Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Ich verließ am 18. Ollober Windhoel und traf 
am 1. November früh in Walfischbai ein. Daselbst 
fand ich die Expedition der South-West-Africa Com- 
pany, welche unter der Führung eines Herrn Cope- 
land siand, bereits vor und zum Aufbruch in das 
Innere bereit. Herr Duft und ich hatten nur noch 
Zeit, mit den Herren, welche bereits acht Tage in 
Walfischbai lagen, zu verabreden, daß wir am 
7. Noveniber aufbrechen und bei Usaklus zur Expe- 
dition stoßen würden. Nach zwei Rasttagen auf 
Hackamkap setzten wir unsere Reise bis Okas, dies- 
seits Usakus, fort und trafen dort am 18. abends ein. 
Wir erhielten hier Nachricht von Herrn Copeland, 
daß er nach Omaruru aufgebrochen wäre und uns 
dort zu erwarten gedächte. Die Wagen der South= 
West-Africa Company verließen unter Führung zweier 
Großen des Manasse am 28. November, Herr Duft 
und ich am 2. Dezember, unbehelligt seitens der 
Eingeborenen Omarurn. Wir reisten allein, da uns 
Herr Copeland, der Verwickelungen fürchtete, darum 
gebeten hatte, und da ein Theil der Ochsen durchaus 
nicht mehr zu gebrauchen war und durch neue ersetzt 
werden mußte, welche erst am 2. Dezember anlangten. 
Am 19. Dezember abends traf ich auf dem Wasser- 
platz Hoabib vor dem Otavigebirge ein, woselbst 
ich Herrn Duft, der von Hause aus gefahren war, 
und die englischen Expeditionen bereits vorfand. Am 
23. Dezember vormittags verließen wir Hoabib und 
trasen am 1. Januar in Waterberg ein. Die eng- 
lische Expedition hatte von Omaruru einen wesllichen 
Weg über Otyombonde und Otyitango nach Waler- 
berg eingeschlagen. Hier erreichte sie eine Botschaft 
von Kambazembi, welcher ihnen eine Einladung des 
Häuptlings überbrachte. Die Herren Copeland und 
Angus begaben sich zu Pferde zu Kambazembi, 
welcher sie sehr freundlich empfing und ihnen die 
Erlanbniß ertheilte, Otavi zu bearbeiten: auch Herrn 
Duft und mich hat Kambazembi sehr freundlich auf- 
genommen und uns gebeten, wiederzukommen, jedoch 
war die Furcht, daß wir mit Soldaten kommen 
lönnten, sehr groß. So wie die Verhältnisse jetzt 
liegen, ist nicht anzunehmen, daß den Arbeitern der 
Minenexpedition auf Otavi Schwierigkeiten gemacht 
werden. Die Vermessungsexpedition unter Führung 
des Herrn Angus begiebt sich von Otavi aus nach 
Omaruru und legt unterwegs die Route für die 
projektirte Eisenbahn fest. 
Am 12. Jannar traf ich mit der Vermessungs- 
expedition in Omaruru wieder zusammen. 
Dieselbe hatte den Weg von Otavi dirckt nach 
Olyombonde und von hier nach Omarurn genommen 
und hatte die Absicht, von hier aus über Ameib nach 
der Tsoakhaubmündung aufzubrechen. 
Herr Angus bat mich wiederum, ihn nichtl zu 
begleiten, sondern an dem Omaruruflusse entlang die 
Küsie zu erreichen, um ihm näheren Aufschluß über 
die Wasser-, Weide= und Bodenverhältnisse daselbst 
geben zu können, nach welchen wiederum der Plan 
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zu einer Erforschung der Küste vom Tsoakhaubmund 
nordwärts gefaßt werden sollte. 
Dieser Verabredung entsprechend begab ich mich 
von Omaruru aus nach Okombahe, überschritt hier 
noch einmal den Fluß und verfolgte den Lauf des- 
selben auf dem rechten Ufer bis zu der letten gang- 
baren Stelle, dem sogenannten Koikams oder Kling- 
water, welches etwa 30 Kilometer flußabwärts von 
dem auf den Karten verzeichneten Lewater oder 
Kuikams liegt. Von hier ab treten hohe Felsen von 
beiden Seiten unmittelbar an den Fluß heran, keinen 
Zugang zu demselben gestattend. 
Schon bei Lewater hatte jedes Futter für das 
Vieh ausgehört und nur am Flusse selbst waren 
Annaschoten und die auch bei Nonidas am Tsoakhaub 
vorkommende Grasart vorhanden. Ich bestieg einen 
Zwartkop, den höchsten Punkt der Umgegend, und 
konnte mit dem Fernglase den in Richtung Südsüdwest 
laufenden Fluß verfolgen, ohne jedoch ein Zurück- 
treien der ihn einfassenden Felsen, wie es nach der 
Steinäcker schen Erkundung der Fall sein soll, ge- 
schweige denn das Meer wahrnehmen zu können. 
Wegen der im Hinterlande gefallenen Regenmengen 
führte der Omarurufluß große Wassermassen, welche 
zu ganz unbestimmten Zeiten mit solcher Heftigkeit 
herankamen, daß ich den Fluß nur mit großer Mühe 
bei Okombahe und zwischen Omarurn und Okombahe 
hatte überschreiten lönnen. Einmal waren die Ochsen 
durch die Nachlässigkeit des Wächters allein in den 
Fluß gelausen, als mit weithin hörbarem Brausen 
neue Wassermassen herankamen. 
Es gelang uns nicht, die Ochsen noch rechtzeitig 
an das User zu treiben, so daß ein Thier von dem 
Wasser fortgerissen wurde, während die anderen 
Ochsen so tief im Morast steckten, daß sie umgeworfen 
wurden und erst nach mehrstündiger Arbeit heraus- 
hczogen werden konnten, aber doch gerettet wurden. 
Nach diesen Ersahrungen hielt ich es für rathsam, 
den Fluß bei Koikams zu überschreiten und die 
Richtung nach dem Tsoakhaub zu nehmen. 
Mit großer Mühe führte ich diesen letzten Ueber- 
gang über den Omarurufluß aus und zog dann 
einen von Südost kommenden trockenen Nebenfluß 
hinauf, bis ich die Hochfläche auf dem linken Ufer 
erreichte. 
Dieselbe ist von kleinen Thälern und Becken zer- 
rissen, während auf dem rechten Ufer eine Ebene von 
dem Charakler der Namiebwüste sanft nach dem im 
Norden in blauer Ferne schimmernden Brandberge 
ansteigt. 
Während des sehr zerrissenen Geländes war ich 
genölthigt, in Nichtung Südost zu reisen, wo auch bald 
die Spitzkopjes sichtbar wurden, austatt, wie ich 
beabsichtigt hatte, direkt südlich nach der Mündung 
des Tsoakhaub zu stoßen. Nachdem ich „Colonel 
Reneys Fountain“, eine Brackpüh in einer Felsbank 
direkt westlich des lleinsten Spitzkopjes, passirt hatte, 
mußte ich unausgeseht vom 7. Februar nachmittags
	        
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