Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Wasser stehend das von einer schweren See gegen 
Land geworfene Boot halten und wenig fehlte, so 
wäre mir die ganze Mannschaft, die von einem 
schweren Brecher unter das beladene Boot gezogen 
wurde, verloren gegangen. Das Boot war an einer 
Seite durch Brechen der Verbindungsschrauben hand- 
breit ausgeklafft und konnte ich es auch nothdürstig 
repariren, so war es doch so leck geworden, daß ich, 
einsetzende Südwinde benutend, zurückgehen mußte. 
In der Station fand ich eine Gesandtschaft von 
dem vorerwähnten Makenja vor, die um Frieden 
bat und sich bereit erklärte, alle Räubereien und 
Missethaten zu fühnen. Als Bedingung zu dies- 
bezüglichen Verhandlungen stellte ich die Auslieferung 
des Haupträubers, der auch zweier Morde beschuldigt 
ist. Die Lösung dieser Angelegenheit schwebt zur 
Zeit noch. 
Am 23. d. Mis. kam Bumiller von seiner 
Expedition zurück. Sein Bericht ist beigefügt.“) 
Er hatte in jeder Beziehung meinen Intentionen ge- 
mäß Ausschluß erhalten und mit dem mächtigsten 
Mann des nördlichen Nyasagebietes, dem längst be- 
kannten Potentaten Merere Verbindung angeknüpft. 
Bumiller, dessen Bericht mit Karte ich in Anlage 
beifüge, hat, wie die Karte zeigt, das viel mächtigere 
als bisher angenommen Livingstonegebirge in fünf 
Tagereisen mit einer Höhe von etwa 3000 Meler 
überstiegen, in den Gebirgsbewohnern ein tiefstehen- 
des, armes Volk gefunden, ist dann zu Merere, der 
seine Residenz mehr nach Westen dicht zum Rikwa- 
see verlegt hat, gegangen und sämmtliche deutschen 
Missionen berührend zur Station zurückgekehrt. Von 
Merere brachte Bumiller eine große Gesandtschaft 
mit einem schweren Elefantenzahn, 6 Stück Rind- 
vieh, 10 Kleinvieh 2c. Unser Stationsviehbestand 
wird hierdurch erfreulich vergrößert, wie ich deun 
zur Zeit schon am nördlichen Seeufer wohl der 
reichste Viehbesiber bin. Die Station stellt sich jeßt 
auf 2 Esel, 10 Ochsen, 4 Kühe, 10 Schafe, 
30 Ziegen, 8 Hunde, 1 Katze, mehrere Hundert 
Geflügel (Hühner, Enten, Tauben). 
Die Verluste auf beiden Expeditionen belaufen 
sich auf 2 Sudanesen, 1 Somali, 2 Träger. Dies 
ist für die Anforderung an die Leute kein hoher 
Satz, wie wir überhaupt den guten Gesundheits- 
zustand unserer Leute Einrichtungen zu verdanken 
haben, die, da sic billig sind und viel zum Wohl- 
sein der Leute beitragen, ich jedem Reisenden an- 
empfehlen möchte. Unsere Mannschaften wohnen alle 
zu zweien in kleinen Baumwollzelten; als Unterlage 
bedienen sie sich einer Matte oder Fell, das über 
das Lagergras gedeckt wird, nachdem um das kleine 
Zelt ein Graben gezogen ist. Ferner haben die 
Leute ein Stück Moskikozeng, das sie in moskito- 
reichen Gegenden vor die Zeltöffnung hängen können, 
Futterbeutel, Feldflasche und Bewassnung. 
") Nachslehend abgedruckt. 
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Die Berliner Mission wird demnächst in unserer 
nächsten Nähe am See eine Station errichten. Die 
Station in Lukomo (englisch) hat gebeten, Schulen 
in Mbampabai errichten zu können, was ich mit 
Vorbehalt der Genehmigung des Gonverneurs von 
Ostafrila im Allgemeinen nur als vortheilhaft er- 
muthigen zu müssen glaubte. 
Nach Bumillers Eintreffen bin ich mit allen 
Kräften an die Beendigung des Stationsbaues ge- 
gangen, daß mir Langenburg während der zukünftigen 
Züge ein von wenig Mannschaften zu haltender 
Stübpunkt sein soll. Für die Zukunft bis zur Voll- 
endung des Dampfers habe ich zwei Unternehmungen 
in Aussicht; zunächst werde ich, sobald die Station 
beendigt ist, das bewaffnete Stahlboot „Liebert“ nach 
dem Tanganjika bringen und dort eine kleine feste 
Station erbauen, gleichzeitig einen guten Weg durch 
deutsches Gebiet ausfindig machen. 
Ueber den Fortschritt der Transportexpedition 
habe ich, seitdem Herr v. Eltz die von mir enga- 
girten Atongas erhalten hat, günstige Nachrichten. 
Welche Schwierigkeiten die Trägerfrage den euro- 
päischen Niederlassungen im Shirehochland bereitet, 
geht unter Anderem aus den Ausführungen des 
Herrn v. Eltz hervor. Derselbe berichtet unter dem 
21. Jannar 1898: 
„Eine große Hülfe würden mir die Atonga 
sein, wenn Ew. Hochwohlgeboren gelungen, solche 
anzuwerben; wenn diese Leute nicht kommen, so 
wird der Transport wohl viel länger dauern, als 
wir annehmen durften. Robertson (engl. Kanonen-= 
boote) hat 14 000 Lasten zu expediren, ich gegen 
8000, die Administration gegen 7000 (Heuser 
u. s. w.), Lakes Company und Scharrer auch 
hegen 5000 und dazu kommen noch kleine Händler 
und Plantagenbesitzer, welche zusammen auch einige 
Tausend Lasten haben. 
Die Jagd nach Trägern ist eine großartige; 
dazu werden die Neger durch das Herumrennen der 
Agenten und Kapitaos kotal kopsscheu, meine Leute 
erzählen mir, daß die Eingeborenen nur des Nachts 
in ihre Dörfer kommen, am Tage entfliehen sie in 
die Büsche." 
çgez. H. v. Wissmann, 
Kaiserlicher Kommissar, Major. 
An den Kaiserlichen Kommissar 
Herrn Major v. Wissmann, Nitter hoher Orden rc. 
Hochwohlgeboren 
Station Langenburg am Nyasa. 
Euer Hochwohlgeboren hatten mich beauftragt, 
mich über die Verhältnisse des Hinterlandes der 
Nordostküste des Nyasagebietes (Livingstone-Gebirge) 
zu informiren und mit den dortigen Stämmen Ver- 
bindung anzubahnen. Zugleich sollte ich mein Augen- 
merk darauf richten, wie die Verhällnisse zur Zeit
	        
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