Reislultur genommen wurden und nach Aussage der-
selben einen reichen Ertrag liefern sollen.
Es schien dies hier ein nilartiges Ueberschwem-
mungsgebiet von großer Fruchtbarkeit zu sein und
würde zweifellos eine hohe Ertragssähigkeit bei ratio-
neller Behandlung aufweisen können.
Nachdem wir am 18. und 19. sünf beziehungs-
weise vier Stunden gedampft hatten, ohne daß wir
in diesem Sumpfland Brennholz gefunden hatten, so
daß wir den letzten Rest unserer Reservekohlen ver-
brennen mußten, hatten wir dies Tiefland hinter
uns und ankerten bei einem ausgedehnten Dorfe
Namens Kooni, wo sich der bereits erwähnte alte
Arm des Rufiyi abzweigt. Beide User sind früher
stark bewohnt und gut bebaut gewesen; jetzt waren
die Dörfer, zumal auf dem rechten Ufer, meist ver-
lassen aus Furcht vor den Mafiti, welche hier un-
barmherzig gewüthet haben und es als ihr gutes
Recht zu halten scheinen, diese so überaus fruchtbare
Nufiyigegend als ihre Kornkammer zu benutzen. Das
Erscheinen der Boote hatte aber die Bevölkerung,
die sich bislang im Busch verborgen hatte, vertrauen-
der gemacht, so daß bei meiner Rückkehr überall
wieder begonnen wurde mit dem Aufbauen der Dörfer
und Bepflanzen der Felder.
Fast in jedem Ort wurde ich gebeten, mit den
Booten dort zu bleiben, das sei der beste Schutz
gegen die Mafiti, die dort schon so unzählige Men-
schen geraubt und getödtet hätten.
Jaetzt wird der Fluß breiter und flacher und die
Fahrt geht wieder durch seeartige Erweiterungen, an
Lagunen, Inseln und Sandbänken vorbei. Die Boote
kommen häufiger fest, werden aber durch Rückwärts-
dampfen bald wieder flott. Die Ufer werden höher
und von Norden her tritt die Steppe bis dicht an
den Fluß heran. Auf dem rechten Ufer liegen ver-
lassene Dörfer und nur wenig Eingeborene lassen sich
sehen. Diese Szenerie bleibt bis zu der Stelle, wo
früher die Schamben des Dorses Mroka gestanden
haben, eine Gegend, welche von einer außerorden-
lichen Fruchtbarkeit zu sein scheint und von großer
landschaftlicher Schönheit ist. Es scheint mir dieser
Ort wie geschaffen zu landwirthschaftlichen Anlagen,
sie ist zweifelsohne gesund, selbst auch für Europäer.
Jetzt wohnen keine Leute dort aus Furcht vor den
Mafiti.
Am 25. kamen wir in Korogero au, welches noch
vor sechs Jahren ein großes Dorf war mil gut
bebauten Feldern und vielen Einwohnern, jeßzt aber
nur aus wenigen Hütten besteht, die zerstreut im
Schilf liegen. Von Korogero, wo sich der Maschinist
Lüdtke mit schwerem Fieber legte, schickte ich einen
Eilboten nach Kisaki, um mit dem dortigen Stations-
chef Lieutenant Prince in Verbindung zu treten.
Am 1. Juli erhielt ich durch Lieutenant= Johannes,
welcher mit 20 Askaris herunterkam, Antwort und
beschloß, da auch der Maschinist Weiß am Fieber
heftig erkrankt war und somit die Dampfpinasse nicht
fahren konnte, selbst nach Kisaki zu gehen, während
293 —
Steuermann Prüssing den Auftrag erhielt, sich zu
Fuß am Flusse entlang nach den Panganifällen
zu begeben, den Charakter derselben festzustellen,
von dort vermittelst Kann nach Korogero zurückzu-
kehren und die Tiefenverhältnisse zwischen dort und
den Fällen zu untersuchen. Am 3. Juni brachen
Lieutenant Johannes und ich nach Kisaki über
Rubehobeho, Sogero und Hongo auf und erreichten
die im raschen Entstehen begriffene Station am 5.
abends.
Der Marsch führt durch die außerordentlich wild-
reiche Steppe am Salzsee Takalalla vorbei. Nach
kurzem Aufenthalt in Kisaki trat ich am 9. den Rück-
marsch an und traf am 11. wieder in Korogero ein.
Während dieser Zeit hatte der Steuermann Prüssing
gefunden, daß die Panganifälle kleine, etwa 1 Meter
herabstürzende zahlreiche Katarakte innerhalb hoher
Felsenwände, wo der Fluß bei einer außerordentlichen
Stromgeschwindigkeit eine Breite von nicht mehr als
30 Meter hat, selbst für Kanus unpassirbar sind,
und hat damit bestätigt, was man bisher von diesen
Fällen gehört hatte. Dahingegen ist der Fluß bis
zu den Fällen für flachgehende Fahrzeuge überall
passirbar.
Es sei noch erwähnt, daß ich während des Auf-
enthaltes in Korogero Verhandlungen mit den Mahenge
brieflich anzuknüpfen versucht hatte, die aber erfolglos
blieben, weil die Leute nicht erschienen.
Am 13. wurde die Rückkehr angetreten. Das
Wasser war bereits um 1 1/ Meter gefallen und ich
besorgte, mit der Pinasse so fest zu kommen, daß sie
bis zum Einsetzen der kleinen Regenzeit sitzen bleiben
würde. Sie hat denn auch während der Rückfahrt
häufig gesessen, allerdings nie länger als 12 Stunden;
theilweise arbeitete die Pinasse an Stellen, wo starker
Strom ging, sich in dem losen Sand von selbst frei,
manchmal mußte sie nach Entleerung des Kessels
losgeschoben werden durch die im Wasser stehenden,
vor den Krokodilen durch unsere Gewehre geschütten
Bacharias, dann auch zogen wir das Boot mit Hülfe
der Eingeborenen von Land aus vermittelst Leinen
über die Untiefen hinweg, nie aber hatte einfaches
Rückwärtsdampfen irgend welchen Erfolg. Das Fest-
kommen brachte uns manchmal in recht bedenkliche
Lagen, so daß wir zuweilen die Befürchtung hegten,
die Pinasse zu verlieren. Pinasse und Whaleboot
aber haben die Fahrt glücklich überstanden, wohin-
gegen das Dingi, als wir mit bedeutender Fahrt
hinabfuhren, durch einen Baumstamm zertrümmert
wurde. Auf der Rückfahrt erkrankte auch der Steuer-
mann Prüssing an starkem Fieber, schließlich auch
noch der Bootsunterosfizier Noßdeutscher, so daß
ich der einzige Europäer war, der während der
Reise nicht krank geworden ist.
Nach zehn Tagen war die Rückfahrt beendet und
wir ankerten in Simba-Uranga.
Der Fluß hatte bei der Rückfahrt fast überall
ein anderes Aussehen angenommen, er war schmaler
geworden. Dort, wo früher noch Wasser genug war