Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Der bisherige stellvertretende Schatzmeister In- 
genieur Woelfer ist vom Vorstand zum ersten Schatz- 
meister ernannt, während Herr v. Bresca in den 
Vorstand unter Ernennung zum siellvertretenden Schatz- 
meister gewählt wurde. Ernennung bezw. Wahl haben 
beide Herren angenommen. 
Den von längeren Reisen zurückgekehrlen General- 
lieutenant z. D. v. Teichman und Logischen, 
srüheres Vorstands= und später Ehrenmitglied des 
Vereins, wählte der Vorstand wieder zu, und derselbe 
nahm die Wahl an. 
Der bisherige erste Schriftführer Herr Regie- 
rungsassessor Angerer ist von Potsdam nach Münster 
versetzt und hat bedauerlicherweise sein Amt deshalb 
niederlegen müssen, doch gereicht es dem Vorstande 
zur Freude, daß genannter Herr versprochen hat, 
sein Interesse für den Verein sich auch serner zu 
bewahren. 
Für das Amt des Schriftführers hat der Vor- 
stand den Generallientenank z. D. v. Teichman und 
Logischen gewählt; derselbe hat die Wahl au- 
genommen. 
Ferner wurde in den Vorstand Frau Wirkliche 
Geheime Legationsrath Kayser zugewählt, welche 
die Wahl ebenfalls annahm. 
Der Vorstand besteht daher zur Zeit aus zwölf 
Damen und acht Herren und erledigte seine Arbeiten 
in elf Sißzungen. 
Der Verein besteht gegenwärkig aus 1300 Mit- 
gliedern, was gegen 1200 des vorigen Jahres immer 
noch eine Vermehrung ist. 
Am 4. Juli fand die Einsegnung zweier Schwestern 
in der Makthäikirche statt; dieselben haben das neu- 
erbaute Lazareth in Kamerun übernommen. Es sind 
dies Anna Margarethe Leue vom rothen Kreuz, 
Friedrichshain, Anna Baeßler aus der Pflege= und 
Haushaltungsschule zu Karlsruhe. · 
Nach zweijährigem Aufenthalt in Bagamoyo 
kehrte Schwester Lilly in ihre Heimath zurück. 
Im November ging dieselbe aus freiem Willen 
unter Zustimmung des Vorstandes des Clementinen= 
hauses und des diesseitigen Vereins wieder hinaus, 
um nach der Erholungspause in Europa ihren lieb- 
dewonnenen Beruf in Afrika wieder aufzunehmen. 
Schwester Benedicte, die in Kilwa erkrankt 
war, ging, als Schwesler Lilly von Bagamayo ab- 
reiste, zu ihrer Erholung, und um Schwester Lies 
beizustehen, dorthin und demnächst, als Schwesler 
Lilly wieder nach Bagamoyo zurückgelehrt war, 
ganz in ihre Heimath. 
Als der Kontrakt mit Schwester Erna Anfang 
bieses Jahres abgelaufen war, wurde das Kranken- 
haus in Kilwa ganz beschlossen, da ein Bedarf da- 
nach sich nicht herausgestellt hatte. Die Gesammt- 
einrichtung bleibt dort, unter Verschluß, für den 
möglichen Fall, daß eine Wiedererösfnung noth- 
wendig würde. 
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Schwester Mathilde Knigge und Schwester 
Emma Kubanke wurden am 25. April zu ihrer 
Ausreise nach Neu-Guinea kirchlich eingesegnet; sie 
sind im Juli dort eingetroffen, um das neue Laza- 
reth in Friedrich Wilhelmshafen zu übernehmen. 
Schwester Hedwig Saul hat sich mit dem Sta- 
tionsvorsteher Herrn v. Hanneken verheirathet; der 
Verein mußte daher einen Ersatz nach Stephansort 
senden, und das geschah durch Schwester Anna 
Meyer. Außer ihr wirkt in Stephansort die 
Schwester Auguste Herber. Das Lazareth ist fertig, 
gut eingerichtet und der Gesundheitszustand ein er- 
träglich guter. 
Neben der Thätigkeil zur Beschaffung der nöthi- 
gen Geldmittel geht die aufopferungsvolle Arbeit des 
Vorstandes, die für die Schwestern und Lazarethe 
nöthigen Gegenstände zu beschaffen, anzusertigen, zu 
kaufen, zu sortiren, zu bezeichnen, einzupacken und 
abzusenden. . 
Zur ersten Einrichtung des Lazareths in Kamerun 
ist die nöthige Wäsche für acht Betten durch den 
Nähverein beschafft worden. Dazu kommt nun 
die vollständige Kücheneinrichtung, Speisegeräth 
für zwölf Personen, verschiedene Möbel, Moskilo- 
neße u. s. w. 
Der Verein ist aufgefordert, Ausrüstung und 
Pflegekräfte für ein neues Lazareth, das „Nachtigal- 
Lazarety“ in Togo, zu beschaffen, und der Vorstand 
hat einstimmig den Beschluß gefaßt, dieser Aufforde- 
rung Folge zu leisten. Die Sicherstellung der beiden 
nothwendigen Pflegekräfte ist bereits erfolgt. 
Es ist ferner in Erinnerung zu bringen, daß 
Absendungen von Erfrischungs= und Stärkungsmilteln, 
wie z B. Wein, Kakao, Bouillon, „Konserven u. s. w., 
die für den Europäer in den Tropen so absolut 
nöthig sind, an die verschiedenen Lazarelhe von Zeit 
zu Zeit ersolgen, so daß Ausgaben und Arbeit in 
dieser Richtung eigentlich niemals aufhören. 
Schließlich ist noch zu erwähnen, daß der deutsche 
Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien auch 
auf der Weltausstellung in Chicago vertreten ist. 
Es werden dort Bilder von allen Pflegestätten aus- 
gestellt sein, und zwar: 
das ersie Krankenhaus in Dar-es-Saläm, welches 
beim Aufstande zerstört wurde; 
das gemeinsam mit der Mission in Sansibar un- 
terhaltene Krankenhaus; 
die Kriegslazarethe in Bagamoyo und Kinva; 
das provisorische Feldlazareth in Pangani, sowie 
die Lazarelhe Stephansort, Friedrich Wil- 
helmshasen und Kamernn. 
Ebenso sind genaue Darstellungen der Tropen- 
tracht der Pflegeschwestern, durch Beschaffung ent- 
sprechend gekleideler Modellpuppen, nach Chicago 
gesendet.
	        
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