wenn ich selbst die anderen betheiligten Stämme
aufsuchte. Ich brach nach einem Ruhetage Montag
früh von Benyemayong auf und erreichte gegen Mittag
Endule, das Dorf des Häuptlings Meterte, eines
der Hauptbetheiligten an dem Streite. Meterte
zeigte sich ebenfalls meinen Vorschlägen geneigt, und es
wurde beschlossen, sämmtliche betheiligten Stämme für
Donnerstag an die Grenze zwischen Sasu und Yapo
zusammenzurufen. Am nächsten Morgen begab ich
mich zu den MYapoleuten, deren Dorf Nyemi ich nach
vierstündigem Marsche erreichte; auch diese Leute
willigten gern in meine Befehle und Wünsche. Den
nächsten Tag widmete ich der Besichtigung des Campo,
dessen rechtes Ufer von Nyemi in etwa drei Stunden
zu erreichen ist. Hart am linken Ufer, das ich mit
Hülfe zweier aneinander gebundener Baumstämme,
die die Stelle eines Kanus vertreten mußten, erreichte,
liegt das erste Dorf der Samagunde, Lum. Hierher
bestellte ich für Nachmittag die Samagundeleute zum
Palaver und erfuhr von denselben, daß sie lieber
nach Campo als nach Ivuni Handel treiben wollen,
aber bisher von den Sasu, deren Gebiet sie durch-
ziehen müßten, daran gehindert würden. Ich ver-
sprach ihnen, dafür Sorge zu tragen, daß die Sasn
und Yapo in Zukunft die Wege frei geben, und
bestellte sie zu diesem Zwecke ebenfalls zu dem für
Donnerslag anberaumten Palaver.
Am Donnerstag Morgen begab ich mich zu dem
vorgenannten Palaverplatz und fand hier bereits die
hierzu gerufenen Häuptlinge und Leute versammelt.
Ich ließ den Leuten klar machen, daß sie sich selbst
durch die fortwährenden Streitigkeiten am meisten
schaden und aufreiben; sie sollten in Zukunft ihre
Zwistigkeiten in der vom Kaiserlichen Gonvernement
gewünschten Weise zum Austrag bringen, womit sich
Alle einverstanden erklärten. Die in Frage stehende
Fehde wurde in der Art beigelegt, daß die Yapoleute
den Sasuleuten für die während der Dauer des
Krieges mehr getödteten zwei Leute den Sasu so-
fort sechzig Gewehre zahlten, worin beide Stämme
einwilligten. Außerdem befahl ich den versammelten
Stämmen, in Zulunft den Handel nicht mehr zu
sperren, sondern alle Wege freizugeben. Jeder Mann,
sei es Pangwe, Campo oder Buschmam, solle fortan
frei nach der Küste oder von derselben ins Innere
passiren können. Dieser Befehl fand Beifall und sie
versprachen mir, denselben zu halten. Noch am selben
Tage begab ich mich nach Benyemayong zurück und
beschloß, am nächsten Tage meine Heimreise anzu-
treten. Um einen ungefähren Anhalt über die Länge
des Weges zu erhalten, wollte ich den Rückweg im
Parforcemarsch von Benyemayong zurücklegen. Ich
erreichte bei einer täglichen Marschdauer von 11½
Stunden bereits nach drei Tagen Campo und dürfte,
da ich annehme, daß ich in 1½ bis 2 Stunden eine
deutsche Meile zurückgelegt habe, die Länge des
Weges von Benyemayong bis Campo elwa 18 bis
20 deutsche Meilen betragen, bis nach Samagunde
etwa 25 Meilen.
270
Bereits heute kann ich feststellen, daß die Expe-
dition von Erfolg war und die Pangwe die ge-
gebenen Versprechen halten. Im Laufe der ver-
flossenen wie der vorigen Woche sind bereits
Angehörige der verschiedenen Stämme mit Gummi
und anderen Produkten nach Campo gekommen.
Der Campo ist bei dem Samagundedorfe Lum
ein breiter und sehr tiefer Fluß und hat, durch die
Ebene fließend, hier keine Stromschnellen. Bei den
Samagunde konnte ich leider über die Schiffbarkeit
des Campo keinen sicheren Aufschluß erlangen, da
dieselben keine Kanus zur Bereisung des Flusses be-
sitzen; doch erzählten sie mir, daß der Campo meh-
rere Stunden flußabwärts einen Wasserfall hältte,
ebensolche befänden sich flußaufwärts. Für die
Strecke flustaufwärts dürfte diese Aussage zu be-
zweiseln sein, da in dieser Richtung weder Er-
hebungen noch Gebirge zu sehen sind.
Sollte nun der Bongola wirklich ein Arm des
Campo sein, so muß derselbe bei seiner füdöstlichen
Richtung sich nicht allzu weit von der Stelle, wo ich
den Campo überschritten habe, abzweigen, und die
Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß sich hier eine
zum Theil benutzbare Wasserstraße in dieses unstreitig
sehr fruchtbare und reiche Hinterland von Süd-
Kamerun finden läßt. Bei den ersten Stromschnellen
des Bongola, die sich etwa vier Stunden flußauf-
wärts von seiner Mündung befinden, dürfte sich, da
dieselben nur aus zusammengeschobenem Gerölle be-
stehen und sich leicht beseitigen lassen, unschwer eine
kleine Wasserstraße für Kanus herstellen lassen.
Die von mir durchzogene Landschaft hat welliges
Terrain, das hin und wieder durch kleinere oder
größere Hügel unterbrochen wird. Drei Stunden
vor Bembe wird es gebirgig, hinter Bembe beginnt
das Felsengebirge, das in Benyemayong überschritten
ist. Benyemayong selbst liegt in einem von acht hohen
Bergkuppen umrahmten Kessel, der nach Süd-Ost-
Süd offen ist. Nach dieser Richtung flacht allmählich
das Gebirge ab und liegen die Napo= und Sama-
gundedörfer zum Theil in fast ebenem Terrain.
Die Bodenbeschaffenheit ist Lehm, der an einigen
Stellen zu kiesigem oder sandigem Lehm abwechselt.
Unstreitig ist der Boden sehr fruchtbar, Flüsse und
Bäche durchziehen in genügender Anzahl das Land.
Das Land selbst ist mit an guten und werthvollen
Hölzern reichen Wäldern bestanden. Die Anlage von
Plantagen in diesem Theile Süd-Kameruns müßte
sich nutzbringend gestalten. Der lehmige und frucht-
bringende Boden fängt bereits in dem von Campo
nur ½ Stunde entfernt liegenden Dorfe der Mabeas,
Belango, an, und läßt sich die Verbindung mit der
Küste leicht herstellen.
Die Pangwe sind ein starker, zäher und aus-
dauernder Gebirgsstamm. Der Jagd mehr ergeben
als dem Handel, ist ihnen das Gewehr ihr Ein und
Alles; sic scheinen besser als ihr Ruf zu sein, denn
während der vierzehn Tagc, in denen ich unter ihnen
lebte, ist auch nicht ein einziger Diebstahl an meinen