Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

stimmten Zahl von Jahren ihre Dörfer christlich 
sind. Die Gesammtzahl unserer Neugetauften be- 
trägt 200. 
Um den Einfluß der Mission auszudehnen und. 
ihren Wirkungskreis zu erweitern, haben wir uns 
entschlossen, zwei Meilen von Mandera in einem 
Madessa genannten Orte eine neue christliche Ort- 
schaft zu gründen. Acht junge Ehepaare sind letter 
Tage dort eingeführt worden. 
Die Schule zählt in diesem Angenblick 45 
Kinder, wovon einige zwanzig frei und aus der 
Gegend sind, der Rest gehört der Mission oder 
dem christlichen Dorsc an. Die ersteren sind von 
ziemlich gutem Charakter, jedoch ihre Unbeständigkeit 
oder vielmehr ihre Liebe zur Freiheit verleitet sie 
recht oft dazu, die Schule zu schwänzen. Wenn die 
Eltern nur ein wenig es verständen, ihre Kinder 
in Zucht zu halten und deren Launen zu bezähmen, 
hätten wir eine viel größere Zahl Kinder, denn in 
den allermeisten Fällen kommt die Schwierigkeit von 
diesen selbst her, die ungestraft Alles thun, was 
ihnen beliebt. Doch haben wir sie lange genng, 
um sie in ihren religiösen Pflichten zu unterweisen. 
Die kleine, ganz in Stein ausgeführte Kirche ist 
im Juni 1892 vollendet worden. Sie ist 27 Meter 
lang bei einer Breite von 7 Metern. Ein Thurm 
von 13 Meter Höhe, überragt von einem schönen, 
vergoldeten Krenze, dient als krönender Abschluß 
und beherrscht weitumher das Land.“ 
Basutoland im Jabre 1391/92.5) 
Dem als englische Parlamentsvorlage erschienenen 
Bericht über die Entwickelung Basutolands in der 
Zeit vom 1. Juli 1891 bis zum 30. Juni 1892 
entnehmen wir Folgendcs: 
Die Lokaleinnahmen beliesen sich, abgesehen von 
den in diesem Jahre zum ersten Mal erhobenen 
Zöllen, auf S 22753. Die Hüttensteuer (10 sb 
pro Hütte in Geld oder in Produkten zu entrichten) 
betrug allein E 19 067; von den übrigen weniger 
ins Gewicht fallenden Einnahmen seien die aus 
Handelslizenzen mit S 1676 und die aus dem Post- 
wesen mit § 757 erwähnt. 
Die Ausgaben, die in dem Berichte nicht spe- 
zialisirt sind, erreichen ungefähr dieselbe Höhe wie 
die Einnahmen. 
Die Zollerträge konnten für die ganze Berichts- 
periode noch nicht festgestellt werden; sie sind jeden- 
falls hinter dem Voranschlag zurückgeblieben, was 
wesentlich auf den durch die Heuschrecken verursachten 
Ausfall der Ernte zurückgeführt wird. 
Daß der Export von Kornfrüchten aus Basuto- 
land trotzdem nicht unbedeutend war, geht aus 
*) Vergl. D. Kol. Bl. 1892, S. 402 und 1893 S. 233. 
254 
  
nachstehender Tabelle hervor. Es wurden aus- 
geführt: 
95 132 Säcke Weizen, 
66 327 -Mais, 
345 = Kafferkorn, 
1350 = Hafer. 
Das wichtigste Ereigniß im Berichtsjahr war 
der Tod des Oberhäuptlings Letsie; auf den Antrag 
der 24 Unterhäuptlinge Basutolands wurde Lerothodie 
als sein Nachfolger von der englischen Regierung 
anerkannt. Einzelne Häuptlinge ließen sich aus 
Anlaß von Grenzstreitigkeiten Ausschreitungen zu 
Schulden kommen, die unter Zuziehung des Ober- 
häuptlings untersucht und bestrast wurden. Im 
Uebrigen werden die von den Häuptlingen besonders 
bei der Verfolgung von Viehdiebstählen und der 
Einziehung der Hüttensteuer geleisteten Dienste als 
sehr werthvoll anerkannt. 
Die verhältnißmäßig geringe Polizeitruppe wurde 
vielfach dazu verwandt, dem Einschmuggeln von 
Branntwein, das in lehter Zeit an den Grenzen 
des Orange-Freistaats bedeutend zugenommen hatte, 
mit grösterem Nachdruck entgegenzutreten. In einem 
Distrikt wurden 84 Personen wegen Schmuggelus 
von Spirituosen bestraft. 
Die Basutos gingen in großer Zahl nach Trans- 
vaal und der Kapkolonie, um auf den dortigen 
Bergwerken zu arbeiten. Zur Kontrole der Ein- 
und Auswanderung von Eingeborenen ist ein Paß- 
zwang eingeführt. 
Die Regierungsärzte, welche angewiesen sind, 
Eingeborenc unentgeltlich zu behandeln, machen auf 
das starke Auftreten der Syphilis aufmerksam und 
schreiben die Ursache dieser Erscheinung nicht so sehr 
dem unsittlichen Lebenswandel der Eingeborenen 
als ihrer Unreinlichkeit und Unkenntuiß der An- 
steckungsgefahr zu. 
113 Missionsschulen mit 7000 Schülern be- 
siehen im Lande; der zur Unterstützung derselben 
bewilligte Staatszuschuß belief sich auf ## 3955. 
Ein Schulinspektor der Kapkolonie, der die Schulen 
revidirte, spricht sich über deren Erfolge sehr 
günstig aus. In letzter Zeit hat sich ein Mangel 
au geeigneten Lehrkräften sühlbar gemacht. 
  
  
Der Elfenbeinhandel am Rongo. 
Das englische Board of Trade Journal bringt 
in dem Januarheft einen Auszug aus einem Berichte 
des Handelsagenten der Vereinigten Staaten zu 
Boma über den Elfenbeinhandel am Kongo. Wir 
entnehmen demselben, daß das Elfenbein vom oberen 
Kongo, seinem Ursprungslande, zunächst auf Dampfern 
bis zu den Stanleyfällen befördert wird. Von dort 
bringen es Träger nach dem 250 Meilen entfernten 
Matadi, wo der Berichterstatter an einem Tage 
500 Träger hat ankommen sehen, die Zähne von 
durchschnittlich 65 Pfund trugen. Nicht selten seien
	        
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