Verhältnisse gelangen wollen, welche die Akklimati-
sationsmöglichkeit in den Tropen beeinflussen. In
Inselindien liegen unter völlig übereinstimmenden
klimatischen Verhältnissen nahe beieinander Orte, in
welchen eine europäische Bevölkerung sich durch Ge-
neralionen rein erhalten, neben solchen, in welchen
auch eine vorübergehende Akklimatisation als fast
völlig einstweilen ausgeschlossen anzusehen ist. So
ist es sehr ungerechtfertigt, die „Tropen“, ein Gebiet,
das die Hälfte der Erdoberfläche umsaßt, einsach als
einheitlichen Begriff anzusehen. Die klimalischen
Verhältnisse an sich dürften nur in wenigen Tropen-
gegenden ein absolutes Hinderniß der Akklimatisation
sein, außerordentlich viel wichtiger für diese ist der
Einfluß der tropischen Infektionskrankheiten, und dieser
ist im Gegensab zu den klimatischen Verhällnissen in
den verschiedenen Tropengegenden ein recht verschie-
dener. Außerordentlich groß ist die Zahk und Be-
deutung von Aufgaben, die dem auf diesem Gebiete
thätigen Arzt sich bicten.
Gemeinsam den meisten tropischen und subtropi-
schen Gebieten und an Bedeutung obenanslehend ist
die große Gruppe der Klimafieber, neben ihnen treten
mehr nach Lokalitäten gesondert Dysenterie, Beri-
Beri, Gelbfieber, Cholera und Gelenkrheumatismus
mehr oder weniger hervor. Auf dem Gebiete der
Malariakrankheiten ist trotz der in den letzten Jahren
gemachten Fortschritte noch außerordentlich Vieles
dunkel. Gerade hier tritt die Nothwendigkeit des
steten im Auge Behaltens des ätiologischen Momentes
bei dem großen Wechsel in den klinischen Bildern
hganz besonders hervor. Seit wir den Krankheits-
erreger in Gestalt eines im infizirten Organismus
schmaroßenden Sporozoen kennen gelernt haben, sind
wir berechtigt, jede Krankheit, bei welcher dieser fehlt,
als nicht zur Gruppe der Malariafieber gehörig an-
zusehen, wobei es a priori natürlich nicht erforderlich
ist, daß der Parasit sich wie bei den in gemäßigten
Breiten beobachteten typisch fieberhaft verlaufenden
Krankheitsbildern durch die Blutuntersuchung un-
miklelbar nachweisen lassen muß. In der Hunsicht
ist eine eingehende Verwerthung des erhaltenen Ob-
duktionsmaterials von größler Bedeutung, um gerade
durch dieses eine klaffende Lücke in unserem Wissen
auszufüllen. Bei der heimischen, sowie bei den in
der Heimath entstandenen Rezidiven tropischer Malaria
ist der Befund bisher ein übereinstimmend positiver
gewesen, in den Tropen selbst noch keineswegs. Den
n negativ ausgefallenen Untersuchungen B. Fischers,
Pasquells und Giles gegenüber habe ich bei
javanischen Fieberfällen regelmäßig die charakteristischen
Parasiten im Blut der Patienten gefunden, ent-
sprechend dem am Hospital in Batavia vielfach er-
haltenen positiven Befund und ebenso bereits einige
Male bei klinisch eindeuligen Fällen der Kamerun=
Malaria. Gerade die Fieberfälle, bei welchen trot
aller Sorgfalt das Resultat der Blutuntersuchung
ein negatives bleibt, verdienen eine ganz hervorragend
genaue klinische Beobachtung, und es ist in der That
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keineswegs ausgeschlossen, daß es uns so gelingen
wird, von der Gruppe der Malariakrankheiten solche
abzutrennen, welche sich als besondere Affektionen
herausstellen, obwohl andererseits stels im Auge be-
halten werden muß, daß möglicherweise auch die
wechselnde Lokalisation es ist, welche ähnlich wie bei
Syphilis oder Tuberkulose, krotz der Einheitlichkeit
des ätiologischen Momentes die Mamigfaltigkeit der
klinischen Erscheinungen zu erklären hat. Ob inner-
halb der Malariaerkrankungen Varietäten anzunehmen
sind, das ist eine einstweilen mit Sicherheit nicht zu
beantwortende Frage. So viel Plausibles die von
einem so hervorragenden Forscher wie Golgi auf-
gestellte Theorie hat, ein zwingender Beweis sür
ihre Richtigkeit hat bisher nicht erbracht werden
können. Gewisse morphologische Differenzen allein
in der Hinsicht heranzuziehen, hat bei der wechsel-
vollen Gestalt der Malariaparasiten im Verlauf ihres
Entwickelungsprozesses immerhin sein Mißliches, ich
selbst habe mich auf Grund des recht erheblichen
mit spezieller Berücksichtigung dieser Fragen durch-
suchten Materials nicht für berechtigt gehalten, eine
Mehrheit von Parasitenspezies anzunehmen. Eine
ebenso große Vorsicht ist in der Beurkheilung der
Frage am Platze, ob eine Anzahl von Blutparasiten,
welchen wir nicht seliten im Körper von Reptilien
und Vögeln begegnen, und welche ihrer naturgeschicht-
lichen Stellung nach den Malariaparasiten jedenfalls
sehr nahe stehen, in der That, wie eine Anzahl
russischer und italienischer Forscher annimmt, mit
diesen identisch ist. Auch ich habe im Blute der
weißköpsigen javanischen Meise, welche sich zahlreich
in den Mangrovewäldern von Soerabaya wie der
javanischen Hafenplätze überhaupt aufhält, mehrmals
Parasiten gefunden, welche sich bis auf eine etwas
abweichende Form der Pigmentirung morphologisch
von den Malariaparasiten des Menschen nicht unter-
scheiden ließen. Trotzdem halte ich mich durchaus nicht
für berechtigt, dieselben mit diesem zu idenlifiziren,
so wenig wie etwa die Thatsache des Vorhandenseins
von Bacillen im Menschen= und im Thierkörper auf
deren Identilät zu schließen berechtigt. Solange wir
in dem Studium der Reinkultur kein Kriterium für
die Identilät der in Betracht kommenden Organismen
haben, und so lange es nicht gelungen ist, durch
Uebertragung der thierischen Parasiten im mensch-
lichen Körper die typische Infektionskrankheit zu er-
zeugen, so lange werden wir durch eine mehr oder
weniger willkürliche Idenlifizirung beider die Lehre
von der Malaria nicht fördern. Immerhin sind die
erhaltenen Befunde zweifellos durchaus dazu ange-
than, zu einem weiteren gründlichen Studium der
Blutparasiten der Thiere anzuregen, und dieses ist,
was das schließliche Ergebniß anlangt, in den eigent-
lichen Malariagegenden ganz besonders verheißungs-
voll. In dem Sinne ist auch eine ganz besondere
Aufmerksamkeit seitens des Arztes in tropischen
Malariagegenden dem Studium der Krankheiten zu-
zuwenden, an welchen eine Reihe von europäischen