Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Fieber, Milztumor u. A. m. Den bedeutendsten 
Htiuptling in der Ebene am See, Manjawara mit 
Namen, befreite Merensky von einem Augenleiden. 
Durch diese Liebesthätigkeit gewannen die Missionare 
bald das Vertrauen und die Zuneigung des ganzen 
Volks. Die Häuptlinge der Umgegend sprachen ihre 
Freude darüber aus, daß die weißen Männer unter 
ihnen wohnen wollten, und einer löste den anderen 
ab, um sie zu grüßen, zu sehen und durch Austausch 
von Geschenken mit ihnen in Verbindung zu treten. 
Bald halten die Brüder 15 Stück Rindvieh, 10 
Schafe und 12 Ziegen als solche Freundschafts- 
beweise erhalten. Freilich suchten die Leute nur 
äußerliche Dinge bei den Missionaren, im besten 
Falle Nath und Erkenntniß in weltlichen Angelegen- 
heiten. Denn was die Glaubensboten eigenklich 
wollen und für eine Aufgabe haben, davon haben 
sie noch keine Ahnung. Doch ist es sehr erfreulich, 
daß die Häuptlinge jetzt vertrauensvoll alle ihre 
Streitsachen vor die Missionare brachten und die- 
selben Recht sprechen ließen. Merensky, der die 
Rechtsanschauungen, Sitten und Gebräuche der 
Schwarzen kennt, fällte seine Urtheile mit solcher 
Weisheit, daß sich bald Alle willig seiner Ent- 
scheidung unterwarfen. Missionar Nauhaus, der 
unter den Schwarzen in Südafrika aufgewachsen 
ist, setzt diese Thätigkeit in derselben Weise sort. 
So sind die Glanbensboten nun die Friedensrichter 
und -stifter im Volk geworden. Zwar mäüssen sie 
viel Zeit darauf verwenden; aber sie gewinnen da- 
durch auch an Einfluß und Vertrauen bei den Leuten, 
von den Häuptlingen werden sie darum auch als 
ihre Väter behandelt. Jetzt führen diese ihre 
Streitigkeiten gegeneinander nicht mehr mit den 
Speeren und in Kriegen aus, sondern sie lassen die 
Sachen durch die Missionare untersuchen und bei- 
legen. „Du bist unser Vater, ordne du“, so sprechen 
sie. Am freundlichsten stellte sich bald der junge 
Häuptling Makatungila, der ganz in der Nähe 
von Wangemannshöh wohnt. Er faßte ein kindliches 
Zutrauen zu den Glaubensboten, theilte ihnen jede 
wichtige Angelegenheit, die ihn beschäftigte, mit und 
bat um ihre Entscheidung. Sein Stamm des 
Kondevolkes, unter dem die Brüder nun wohnen, 
heißt Wanjakjusa. 
Wichtig war es auch, daß der gefürchtete Wa- 
sangu-Häuptling Mererc, ein Halbaraber, der 
mehrere Tagereisen nordwestlich wohnt, mit den 
Missionaren in freundliche Verbindung trat. Auch 
die ostwärts in den Gebirgen lebenden Wakinga 
machten bei den Missionaren Besuche. Beide 
(Merere und Wakinga) waren bisher Feinde der 
Konde gewesen; die Mission hat hier versöhnen 
und Frieden slisten können, und die Glaubens- 
boten stellten sich Allen durch Wort und That 
dar als Männer des Friedens, die den Krieg 
abschaffen und Allen Menschen Frieden bringen 
wollen, Kranke heilen und Gottes Wort verkündigen. 
Doch ehe sie diese letztere Thätigkeit in vollem 
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Umfange ausüben konnten, mußten zuerst die nöthigen 
Häuser gebaut werden. Mit aller Kraft wurde von 
den Brüdern sofort nach ihrer Niederlassung die 
Bauarbeit in Angriff genommen; denn die Regenzeit 
pflegt dort Mitte November einzutreten, und das 
Wohnen in Zelten wäre dann für die Gesundheit 
sehr gefährlich gewesen. Darum sollten zunächst 
einige kleine Wohnhäuser nach Art der Eingeborenen 
errichtet werden. Leider war kein Bauholz in der 
Nähe vorhanden, und um dasselbe aus der Ferne 
herbeizuschaffen, fehlte es an Wagen und Gespann; 
man vermißte sehr den südafrikanischen Ochsemvagen 
und beabsichtigt, deuselben hier einzuführen, wozu 
Nauhaus bereits acht junge Ochsen zu Zugthieren 
erzogen hat. Als Baumaterial muß Bambus und Rohr 
gebraucht werden. Doch bereitete es unserem Zimmer- 
mann Rorig einige Schwierigkeiten, damit zu bauen; 
denn im Bambus hält kein Nagel, und feste Riemen 
zum Zusammenbinden konnte man von den Konde 
auch nicht erlangen; es mußte Bast von Bäumen 
dazu genommen werden. Sehr nützlich erwiesen sich 
nun die von Bandawe mitgebrachten Arbeiter, ohne 
welche das Bauen gar keinen so schnellen Fortgang 
genommen hätte. Auch die beiden Suluchristen aus 
Natal waren vortreffliche Gehülfen und machten 
ihrem Christennamen Ehre. Der eine, Afrika mit 
Namen, hatte die Küche unter sich, der andere, Na- 
thaugel, wurde Aufseher über die eingeborenen 
Arbeiter, welche sich alsbald einstellten. So ging 
es mit der Bauarbeik gut vorwärts; bis zum 19. No- 
vember waren drei Häuser fertig; ein rundes Küchen- 
häuschen mit spitzem Dach, ein viereckiges Häuslein, 
in welchem die Brüder Schumann und Bunk mit 
den werthvollsten Vorräthen Unterkommen fanden, 
und ein größeres Wohnhaus, welches die anderen 
fünf Brüder bezogen. Obgleich der Raum etwas 
enge war, so hatten sie es doch am Tage bedeutend 
kühler als in den Zelten, hatten auch für die 
kommende Regenzeit einen bedeutend gesunderen Auf- 
enthalt. 
Da der Regen noch ausblieb, so wurde die 
Arbeit fortgeselzt und ein Arbeiterschuppen errichtet, 
in welchem man auch bei Regenwetter und Sonnen- 
hibe thätig sein konnte. Dazu kam noch ein 70 Fuß 
langer Kuhstall und ein kleinerer Ziegenstall, nach 
Kondeart von Bambus, RNohr und Gras aufgeführt, 
neben denen sich dann auch die eingeborenen Arbeiter 
eine Anzahl größerer Hütten errichteten. Bruder 
Nauhaus II. brachte das Ziegelstreichen in Gang, 
und die Konde zeigten sich dabei so gelehrig, daß 
bald zwei Ziegelstreicher 1500 bis 2000 Steine 
täglich ansertigten. Nun beschloß Merensky troß 
der anbrechenden Regenzeit ein größeres festes Haus 
aus Luftziegeln (d. h. aus Lehmziegeln, die nicht ge- 
brannt, sondern nur an der Sonne hart gedörrt 
sind) zu bauen. Die Mauern wurden während des 
Baues durch die Ueberdächer der Zelte und andere 
wasserdichte Pläne vor dem Regen geschützt. Das 
Dachgebälk, welches Rorig sehr geschickt und zweck-
	        
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