Patronentasche und 40 Patronen und als Erlennungs-
zeichen einen breitkrämpigen Hut mit Kokarde, wie
solche von der früheren Truppe in Benutzung waren.
Nach kurzer Belehrung über die Behandlung des
Gewehrs, der Visiranwendung, Haltevorschrift und
Verwendung des Gewehrs im Gefecht, trat ich mit
dieser Verstärkung den Weitermarsch nach Hoornkrans
an. Zwanzig Bastards unter Führung von Haus
Diergardt entsandte ich gleichzeitig über Gurumanas
nach Fallgras, nach Spuren zu sehen und, falls er
solche von größeren Abtheilungen (in der Richtung
nach Windhoek) beobachte, mir umgehend Meldung
zu machen; wenn nicht, solle er sich so einrichten,
daß er am 18. Mai noch vor Hoorntrans mit der
Truppe zusammenstoße. Eine zweite Bastardpatrouille
von sechs Mann schickte ich am 17. Mai von Noltse
Vley (1½ Meilen westlich Quartel) in der Richtung
nach Gubitsaos—Areb, um die daselbst befindlichen
Pferdeposten Witboois aufzuheben. Ich bemerke an
dieser Stelle, daß die erstentsandte Patrouille am
17. Mai bei Quartel, die letztentsandte am 22. Mai
zur Truppe stieß, ohne etwas von den Witlboois
bemerkt zu haben. Die auf Areb und Gubitsaos
befindlichen Pferde Witboois sollen in sidlicher
Nichtung fortgekrieben worden sein. Dieses, wie der
Umstand, daß ich ebenfalls keine Anzeichen von der
Anwesenheit der Witboois wahrnahm, ließ in mir
die Vermuthung auftauchen, daß dieselben sich zu
dem ihnen freundlich gesinnten Stamme der
Swartboois begeben hätten, bis ich zwei Stunden
von Hoornkraus entfernt am 18. Mai miktags frische
Spuren von galoppirenden Reitern bemerkte, die in
der Richtung nach Hoornkrans führten. Gegen
4 Uhr nachmittags langte ich 2000 Meter südöstlich
Hoornkraus mit den berittenen Mannschaften der
Truppe an und wartete hier die Ankunft der fahren-
den Mannschaft ab. Inzwischen gab ich folgende
Disposition aus:
Hoornkrans scheint von Witboois wieder besetzt zu
sein. Ich beabsichtige den Platz zu nehmen und befehle
1. ein Zug der 1. Kompagnie besetzt die nordöstlich
Hoornkraus gelegene Schanze und läßt eine
Sektion als Reserve am Schnittpunkt der Wege
Windhoek— Hvornkrans, Rehoboth— Hoornkrans
siehen.
Zwei Züge der 1. Kompagnie greifen die
Ostfront,
Zwei Züge der 2. Kompagnie die Südfront
von Hoornkrans an.
Ein Zug der 2. Kompagnic hat westlich
von Hoornkrans in nordwestlicher Nichtung vor-
zustoßen.
2. Die Bagage nimmt zu beiden Seiten der Straße
Nehoboth—Hoornkrans auf der rechten Seite
eines kleinen Seitenthales des Goab Aufslellung
und sichert sich durch drei Unteroffizierposten.
3. Ich halte mich bei der 2. Kompagnic auf.
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Der Disposition entsprechend wurde von den
Abtheilungen gegen 4¼/ Uhr nachmittags der Vor-
marsch nach den ihnen gezeigten Punkten in ent-
wickelter Linie angetreten. Mit dem Erscheinen der
Schützenschwärme, die unangefochten die Hoornkrans
umgebenden Höhen erreichten, verließen etwa 30 be-
ritiene Witboois den Platz und etwas später 50 be-
rittene Wikboois, welch letzteren nördlich Hoornkrans
in dem Goabthal an einer zum Ausfall geeignelen
Stelle in Bereitschaft gestanden hatten, und flüchteten
in westlicher, später südlicher Richtung. Es gelang
mir, mit einigen Mannschaften mich so frühzeitig in
Besitz des Platzes zu setzen, daß ich dieselben noch
unter Feuer nehmen konnte. Die Schnelligkeit der
Flüchtlinge und die schwierigen Terrainverhältnisse
verhinderten leider den in dieser Richtung vorstoßen-
den Zug der 2. Kompagnie, wirksamen Antheil zu
nehmen. Nach der Besehung wurde unverzüglich ein
Zug zur Verfolgung nachgesandt, der nach zwei
Stunden, ohne auf etwas zu stoßen, zurückkehrte.
Beim Betreten des Kirchenneubaues fand ich da-
selbst drei alte Hottentottinnen und drei Kinder vor.
Dit älteste der Frauen überreichte mir beim Ein-
treten einen Brief von Witbooi an den Kapitän der
Bastards, in welchem Letzterem bittere Vorwürfe ge-
macht wurden, daß er sich mit den Deutschen ver-
eint habe, um ihn zu vernichten. Er sei sich keiner
Schuld bewußt. Ein Antwortschreiben des Aeltesten
der Bastards, in welchem dieser ihm seine Schuld
nachweist und seiner Freude Ausdruck giebt, daß es
ihm vergönnt ist, mit den Deutschen gegen ihn, den
Friedensstörer, vorzugehen, habe ich noch an dem-
selben Tage Frauen und Kindern zur Beförderung
an den vom Platze entfernten Witbooi übergeben.
Nach Aussage der Frauen soll Witbvoi mit seinen
Leuten einen etwa 1½ deutsche Meilen südwestlich
Hoornkraus gelegenen Berg (Karibib) besetzt halten.
Um Näheres in Erfahrung zu bringen, entsandte
ich am 20. Mai eine Rckognoszirungspatronille in
der Stärke von 15 Mann nach dem Berge Karibib,
eine zweite von derselben Stärke nach dem Gans-
berge. Letztere Patronille kehrte, ohne etwas vom
Feinde gesehen zu haben, zurück, während von der
anderen gegen 10 Uhr vormittags lebhaftes Schießen
in der Gegend des Karibibberges hörbar wurde. Ich
entsandte umgehend 2 Unteroffiziere und 16 Mann
zur eventuellen Aufnahme der im Gefecht befindlichen
Patronille. Nach etwa 10 Minuten verstummte das
Schießen und nach etwa 1½ Stunden kehrte die
Patrouille mit der Meldung zurück, daß der Karibib-
berg von einigen Hundert Mann besetzt und stark
befestigt sei. Die Patrouille habe, 300 Meter von
dem Berge Karibib entfernt, plötzlich Feuer erhalten
und sich darauf zurückgezogen. Auf dem Rückwege
erhielt der Reiter Gräber einen Schuß durch die
Wade, der Reiter Hampel einen Schuß durch den
Arm. Da nach Rückkehr der Patronille ein weiteres
Vorgehen der entsandten Unterstützungsmannschaften
überflüssig wurde, begab ich mich mit zwei Mann