II. Apostolische Präfektur Süd-Sansibar.
Die St. Benediktus-Missions-Genossenschaft setzt
ihre Thätigkeit in Dar-es-Saläm in erfreulicher Weise
sort. Das Schwesterhaus beherbergt etwa 80 Neger-
mädchen, welche christlich erzogen und zu allen nütz-
lichen Arbeiten angeleitet werden. Außerdem haben
die Schwestern die Aufgabe, die Krankenpflege unter
den Eingeborenen auszuüben. Die Missionare haben
neben den Seelsorgearbeiten den Unterricht und die
Erziehung von mehr als 50 Negerknaben zu leiten,
welche von den Brüdern zugleich in Feldarbeiten und
allerlei Handwerken unterwiesen werden. Etwa eine
Stunde von der Stadt entfernt haben die Missionare
eine Schamba (Landgut) angelegt, welche mit Ananas-,
Mango= und Bananenbäumen bepflanzt ist. Am
Ende der Schamba ist ein kleines Negerdörschen,
St. Andreas, entstanden. Reinliche Häuschen mit
wohlgepflegten Gärten werden von christlichen Neger-
familien bewohnt.
III. Die apostolischen Vikariate Victoria=
Nyansa, Unyanyembe und Tanganyika.
Der apostolische Vikar Bischof Hirth gründete
unweit der deutschen Station Bukoba im Westen des
Victoria-Sees einen Missionsposten bei dem Stamme
der Basiba. Die Erziehungsanstalt wurde mit acht-
zig aus der Sklaverei befreiten Kindern eröffnet.
Hierauf unternahm der Bischof eine Visitationsreise
zu den Stationen südlich vom Vickoria -See. Er
konnte überall einen Aufschwung des Missionswerkes
feststellen, namentlich in Bukumbi und Ushirombo.
Diese letziere Station besonders hat segensreich für
die ganze Umgebung gewirkt. Die durch die Wan-
goni gänzlich verwüstete Gegend bevölkert sich unter
dem Schutze der Missionare von Neuem, indem all-
mählich 60 Dörfer im Umkreise der Mission von den
aus dem Busch zurücklehrenden Eingeborenen an-
gesiedelt wurden. Die Schule wird gut besucht;
auch die Erwachsenen, welche als rege Händler viel-
fach Reisen bis zu 800 Kilometer Entfernung unter-
nehmen, sind den Missionaren sehr freundlich gesinnt.
Die Stationen am Tanganyika-See, insbesondere
Karema, machen günstige Fortschritte. Ende Mai
wird einc neue Missionsexpedition der weißen Bäter,
bestehend aus 15 Prieslern und Brüdern, welche von
einigen in Malta ausgebildeten Negerärzten begleitet
sind, von Bagamoyo ins Innere gehen, um den
Stationen am Victorig= und Tanganyika-See Ersatz-
mannschaften zu bringen.
B. In Westafrika.
I. Kamerun.
1. Station Kribi an der Küste ist Residenz des
apostolischen Präfekten. Hier wurde neben den be-
reits aufgeführten Bauten: Haus für die Patres und
die Brüder, Schulhalle, die Sonntags als Kirche
dient, ein geränmiges Haus für die Schwestern er-
baut, welche den Unterricht und die Erziehung der
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Negermädchen übernehmen. 2. Station Marienberg
am Sanaga. Auch hier wurde ein Haus für die
Schwestern gebaut, die möglichst bald eine weibliche
Erziehungsanstalt eröffnen. Die Anzahl der zu unter-
richtenden Knaben betrug 47, in Kribi 40. Ueber
Befähigung und Fortschritte der Kinder in den
Schulen ist nicht zu klagen; sehr schwierig ist es aber,
dieselben an eine geregelte körperliche Arbeit zu ge-
wöhnen. 3. Station Edea an den Fällen des
Sanaga. In dieser weiter entlegenen Station wur-
den ebenfalls die nothwendigsten Bauten vollendet
und die Schule mit 21 Zöglingen begonnen. Eine
Zeit lang schwebten die beiden Posten Marienberg
und Edea in höchster Gefahr durch den Aufstand,
welchen die Bakoko, die Bevölkerung dieser Gebiete,
gegen die Regierung erhoben. Nichtsdestoweniger
harrten die Missionare muthig aus und konnten, als
der Aufstand mit Waffengewalt niedergeschlagen war,
den Frieden zwischen dem Gouvernement und den
Häuptlingen vermitteln. Leider hatte die Missions-
gesellschaft sehr vom Fieber zu leiden; im Ganzen
verlor sie schon drei Mitglieder durch den Tod und
mußte einige wegen zu großer Schwäche nach Europa
zurückschicken. Angenblicklich befinden sich in Kamerun
5 Priester, 9 Laienbrüder und 6 Schwestern. Das
deulsche Missionshaus der Genossenschaft befindet sich
in Limburg a. d. Lahn.
II. Togo-Gebiet.
Die Steyler Missionsgenossenschaft hat ihre erste
Station in Lome an der Küste errichtet. Die ersten
Missionare waren der apostolische Präfekt P. Schäfer
und P. Dier mit drei Laienbrüdern. Die noth-
wendigsten Bauten wurden errichtet, eine größere
Pflanzung von Kokosnußbäumen angelegt und eine
Schule eröffnet, welche bereits 40 bis 50 Schüler
zählt. Ende 1892 ging zur Verstärkung der Mission
eine neue Expedition nach Lome ab, welche aus einem
Priester (P. Anselmann) und vier Laienbrüdern
bestand und eine zweite Station in Adjido anlegte.
P. Schäfer begab sich im Februar 1893 mit
P. Dier ins Innere, um für Missionen geeignete
Pläße kennen zu lernen. Die Missionsgesellschaft
vom göttlichen Wort hat bereits drei Missionshäuser:
in Steyl, in Neuland bei Neiße und in Mödling
bei Wien.
C. Im deutschen Schutßgebiete in der Südsee.
Der apostolische Vikar von Neu-Pommern grün-
dete auf der Gazellen = Halbinsel in Kinigunan eine
Centralstation, welche die Residenz des Bischofs ist.
Auf dem Gebiete der Mission, welches 48 Hektar
fruchtbares Land umfaßt und sehr gut, unweit Her-
bertshöh, der Residenz des Kaiserlichen Richters, an
der Blanche-Bai gelegen ist, wurde bereits ein Haus
für Missionare, eine Erziehungsanstalt für etwa
70 Knaben, ein Haus für die Schwestern, eine Anstalt
für ebenso viele Mädchen errichtet. Die Kinder sind
von der Mission adoplirt, erhalten freie Verpflegung,