Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

— 320 
geschildert. Was damals galt, gilt im Wesentlichen 
auch noch heute, und wir dürfen uns keiner Täu- 
schung darüber hingeben, daß wir auf diesem Gebiete 
nur schrittweise zu Erfolgen zu kommen vermögen. 
Jusbesondere ist hervorzuheben, daß die allgemeinen 
geschäftlichen Zustände in Ostafrika, als einem Gel- 
tungsbereiche des Silbers, auch im Jahre 1892 
durch den fortgeseyten Nückgang des weißen Metalls 
beträchtlich zu leiden hatten. Entsprechend sind wir 
leider abermals von einem ansehnlichen Verluste auf 
Kursdifferenz-Konto betroffen worden. Die Waaren- 
einfuhr nach Deutsch-Ostafrika und die Produkten= 
ausfuhr daraus haben sich im Jahre 1892, soweit 
man nach den Zolleingängen urtheilen kann, auf 
gleicher Höhe gehalten wie in 1891. In Bezug auf 
das Geschäftsergebniß in 1892 ist übrigens zu be- 
merken, daß im Gegensaße zum Vorjahre, worin 
unsere sämmtlichen Küstenstalionen einen Verlust ge- 
zeigt haben, diesmal immerhin die Niederlassungen 
Bagamoyo und Kilwa einen Nutzen aufweisen. An- 
gesichts der allgemein ungünstigen Preislage, bei 
welcher die Hauptartikel nur einen äußerst schmal 
bemessenen Vortheil lassen, müssen wir, im Hinblick 
namentlich auf unsere hohen Generalunkosten in Ost- 
afrika, die größten Anstrengungen machen, unsere 
Umsähe im Waaren= und im Produktengeschäft zu 
steigern. Im Jahre 1892 hat eine beträchtliche 
Steigerung schon stattgefunden, insbesondere nachdem 
wir im Juni in Nossibe (auf der Insel Madagas- 
kar) eine Niederlassung begründet hatten. In dem 
direkten Geschäftsverkehr der Küstenpläße der deutschen 
Kolonie mit Bombay hat der im Mai 1892 von 
uns ins Leben gerufene Dienst des Dampfers 
„Safari“ vorerst nur eine mäßige Belebung ge- 
bracht; das Weitere muß der Zukunft vorbehalten 
bleiben. Unsere Münzausprägungen haben im Jahre 
1892 den regelmäßigen Fortgang genommen. Die 
Aussendung betrug 360 000 Rupienstücke und 
17 640000 Pesastücke. Im Januar d. J. ist eine 
Gouvernementsverordnung ergangen, wodurch die 
Einführung von Pesas fremder Prägung verboten 
und mit Konfiskation und sonstigen Strafen bedroht 
ist. Die aus unserer und der Eisenbahngesellschaft 
für Deutsch-Ostafrika (Usambara-Linie) Veranlassung 
hervorgegangene Expedition des Herrn Dr. Baumann 
ist im laufenden Jahre glücklich zu Ende geführt 
worden. Dieselbe hat ergeben, daß die Fortsetzung 
der Usambara-Linie über Korogwe hinaus einerseits 
zum Victoriasee, andererseitks nach Tabora keinen 
übermäßigen Hindernissen begegnet. Zu geologischen 
Zwecken, insbesondere zur Untersuchung der zahl- 
reichen Graphitvorkommnisse in den Landschaften 
Ukami und Usagara, haben wir im Jahre 1892 
Herrn Dr. v. d. Vorne nach Ostafrika entsandt. Zu 
greisbaren Ergebnissen hat diese Aussendung nicht 
geführt. Die Anzahl unserer Angestellten in Ost- 
afrika im Jahre 1892 hat 42 betragen gegen 37 
in 1891. Unser bisheriger Generalvertreter in Ost- 
afrika, Herr Ebenau, ist im Dezember 1892 aus 
  
seiner Stellung ausgeschieden, um sich in anderer 
Weise der Mitarbelt bei uns zu widmen; als seinen 
Nachfolger haben wir Herrn Hans Warnholtz aus 
Hamburg gewonnen, der schon von Juni 1892 an 
gemeinschaftlich mit Herrn Ebenau thälig gewesen 
war. Als ein Ereigniß von besonders glücklicher 
Bedeutung für die gesammte deutsch-ostafrikanische 
Kolonie glauben wir den im Juni und Juli 1892 
stattgehabten Besuch derselben durch den Dirigenten 
der Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amtes, 
Herrn Wirklichen Geheimen Legationsrathes 
Dr. Kayser aufführen zu müssen. Aus Veran- 
lassung der Reise des Herrn Dr. Kayser hat sich 
hleichzeitig unser Direktor Lucas nach Ostafrika be- 
geben. Auch der unserem Verwaltungsrathe ange- 
hörende Herr Amtsgerichtsrath Dilthey hat sich im 
Laufe des Jahres 1892 mehrere Monate lang in 
Deutsch-Ostafrika aufgehalten. 
Was die finanzielle Lage der Gesellschaft betrifft, 
so ergiebt der Abschluß des Jahres 1892 Folgendes: 
Vorlrag aus 1891 117 154 M., Effektengewinn 
68 382 M. und Gewinne aus Provisionen, Zinsen 
und Münzausprägungen 378757 M. Dagegen er- 
sorderten verschiedene Abschreibungen 1133 M., Ab- 
schreibung auf den Dampfer „Safari“ 33 048 M., 
Kursverluste 122 272 M., Unkosten in Berlin 
631 82 M. und Verlust lant Sonderbilanz Sansibar 
139,098 M., so daß 205 560 M. Gewinn zu fol- 
gender Verwendung bleiben: Rücklage 8841 M., 
Rücklage für etwaige Ausfällc 40 000 M., 5 PpCt. 
Dividende auf 1 873 000 M. Vorzugsantheilc mit 
25 pCt. Einzahlung 23512 M. und Vortrag auf 
1893 133 307 M. 
  
Die Usambara-Baffeebau-Gesellschaft 
hat sich am 7. Juni auf Grund des Reichsgesetzes 
von 1888 als deutsche Kolonialgesellschaft mit einem 
vorläusigen Kapital von 250 000 Mark konstikuirt 
und in der ersten Hauptversammlung ihren Aufsichts- 
rath gewählt. Zum Vorsitenden des Aussichtsraths 
wurde Korvettenkapitän a. D. Rüdiger, zum 
Direktor Herr G. Meinecke gewählt. 
  
Pandelsverkehr des Rongostaates. 
(Vergl. D. Kol. Bl. 1892, S. 318 f.) 
Die Ausfuhr aus dem Gebiete des Kongostaates 
belief sich nach dem „Bulletin Ollicicl“ (April- 
heft) im Jahre 1892 auf 7 529 980 Fres. gegen 
10 535 619 im Vorjahre. Hiervon stammten aus 
dem Kongostaat selbst für 5 487 633 Frcs. Von 
der Ausfuhr des Jahres 1892 war bestimmt nach 
Belgien sür 2 949 150 Frcs., 
den Niederlanden. . . 2501 536 = 
den benachbarten französischen 
Besitzunggen 917 400
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.