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wie Verhaue auf den Wegen erschwerten das Er-
steigen der Bandianhöhe. Die Soldaten drangen
jedoch, gereizt durch das unaufhörliche gegnerische
Feuer während des ganzen Tages, mit solcher Wuth
auf den Feind ein, daß sie ihn förmlich überrannten.
Die Bandileute zerstoben nach allen Richtungen; in
seiner Kopflosigkeit gerieth ein größerer Theil von
ihnen in eine Schlucht, die der jenseits des Stromes
gebliebenen Mannschaft das wirksamste Schußseld
bot. Mit Hülfe des Maxingeschützes erhielt der
Geßner hier schwerere Verluste als an irgend einem
anderen Orte. Die Flucht war eine so wilde, daß
die Leichname der Gefallenen zum großen Theil im
Stich gelassen wurden. Von hier marschirte ich
zum Lobeflusse und auf dessen rechtem Ufer in
westlicher Richtung auf Ndumali zurück, das
ich am 20. März erreichte, nachdem ich unterwegs
das leicht befestigte Etumba und Idumu erobert und
zerstört hatte. In der Nacht zum 21. März ließ
ich Kenge und Ngata mit Erfolg überfallen. Den
folgenden Tag benutzte ich zur Erneuerung der
Munition in Groß-Batanga.
Am 22. März marschirte ich südlich von Groß-
Batanga die Küste entlang bis Ebonye, um von
dort von Neuem in das Mabealand einzudringen.
Wir erreichten zunächst Massaka, dann Elange, beide
Dörfer wurden genommen. Von Elange marschirte
ich auf Mamenanga, dessen Bewohner sich bei Plün-
derung der Faktoreien besonders hervorgethan hatten.
Fallgruben und Spitzpfähle verkündeten bald die
Nähe des Feindes. Mehrere Hundert Meter vor
dem Dorfe wurden wir aus dem Busche heftig be-
schossen, einige Soldaken und mehrere Banokos wur-
den verwundet, das Dorf demnächst gestürmt. In
der Nacht zum 23. März wurden Seku und Mbodi,
die südöstlichen Ausläufer des Mabeagebietes, erfolg-
reich überfallen. Am nächsten Tage erreichte ich
von Mamenanga aus Melenge und Uada, im
ersteren Dorse fielen mehrere Gegner, im letzteren
wurden verschiedene gefangen genommen. Nachts
biwakirte ich in Uada. Am 24. März wurden die
Dörfer Mpaka, Idume, Sabali, Ngodi, Nyamanda
und Dibune nach zähem Widerstande erobert. In
Dibune waren die Verluste des Gegners besonders
beträchtlich.
Am 25. März überraschte die Expedition den
Feind am unteren Lobeflusse in Ntala und Mapama-
tomba, auf unserer Seite waren vier Verwundete
zu verzeichnen, der Gegner hatte viele Todte. Am
folgenden Tage nahmen wir Sakamianga, Melome=
bode, Beboko, Mbohngo und Behuhe, um abends
7 Uhr Ebome, den äußersten Ausläufer des Mabea-
landes zur Küste, zu erreichen. In Ebome erwartete
mich die Meldung, in dem etwa zwei Stunden ent-
fernten, südlich von Groß-Batanga gelegenen Orte
Ebonye beabsichtigten Eingeborene die Faktorei zu
überfallen. Ich mußte Hülfe bringen. Die Expe-
dition war seit früh 6 Uhr auf dem Marsche,
Abends 9¾ Uhr stießen wir vor Ebonye auf den
Gegner, der nach mehreren Salven mit Hülfe des
Maximgeschützes in die Flucht geschlagen wurde.
Zahlreiche Feinde wurden verwundet, bei der Finster-
niß fanden wir sechs Todte. Nachdem ich am
28. März noch in Boodye, einem weiter südlich von
Groß--Batanga gelegenen Küstenorte, die Auslieferung
eines Eingeborenen, der gegen einen europäischen
Faktoristen gewaltthätig geworden war, unter Zwangs-
maßregeln erwirkt hatte, verließ ich am 29. März
Groß-Batanga. Um den Ort vor allen Eventuali-
täten zu sichern, hatte ich rings um denselben in
Bomono, Ndumali und Ebonye detachirte Posten
ausgesetzt, während ich in Batanga selbst 20 Soldaten
unter dem Gouvernementsbeamten Nette zurückließ.
Von Groß-Batanga brach ich nach Plantation, von
dort am 30. März nach Lonyi auf. In beiden
Orten erfuhr ich von den Europäern, daß Mabeas
zu ihnen gekommen seien mit der Bitte, mich zu be-
schwören, das Mabeageblet östlich von Lonyi und
Plantation zu verschonen.
Am 31. März kehrte die Expedition nach Kamerun
urück.
Die Haltung der Soldaten bei Niederwerfung
der Empörer war gut. Die Wege im Mabealande
sind äußerst schlecht, zumeist geht es durch tiefen
Sumvpf, oft marschirt man bis zum Unterleib im
Wasser, dann sind wieder hohe Felsblöcke zu über-
steigen, große Hindernisse bieten die auf vermoderten
Baumstämmen zu überkletternden kleinen Flüsse. Um
den Feind zu überraschen, äuderte ich zuweilen die
Marschrichtung, während er mich auf der einen
Seite wähnte, gelang es mir oft, ihm aus entgegen-
gesetzter Richtung empfindlichste Verluste beizubringen.
Auf diese Weise wurden sehr hohe Anforderungen
an die Marschtüchtigkeit der Soldaten gestellt. Das
Mabealand umfaßt infolge des Umstandes, daß die
einzelnen umfangreichen und stattlichen Dörfer, deren
viele aus sechs, acht und mehr selbständigen Dorf-
theilen bestehen, weit auseinander liegen, ein sehr
ausgedehntes Gebiet. Während der 17 Expeditions-
tage entfielen 10 auf forcirte Märsche. Trotzdem
merkte man bei den Soldaten stets Lust zum Hand-
werke, ja Begeisterung für die Sache. Auch nach
den anstrengendsten Märschen waren sie nachts bei
nur leisem Geräusche sofort auf dem Posten.
Ich darf die ruhige Umsicht und Tapferkeit des
Exerzirmeisters Lewonig, die Ausdauer und den
Schneid des Gouvernementsbeamten Nette im Feuer
sowie das frische Draufgehen des Lazarethgehülfen
Brückner hervorheben. Ihr energisches Eingreisen
hat die Expedition vor herben Verlusten bewahrt.
Das sichere Funktioniren des Maximgeschützes auch
auf dieser Expedition ist Lewonigs Verdienst.
Jeder der Genannten hat seine Pflicht in hervor-
ragendem Maße gethan.
Vier Tage nach Rückkehr der Expedition kamen
300 Mabeas zur Küste, um Frieden zu erbitten.
Ich hatte Befsehl gegeben, ihnen für diesen Fall zu
bedeuten, daß sie so lange bekriegt würden, bis ich