahme der Erdnüsse wegen der 
hohen Fracht auf dem europäischen Markte nicht 
konkurrenzfähig. Dagegen setzt er die größten Hoff- 
nungen auf den Anbau von Kaffec, welcher im Jahre 
1879 begonnen wurde und jetzt schon einen solchen 
Umfang angenommen hat, daß in der letzten Saison 
10 Millionen Pflanzen ausgepflanzt sind. Der Kasfsee, 
welcher auf der Plantage der Gebrüder Buchanan 
gewachsen ist, hat einen hohen Preis auf dem Lon- 
doner Markt erzielt. Die Bohnen sind klein, aber 
voll und von feinem Aroma. Außer Cossea Arabica 
sind jetzt Blue Mountain-, Orange= und Liberia= 
Kaffee angepflanzt. Der Blue Mountain gedeiht auf 
einer Höhe von 3000 Fuß vorzüglich, während der 
Orange-Kaffee für diese Höhe schon weniger geeignet 
ist. Der Liberia-Kaffee trägt in Blantyre noch auf 
einer Höhe von 3300 Fuß. Aber es kann dies wohl 
als die äußerste Grenze angesehen werden, auf der 
Kaffee noch eine vortheilhafte Ernte liefert. Colloa. 
Mozambiquensis, wahrscheinlich eine einheimische 
Pflanze, hat sich sehr widerstandsfähig gegen anhal- 
tende Dürre gezeigt. Die Pflanze hat die Eigen- 
thümlichkeit, vor der Blüthe die Blätter abzuwerfen. 
Die Früchte sind sehr schmal, aber aromakisch und 
reisen in unglaublich kurzer Zeit. 
Die Rizinusstaude wächst, wie auch in Deutsch- 
Ostafrika, überall wild. Die Samenkerne haben in 
London einen Werth von 8 P per Tonne. Die 
einheimische wildwachsende Baumwolle ist für den 
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Export ohne Werth, da sie zu kurz im Stapel ist; 
man hat jetzt Versuche mit einigen ägyptischen und 
amerikanischen Arten gemacht, welche allem Anschein 
nach gut gedeihen. Aus der Rinde der Sanseviera. 
longifolia verfertigen die Eingeborenen ein vorzüg- 
liches Tauwerk, welches sie an die Europäer ver- 
kaufen. Die wilden Feigenbäume liefern das bekannte 
Nindenzeug. Flachs und verschiedene Faserpflanzen, 
wie Rhea und Aloe, werden bereits mit bestem Er- 
folge kultivirt. Ueber den Tabaksbau der Einge- 
borenen im Maolande haben wir schon in einem 
früheren Artikel (D. Kol. Bl. 1892, Nr. 23, S. 580) 
berichtet. 
Solleinnahmen Basutolands.“) 
Basutoland ist am 1. Juli 1891 dem südafrika- 
nischen Zollverein, dem außerdem die Kapkolonie, 
der Orange-Freistaat und Brikisch-Betschuanaland 
angehören, beigetreten. Nach dieser Vereinbarung er- 
hebt der Staat, an dessen Grenzen zollpflichtige 
Waaren in das Vereinsgebiet eingeführt werden, die 
Zölle und liefert bei denjenigen Gütern, die in das 
Gebiet eines anderen zur Union gehörigen Staates 
zum dortigen Verbrauch übergeführt werden, drei 
Viertel der hierauf erhobenen Zölle ab. Nach einer 
vor Kurzem veröffentlichten Uebersicht beträgt der 
Werth der im Jahre 1892 über die Kapkolonie in 
Basutoland eingeführten zollpflichtigen Waaren 
& 35 644; von den auf diese Waaren erhobenen 
Zöllen im Betrage von S 5651 sind F 4238 an 
Basutoland abgeführt worden. Die Einfuhr nach 
Basutoland über den Orange-Freistaat hatte einen 
Werth von # 42 963, der Antheil des Zollertrages 
Basutolands belief sich aus ## 4366. 
Im Jahre 1892 hat also Basutoland allein von 
den über die Kapkolonie und den Orange-Freistaat 
eingeführten zollpflichtigen Waaren eine Zolleinnahme 
von F 8604 gehabt. 
Die Expedition Descamp, 
welche den Kapitän Jaques am Tanganyika-See 
Unterstützung bringen soll — vergl. D. Kol. Bl. Nr. 5 
1892, S. 127 — hat London am 6. April ver- 
lassen; sie wird von der Schinde-Mündung durch 
einen Dampfer der englischen Seen-Kompagnie nach 
Karonga am Nordende des Nyasa= Sees befördert. 
Von dort hofft Kapitän Descamp, der von zwei 
belgischen Offizieren begleitet wird, in 30 Tagen den 
Tanganyika-See zu erreichen. Die Expedition führt 
Kanonen, Gewehre und Munition mit sich. 
  
*) Vergl. D. Kol. Vl. 1892, S. 402.
	        
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