Wasser stehend das von einer schweren See gegen
Land geworfene Boot halten und wenig fehlte, so
wäre mir die ganze Mannschaft, die von einem
schweren Brecher unter das beladene Boot gezogen
wurde, verloren gegangen. Das Boot war an einer
Seite durch Brechen der Verbindungsschrauben hand-
breit ausgeklafft und konnte ich es auch nothdürstig
repariren, so war es doch so leck geworden, daß ich,
einsetzende Südwinde benutend, zurückgehen mußte.
In der Station fand ich eine Gesandtschaft von
dem vorerwähnten Makenja vor, die um Frieden
bat und sich bereit erklärte, alle Räubereien und
Missethaten zu fühnen. Als Bedingung zu dies-
bezüglichen Verhandlungen stellte ich die Auslieferung
des Haupträubers, der auch zweier Morde beschuldigt
ist. Die Lösung dieser Angelegenheit schwebt zur
Zeit noch.
Am 23. d. Mis. kam Bumiller von seiner
Expedition zurück. Sein Bericht ist beigefügt.“)
Er hatte in jeder Beziehung meinen Intentionen ge-
mäß Ausschluß erhalten und mit dem mächtigsten
Mann des nördlichen Nyasagebietes, dem längst be-
kannten Potentaten Merere Verbindung angeknüpft.
Bumiller, dessen Bericht mit Karte ich in Anlage
beifüge, hat, wie die Karte zeigt, das viel mächtigere
als bisher angenommen Livingstonegebirge in fünf
Tagereisen mit einer Höhe von etwa 3000 Meler
überstiegen, in den Gebirgsbewohnern ein tiefstehen-
des, armes Volk gefunden, ist dann zu Merere, der
seine Residenz mehr nach Westen dicht zum Rikwa-
see verlegt hat, gegangen und sämmtliche deutschen
Missionen berührend zur Station zurückgekehrt. Von
Merere brachte Bumiller eine große Gesandtschaft
mit einem schweren Elefantenzahn, 6 Stück Rind-
vieh, 10 Kleinvieh 2c. Unser Stationsviehbestand
wird hierdurch erfreulich vergrößert, wie ich deun
zur Zeit schon am nördlichen Seeufer wohl der
reichste Viehbesiber bin. Die Station stellt sich jeßt
auf 2 Esel, 10 Ochsen, 4 Kühe, 10 Schafe,
30 Ziegen, 8 Hunde, 1 Katze, mehrere Hundert
Geflügel (Hühner, Enten, Tauben).
Die Verluste auf beiden Expeditionen belaufen
sich auf 2 Sudanesen, 1 Somali, 2 Träger. Dies
ist für die Anforderung an die Leute kein hoher
Satz, wie wir überhaupt den guten Gesundheits-
zustand unserer Leute Einrichtungen zu verdanken
haben, die, da sic billig sind und viel zum Wohl-
sein der Leute beitragen, ich jedem Reisenden an-
empfehlen möchte. Unsere Mannschaften wohnen alle
zu zweien in kleinen Baumwollzelten; als Unterlage
bedienen sie sich einer Matte oder Fell, das über
das Lagergras gedeckt wird, nachdem um das kleine
Zelt ein Graben gezogen ist. Ferner haben die
Leute ein Stück Moskikozeng, das sie in moskito-
reichen Gegenden vor die Zeltöffnung hängen können,
Futterbeutel, Feldflasche und Bewassnung.
") Nachslehend abgedruckt.
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Die Berliner Mission wird demnächst in unserer
nächsten Nähe am See eine Station errichten. Die
Station in Lukomo (englisch) hat gebeten, Schulen
in Mbampabai errichten zu können, was ich mit
Vorbehalt der Genehmigung des Gonverneurs von
Ostafrila im Allgemeinen nur als vortheilhaft er-
muthigen zu müssen glaubte.
Nach Bumillers Eintreffen bin ich mit allen
Kräften an die Beendigung des Stationsbaues ge-
gangen, daß mir Langenburg während der zukünftigen
Züge ein von wenig Mannschaften zu haltender
Stübpunkt sein soll. Für die Zukunft bis zur Voll-
endung des Dampfers habe ich zwei Unternehmungen
in Aussicht; zunächst werde ich, sobald die Station
beendigt ist, das bewaffnete Stahlboot „Liebert“ nach
dem Tanganjika bringen und dort eine kleine feste
Station erbauen, gleichzeitig einen guten Weg durch
deutsches Gebiet ausfindig machen.
Ueber den Fortschritt der Transportexpedition
habe ich, seitdem Herr v. Eltz die von mir enga-
girten Atongas erhalten hat, günstige Nachrichten.
Welche Schwierigkeiten die Trägerfrage den euro-
päischen Niederlassungen im Shirehochland bereitet,
geht unter Anderem aus den Ausführungen des
Herrn v. Eltz hervor. Derselbe berichtet unter dem
21. Jannar 1898:
„Eine große Hülfe würden mir die Atonga
sein, wenn Ew. Hochwohlgeboren gelungen, solche
anzuwerben; wenn diese Leute nicht kommen, so
wird der Transport wohl viel länger dauern, als
wir annehmen durften. Robertson (engl. Kanonen-=
boote) hat 14 000 Lasten zu expediren, ich gegen
8000, die Administration gegen 7000 (Heuser
u. s. w.), Lakes Company und Scharrer auch
hegen 5000 und dazu kommen noch kleine Händler
und Plantagenbesitzer, welche zusammen auch einige
Tausend Lasten haben.
Die Jagd nach Trägern ist eine großartige;
dazu werden die Neger durch das Herumrennen der
Agenten und Kapitaos kotal kopsscheu, meine Leute
erzählen mir, daß die Eingeborenen nur des Nachts
in ihre Dörfer kommen, am Tage entfliehen sie in
die Büsche."
çgez. H. v. Wissmann,
Kaiserlicher Kommissar, Major.
An den Kaiserlichen Kommissar
Herrn Major v. Wissmann, Nitter hoher Orden rc.
Hochwohlgeboren
Station Langenburg am Nyasa.
Euer Hochwohlgeboren hatten mich beauftragt,
mich über die Verhältnisse des Hinterlandes der
Nordostküste des Nyasagebietes (Livingstone-Gebirge)
zu informiren und mit den dortigen Stämmen Ver-
bindung anzubahnen. Zugleich sollte ich mein Augen-
merk darauf richten, wie die Verhällnisse zur Zeit