Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

hielt ich bis zur Ankunft des Herrn Sigl, worauf 
ich am 7. März das Kommando niederlegte. Die 
Karawane desselben war am 3. von Wahehe und 
Mdaburuleuten im Busch bei Ilindi beraubt worden 
und hielt er es aus Rücksicht auf die Aufhebung 
Unyangwiras für nöthig, daß Mdaburn bestraft 
würde. Jett erreichte Kapitän Spring die Station, 
der ebenfalls am 3. von Mdaburuleuten nördlich 
von Muhalala beunruhigt worden war. er vor- 
erwähnte Sultan Wamba hatte ihn daher fast bis 
zur renze Unyamwesis mit 500 Bewaffneten be- 
gleitet. 
Da Lieutenant v. Bothmer noch liegen mußte, 
übernahm ich auf Ersuchen die Leitung des kriege- 
rischen Theils der Expedition; Kapitän Spring 
stellte sich mit 24 Irregulären der Antisklaverei- 
lotterie unter meinen Besehl. Die beruhigten Wagogo 
stellten eine nicht unbedeutende Hülfsmannschaft. 
Die einschlägigen politischen Berichte werden vom 
Stationschef Sigl eingesandt. Zum Verständniß der 
Sachlage erlaube ich mir nur gehorsamst folgende 
Angaben. 
Muini kkwana, ein arabisirter Suaheli, hatle 
vor Jahren im Auftrage des Said Bargasch die 
Wagogo-Häuptlinge von Mdaburu und Konko ver- 
trieben. Er baute sich eine starke Tembe, hielt eine 
Ruga-Ruga (Söldner) -Schaar, dehnte seine Macht 
von Nondoa im Süden — die nördlichste Wahehe- 
Niederlassung — bis Wamba im Norden aus, ver- 
band sich mit den Wahehe und erhob nun selbst 
einen unerträglichen Wegezoll. Eine Menge Küsten- 
leute der lichtscheuesten Art hielt sich bei ihm auf. 
ie Karawanen zogen deshalb die nördlicheren 
souten vor und Muini verlegte sich darauf, ge- 
meinschaftlich mit den Wahehe sie daselbst zu 
plündern, zur Zeit war er ein richtiger Nänberchef. 
Letzter Zeit war Folgendes erschwerend hinzu- 
getreten. Nach dem dritten Kriege der Station 
Tabora mit Sile sandte Sike — jedenfalls auf An- 
rathen des Arabers Kwiharas — eine Gesandtschaft 
nach Kuirengas) und verpflichtete sich, Mkwawa 
Tribut zu zahlen, wofern er ihm hülfe, Tabora zu 
vernichten. Am 12. Dezember v. Is. traf zwei Tage 
vor meiner An kunft in Tabora eine Gesandtschaft 
von 40 Wahehe in Kwikurn kwa Isike ein; das 
Bündniß wurde durch Sikes Schwester, Iragila, 
ratifizirt, welche die Gesandten als Gattin für Mkwawa 
in Empfang nahmen. Die Belagerung des Kwikurn 
am 10., 11. und 12. Jannar d. Is. machte die Ge- 
sellschaft mit, lief aber beim Sturm selbst, unter 
Mitnahme Iragilas, die jetzt in Uhehe weilt, davon. 
Diese Leule hatten auf ihrem Hin= und Rückwege 
bei Muini Gastfreundschaft genossen, ebenso Kami 
und Suetu, die flüchtigen Minister Siles, und 
kürzlich eine Zeit lang auch Masenta. Für diesen 
schickte Muini sogar Elfenbein an Mkwawa mit 
dessen Bitte um Unterstützung gegen die Station 
* *) In Uhehe. 
  
267 
  
Unyangwira. Eine Wahehe= Gesandtschaft erschien 
in Mdaburu und Muini sandte alsbald Leute auf 
die Station, um sich über deren Lage zu orientiren. 
Die in Mdaburu, dreiviertel Stunden von Muinis 
Kwikuru im Tributverhältnisse lebende Wasangu- 
Kolonie unter Magongorle verrieth mir dies, sowie 
daß eine Menge Wahehe sich bei Muini sammelten. 
Nach achttägiger Abwesenheit und Hinrichtung 
Muini Mtwanas *) langte die Expedition am 16. 
wieder auf der Station an, wo der meiner Abtheilung 
gehörende Suaheli Uledi an Entkräftung starb. Da 
Herr Sigl meine Anwesenheit angesichts der voll- 
stäindig friedlichen Lage Taboras nicht mehr zu be- 
nöthigen meinte, beschloß ich nicht mehr dahin zu 
marschiren. Dadurch wurde es möglich, einen Theil 
des erbenteten Viehes nach Kilosa zu schaffen, wodurch 
die Fleischverpflegung jener Garnison wesentlich er- 
leichtert wird. 
Demgemäß marschirte ich am 18. März von 
Unyangwira ab. Die Expedition wurde auf ihrem 
weiteren Marsche durch Ugogo freundlich aufge- 
nommen, besonders durch die Ortschaft Ipala, die 
ich im November gezüchtigt hatte #*) und woselbst 
jetzt die deutsche Flagge wehte. Am 26. März 
lieferte ich in Mpwapwa die durch Lieutenant Storch 
in Unyangwira gelassenen 19 Soldaten nebst 70 für 
die Station mitgenommenen Lasten Mtama, am 
2. April in Kilosa etwa 25 Rinder, 200 Ziegen 
und eine Anzahl Esel ab; gegen 200 Ziegen hatte 
ich wegen einer infolge fortwährenden Regens in 
der Heerde ausgebrochenen Seuche für die Expedition 
schlachten lassen müssen, 100 weitere Lasten Mtama 
mußte ich wegen Hungersnoth zur Verpflegung der 
eigenen Leute bis zur Küste weiter mitnehmen. 
Von Ilindi in Ugogo an war der Marsch in- 
folge wolkenbruchartigen Regens beschwerlich und sehr 
langsam, auf der Strecke Kilosa—Geringeri mußte 
die Expedition fünf Brücken bauen. 
Die Expedition wird voraussichtlich am 18. April 
mit etwa 1500 Pfund Elfenbein, den Geschüßen 
Sikes und Muini Mtwanas, dem Nachlasse des 
Feldwebels Erttel sowie dem vom Kommando zur 
Küste befohlenen Nafar Beschir Achmed in Bagamoyo 
eintreffen. 
gez. Prince, Lieutenant. 
Anlage 1. Bagamoyo, den 18. April 1893. 
Bericht 
über Zusammenstöße der Tabora-Expedition mit den 
Wagogo auf der Strecke Kilima-Tinde— Unyangwira 
am 18. Februar d. Is. 
Am 17. Februar mittags traf ich mit 12 Su- 
danesen, 11 Suaheli, 250 Trägern, Weibern, Kindern 
  
b 8 Vergl. den als Anlage 2 abgedruckten Gesechts- 
ericht. 
*“) Vergl. den Bericht S. 204. 
*#) Nach Anlage 1 4ê# 2 am 18. April in Vagamoyd, 
angelangt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.