Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Reislultur genommen wurden und nach Aussage der- 
selben einen reichen Ertrag liefern sollen. 
Es schien dies hier ein nilartiges Ueberschwem- 
mungsgebiet von großer Fruchtbarkeit zu sein und 
würde zweifellos eine hohe Ertragssähigkeit bei ratio- 
neller Behandlung aufweisen können. 
Nachdem wir am 18. und 19. sünf beziehungs- 
weise vier Stunden gedampft hatten, ohne daß wir 
in diesem Sumpfland Brennholz gefunden hatten, so 
daß wir den letzten Rest unserer Reservekohlen ver- 
brennen mußten, hatten wir dies Tiefland hinter 
uns und ankerten bei einem ausgedehnten Dorfe 
Namens Kooni, wo sich der bereits erwähnte alte 
Arm des Rufiyi abzweigt. Beide User sind früher 
stark bewohnt und gut bebaut gewesen; jetzt waren 
die Dörfer, zumal auf dem rechten Ufer, meist ver- 
lassen aus Furcht vor den Mafiti, welche hier un- 
barmherzig gewüthet haben und es als ihr gutes 
Recht zu halten scheinen, diese so überaus fruchtbare 
Nufiyigegend als ihre Kornkammer zu benutzen. Das 
Erscheinen der Boote hatte aber die Bevölkerung, 
die sich bislang im Busch verborgen hatte, vertrauen- 
der gemacht, so daß bei meiner Rückkehr überall 
wieder begonnen wurde mit dem Aufbauen der Dörfer 
und Bepflanzen der Felder. 
Fast in jedem Ort wurde ich gebeten, mit den 
Booten dort zu bleiben, das sei der beste Schutz 
gegen die Mafiti, die dort schon so unzählige Men- 
schen geraubt und getödtet hätten. 
Jaetzt wird der Fluß breiter und flacher und die 
Fahrt geht wieder durch seeartige Erweiterungen, an 
Lagunen, Inseln und Sandbänken vorbei. Die Boote 
kommen häufiger fest, werden aber durch Rückwärts- 
dampfen bald wieder flott. Die Ufer werden höher 
und von Norden her tritt die Steppe bis dicht an 
den Fluß heran. Auf dem rechten Ufer liegen ver- 
lassene Dörfer und nur wenig Eingeborene lassen sich 
sehen. Diese Szenerie bleibt bis zu der Stelle, wo 
früher die Schamben des Dorses Mroka gestanden 
haben, eine Gegend, welche von einer außerorden- 
lichen Fruchtbarkeit zu sein scheint und von großer 
landschaftlicher Schönheit ist. Es scheint mir dieser 
Ort wie geschaffen zu landwirthschaftlichen Anlagen, 
sie ist zweifelsohne gesund, selbst auch für Europäer. 
Jetzt wohnen keine Leute dort aus Furcht vor den 
Mafiti. 
Am 25. kamen wir in Korogero au, welches noch 
vor sechs Jahren ein großes Dorf war mil gut 
bebauten Feldern und vielen Einwohnern, jeßzt aber 
nur aus wenigen Hütten besteht, die zerstreut im 
Schilf liegen. Von Korogero, wo sich der Maschinist 
Lüdtke mit schwerem Fieber legte, schickte ich einen 
Eilboten nach Kisaki, um mit dem dortigen Stations- 
chef Lieutenant Prince in Verbindung zu treten. 
Am 1. Juli erhielt ich durch Lieutenant= Johannes, 
welcher mit 20 Askaris herunterkam, Antwort und 
beschloß, da auch der Maschinist Weiß am Fieber 
heftig erkrankt war und somit die Dampfpinasse nicht 
fahren konnte, selbst nach Kisaki zu gehen, während 
  
  
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Steuermann Prüssing den Auftrag erhielt, sich zu 
Fuß am Flusse entlang nach den Panganifällen 
zu begeben, den Charakter derselben festzustellen, 
von dort vermittelst Kann nach Korogero zurückzu- 
kehren und die Tiefenverhältnisse zwischen dort und 
den Fällen zu untersuchen. Am 3. Juni brachen 
Lieutenant Johannes und ich nach Kisaki über 
Rubehobeho, Sogero und Hongo auf und erreichten 
die im raschen Entstehen begriffene Station am 5. 
abends. 
Der Marsch führt durch die außerordentlich wild- 
reiche Steppe am Salzsee Takalalla vorbei. Nach 
kurzem Aufenthalt in Kisaki trat ich am 9. den Rück- 
marsch an und traf am 11. wieder in Korogero ein. 
Während dieser Zeit hatte der Steuermann Prüssing 
gefunden, daß die Panganifälle kleine, etwa 1 Meter 
herabstürzende zahlreiche Katarakte innerhalb hoher 
Felsenwände, wo der Fluß bei einer außerordentlichen 
Stromgeschwindigkeit eine Breite von nicht mehr als 
30 Meter hat, selbst für Kanus unpassirbar sind, 
und hat damit bestätigt, was man bisher von diesen 
Fällen gehört hatte. Dahingegen ist der Fluß bis 
zu den Fällen für flachgehende Fahrzeuge überall 
passirbar. 
Es sei noch erwähnt, daß ich während des Auf- 
enthaltes in Korogero Verhandlungen mit den Mahenge 
brieflich anzuknüpfen versucht hatte, die aber erfolglos 
blieben, weil die Leute nicht erschienen. 
Am 13. wurde die Rückkehr angetreten. Das 
Wasser war bereits um 1 1/ Meter gefallen und ich 
besorgte, mit der Pinasse so fest zu kommen, daß sie 
bis zum Einsetzen der kleinen Regenzeit sitzen bleiben 
würde. Sie hat denn auch während der Rückfahrt 
häufig gesessen, allerdings nie länger als 12 Stunden; 
theilweise arbeitete die Pinasse an Stellen, wo starker 
Strom ging, sich in dem losen Sand von selbst frei, 
manchmal mußte sie nach Entleerung des Kessels 
losgeschoben werden durch die im Wasser stehenden, 
vor den Krokodilen durch unsere Gewehre geschütten 
Bacharias, dann auch zogen wir das Boot mit Hülfe 
der Eingeborenen von Land aus vermittelst Leinen 
über die Untiefen hinweg, nie aber hatte einfaches 
Rückwärtsdampfen irgend welchen Erfolg. Das Fest- 
kommen brachte uns manchmal in recht bedenkliche 
Lagen, so daß wir zuweilen die Befürchtung hegten, 
die Pinasse zu verlieren. Pinasse und Whaleboot 
aber haben die Fahrt glücklich überstanden, wohin- 
gegen das Dingi, als wir mit bedeutender Fahrt 
hinabfuhren, durch einen Baumstamm zertrümmert 
wurde. Auf der Rückfahrt erkrankte auch der Steuer- 
mann Prüssing an starkem Fieber, schließlich auch 
noch der Bootsunterosfizier Noßdeutscher, so daß 
ich der einzige Europäer war, der während der 
Reise nicht krank geworden ist. 
Nach zehn Tagen war die Rückfahrt beendet und 
wir ankerten in Simba-Uranga. 
Der Fluß hatte bei der Rückfahrt fast überall 
ein anderes Aussehen angenommen, er war schmaler 
geworden. Dort, wo früher noch Wasser genug war 
 
	        
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