Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Anna Margarethe Leue, Schwesternverband vom 
rothen Kreuz, 
Anna Baeßler aus der Pflege= und Haushaltungs- 
schule zu Karlsruhe, 
Anna Meyer, ehemalige Probeschwester des Ver- 
bandes der Gräfin Rittberg. 
Von diesen sechzehn Schwestern haben die meisten 
ihre vertragsmäßige Zeit von zwei Jahren im Dienste 
des Vereins zubringen können; nur zwei sind durch 
Krankheit gezwungen worden, vorzeitig nach Europa 
zurückzukehren. 
Freiwillig haben zwei Schwestern ihren Verkrag 
ein zweites Mal erneuert und sind im vierten bezw. 
im fünften Jahre draußen, um ihres schweren Amtes 
mit Liebe und Neigung weiter zu walten. 
Wenn daran erinnert wird, daß der Vorstand 
grundsäßlich nur bestens geschulie Pflegeschwestern 
möglichst aus festem Verbande nach gewissenhafter 
und strenger Prüfung der Geeignetheit, des Verhal- 
tens und der Gesundheit hinaussendet, und man dabei 
berücksichtigt, daß in fast allen Hospitalen öfter Mangel 
als Ueberfluß der Pflegekräfte herrscht, dann ergiebt 
sich, daß sechzehn Schwestern schon gesunden zu haben, 
eine schwere Arbeit war. 
Die Beschaffung von Schwestern im gebotenen 
Augenblick ist immer sehr schwer; die Aufgaben und 
das Wirken jeder Schwester soll durchdrungen sein 
von Kraft und Stärke, zugleich von Milde und 
Güte; der aufopferungsvolle Schweslernberuf erfordert 
volle Hingabe in thatkräftiger Nächstenliebe, die nur 
in lebendigem Christenthum wurzelt; wie schwer ist 
also die Aufgabe, siets das Richtige zu finden, wie 
groß die Sorge, im Irrthum gewählt zu haben; 
dazu kommen die Gesahren des Klimas, die nur bei 
gut fundirter Gesundheit, festem Willen und strenger 
Lebensweise gemildert und überwunden werden können. 
Der Vorstand muß aber im Rücckblick auf die 
verflossenen fünf Jahre im innigsten Dank für alle 
jene Schweslern hier besonders ausdrücken, daß alle 
Mühe und Arbeit, alle Sorge und Ungewißheit durch 
das über alles Lob erhabene Wohlverhalten unter so 
schwierigen Verhällnissen reichlich ausgewogen ist, und 
daß es die größte Freude des Vorstandes ist, bis 
jeht, Gottlob, ausnahmslos die große Anerkennung, 
das ungetheilte Lob und den Ausdruck herzlichster 
Liebe in den Berichten aus den Kolonien entgegen- 
nehmen zu können. 
Die Erweiterung der Thätigkeit zeigt sich ferner 
durch den Hinweis auf die Arbeitsfelder der 
Schwestern. 
1888 — Bertha Wilke allein in Dar-cs-Saläm 
als Pflegeschwester in Anlehnung an die Mission. 
Als die zweite Schwester nachgesendet war, brach der 
Aufstand aus, die Station wurde eingeäschert, die 
Schwestern mußten sich nach Sansibar zurückziehen. 
Hier fanden sie Arbeit, theils im Missionslazareth, 
theils als Pflegeschwestern in den Familicn. 
Das in Sansibar vom Verein mit zwei Schwestern 
und achtzehn Betten ausgestattete „Deutsche Hospital“ 
  
stand unter der Leitung der von der Mission ent- 
sendeten Oberin Schwester Asta Gräfin Blücher; 
in jener Zeit des Krieges auf dem Fesllande fand 
der Verein noch mehrfach Gelegenheit, der evange- 
lischen Mission für das Missionshospital, sowie für 
das deutsche Hospital mit Pflegeschwestern u. s. w. 
auszuhelsen und damit die Geneigtheit zu gemein- 
schaftlicher Thätigkeit zu erweisen. 
Im Mai 1889 wurde schon das Hriegslazareth 
in Bagamoyo mit zwanzig Betten für Weiße und 
dreißig Betten für Schwarze errichtet und mit zwei 
unserer Schwestern besetzt, wie es auch noch heute 
der Fall ist. 
Für kurze Zeit waren auch zwei Schwestern auf 
der Krankenstation in Pangani thätig. 
Als bei der Aufgabe von Sansibar die Mission 
nach Dar-cs-Saläm ging und dort ein Krankenhaus 
errichtete, wurde, nachdem auch Pangani aufgelöst 
war, Kilwa mit zwölf Betten für Weiße und zwanzig 
Betten für Schwarze eingerichtet und zwei Schwestern 
seitens des Vereins dorthin gesendet, so daß seit dem 
Eintritte geordneter Verhältnisse auf den beiden 
Stationen Bagamoyo und Kilwa vier Schwestern 
in Arbeit stehen. 
Im März 1890 wurde das deutsche Hospital 
auf Sansibar aufgelöst. 
Anfang 1891 wurden, nach Verhandlung mit der 
Neu-Guineca-Kompagnie, zwei Schwestern nach Neu- 
Guinea entsendet und in Stephansork am Kranken- 
haus angestellt. 
Anfang 1892 wurden für ein neu zu erbauen- 
des Lazareth in Friedrich Wilhelmshafen auf Guinea 
von derselben Kompagnie noch zwei Schwestern ver- 
langt und vom Verein auch ausgesendet, so daß dort 
ebenfalls vier Schwestern an zwei Krankenhäusern 
in Arbeit stehen. 
Im September 1892 wurden zwei Schwestern 
nach Kamerun für das dort neu errichtete Kranken- 
haus entsendet. 
Es sind dies fünf Stationen, für welche der Ver- 
ein zu sorgen hat. 
Die jährlichen Einnahmen zeigen in den veröffent- 
lichten Jahresabschlüssen keine regelmäßige Stei- 
gerung, bleiben vielmehr während zwölf Monate 
etwa 22 000 Mark. Die Ausgaben sind in den 
verschiedenen Rechnungsjahren verschieden — auf 
zwölf Monate etwa 9000 bis 15 000 Mark. — Da 
aber regelmäßige Ersparungen gemacht wurden, so 
ist das Vereinsvermögen von einem Beslande am 
30. Mai 1888 von 6238 Mark auf 31 351 Mark 
Ende Dezember 1892 gestiegen. 
Ueber die Ereignisse des lebten Jahres wird 
Folgendes berichtet: 
Der Vorstand hat einen schweren Verlust durch 
den Tod des Vereinsschatzmeisters Herrn W. v. Krause 
jun. zu beklagen, der die Geldangelegenheiten des 
Vereins durch seinen Bevollmächtigten Herrn v. Bresca 
in dankenswerthester Weise geleitet hatte.
	        
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