Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Patronentasche und 40 Patronen und als Erlennungs- 
zeichen einen breitkrämpigen Hut mit Kokarde, wie 
solche von der früheren Truppe in Benutzung waren. 
Nach kurzer Belehrung über die Behandlung des 
Gewehrs, der Visiranwendung, Haltevorschrift und 
Verwendung des Gewehrs im Gefecht, trat ich mit 
dieser Verstärkung den Weitermarsch nach Hoornkrans 
an. Zwanzig Bastards unter Führung von Haus 
Diergardt entsandte ich gleichzeitig über Gurumanas 
nach Fallgras, nach Spuren zu sehen und, falls er 
solche von größeren Abtheilungen (in der Richtung 
nach Windhoek) beobachte, mir umgehend Meldung 
zu machen; wenn nicht, solle er sich so einrichten, 
daß er am 18. Mai noch vor Hoorntrans mit der 
Truppe zusammenstoße. Eine zweite Bastardpatrouille 
von sechs Mann schickte ich am 17. Mai von Noltse 
Vley (1½ Meilen westlich Quartel) in der Richtung 
nach Gubitsaos—Areb, um die daselbst befindlichen 
Pferdeposten Witboois aufzuheben. Ich bemerke an 
dieser Stelle, daß die erstentsandte Patrouille am 
17. Mai bei Quartel, die letztentsandte am 22. Mai 
zur Truppe stieß, ohne etwas von den Witlboois 
bemerkt zu haben. Die auf Areb und Gubitsaos 
befindlichen Pferde Witboois sollen in sidlicher 
Nichtung fortgekrieben worden sein. Dieses, wie der 
Umstand, daß ich ebenfalls keine Anzeichen von der 
Anwesenheit der Witboois wahrnahm, ließ in mir 
die Vermuthung auftauchen, daß dieselben sich zu 
dem ihnen freundlich gesinnten Stamme der 
Swartboois begeben hätten, bis ich zwei Stunden 
von Hoornkraus entfernt am 18. Mai miktags frische 
Spuren von galoppirenden Reitern bemerkte, die in 
der Richtung nach Hoornkrans führten. Gegen 
4 Uhr nachmittags langte ich 2000 Meter südöstlich 
Hoornkraus mit den berittenen Mannschaften der 
Truppe an und wartete hier die Ankunft der fahren- 
den Mannschaft ab. Inzwischen gab ich folgende 
Disposition aus: 
Hoornkrans scheint von Witboois wieder besetzt zu 
sein. Ich beabsichtige den Platz zu nehmen und befehle 
1. ein Zug der 1. Kompagnie besetzt die nordöstlich 
Hoornkraus gelegene Schanze und läßt eine 
Sektion als Reserve am Schnittpunkt der Wege 
Windhoek— Hvornkrans, Rehoboth— Hoornkrans 
siehen. 
Zwei Züge der 1. Kompagnie greifen die 
Ostfront, 
Zwei Züge der 2. Kompagnie die Südfront 
von Hoornkrans an. 
Ein Zug der 2. Kompagnic hat westlich 
von Hoornkrans in nordwestlicher Nichtung vor- 
zustoßen. 
2. Die Bagage nimmt zu beiden Seiten der Straße 
Nehoboth—Hoornkrans auf der rechten Seite 
eines kleinen Seitenthales des Goab Aufslellung 
und sichert sich durch drei Unteroffizierposten. 
3. Ich halte mich bei der 2. Kompagnic auf. 
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Der Disposition entsprechend wurde von den 
Abtheilungen gegen 4¼/ Uhr nachmittags der Vor- 
marsch nach den ihnen gezeigten Punkten in ent- 
wickelter Linie angetreten. Mit dem Erscheinen der 
Schützenschwärme, die unangefochten die Hoornkrans 
umgebenden Höhen erreichten, verließen etwa 30 be- 
ritiene Witboois den Platz und etwas später 50 be- 
rittene Wikboois, welch letzteren nördlich Hoornkrans 
in dem Goabthal an einer zum Ausfall geeignelen 
Stelle in Bereitschaft gestanden hatten, und flüchteten 
in westlicher, später südlicher Richtung. Es gelang 
mir, mit einigen Mannschaften mich so frühzeitig in 
Besitz des Platzes zu setzen, daß ich dieselben noch 
unter Feuer nehmen konnte. Die Schnelligkeit der 
Flüchtlinge und die schwierigen Terrainverhältnisse 
verhinderten leider den in dieser Richtung vorstoßen- 
den Zug der 2. Kompagnie, wirksamen Antheil zu 
nehmen. Nach der Besehung wurde unverzüglich ein 
Zug zur Verfolgung nachgesandt, der nach zwei 
Stunden, ohne auf etwas zu stoßen, zurückkehrte. 
Beim Betreten des Kirchenneubaues fand ich da- 
selbst drei alte Hottentottinnen und drei Kinder vor. 
Dit älteste der Frauen überreichte mir beim Ein- 
treten einen Brief von Witbooi an den Kapitän der 
Bastards, in welchem Letzterem bittere Vorwürfe ge- 
macht wurden, daß er sich mit den Deutschen ver- 
eint habe, um ihn zu vernichten. Er sei sich keiner 
Schuld bewußt. Ein Antwortschreiben des Aeltesten 
der Bastards, in welchem dieser ihm seine Schuld 
nachweist und seiner Freude Ausdruck giebt, daß es 
ihm vergönnt ist, mit den Deutschen gegen ihn, den 
Friedensstörer, vorzugehen, habe ich noch an dem- 
selben Tage Frauen und Kindern zur Beförderung 
an den vom Platze entfernten Witbooi übergeben. 
Nach Aussage der Frauen soll Witbvoi mit seinen 
Leuten einen etwa 1½ deutsche Meilen südwestlich 
Hoornkraus gelegenen Berg (Karibib) besetzt halten. 
Um Näheres in Erfahrung zu bringen, entsandte 
ich am 20. Mai eine Rckognoszirungspatronille in 
der Stärke von 15 Mann nach dem Berge Karibib, 
eine zweite von derselben Stärke nach dem Gans- 
berge. Letztere Patronille kehrte, ohne etwas vom 
Feinde gesehen zu haben, zurück, während von der 
anderen gegen 10 Uhr vormittags lebhaftes Schießen 
in der Gegend des Karibibberges hörbar wurde. Ich 
entsandte umgehend 2 Unteroffiziere und 16 Mann 
zur eventuellen Aufnahme der im Gefecht befindlichen 
Patronille. Nach etwa 10 Minuten verstummte das 
Schießen und nach etwa 1½ Stunden kehrte die 
Patrouille mit der Meldung zurück, daß der Karibib- 
berg von einigen Hundert Mann besetzt und stark 
befestigt sei. Die Patrouille habe, 300 Meter von 
dem Berge Karibib entfernt, plötzlich Feuer erhalten 
und sich darauf zurückgezogen. Auf dem Rückwege 
erhielt der Reiter Gräber einen Schuß durch die 
Wade, der Reiter Hampel einen Schuß durch den 
Arm. Da nach Rückkehr der Patronille ein weiteres 
Vorgehen der entsandten Unterstützungsmannschaften 
überflüssig wurde, begab ich mich mit zwei Mann
	        
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