Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

in der Richtung nach dem Karibibberg, um diese 
zurũckzuholen und gleichzeitig die Umgegend des 
Karibibberges in Augenschein zu nehmen. Nach zu- 
rückgelegten 5 Kilometern hörte ich plötlich lebhaftes 
Feuer vor mir und sah etwas später Mannschaften, 
von lebhaftem Feuer vom Karibibberge verfolgt, 
zurückeilen. Der älteste Unteroffizier meldete mir 
darauf, er habe sich in der Annahme, die Mann- 
schaften der Relognoszirungspatronille vor sich zu 
haben, dem Karibibberge bis auf 200 Meter genähert 
und plößlich ein so rapides Feuer erhalten, daß er 
sich gezwungen sah, sich zurückzuziehen, um so mehr, 
als nirgends ein deckender Gegenstand sich ihnen bot. 
Neiter Meyer wurde vermißt, und blieben alle auch 
später untkernommenen Bemühungen, ihn aufzufinden, 
ersolglos. Reiter Gehrmann erhielt einen Schuß 
durch die Hüfte. 
Von meinem Standplatze hatte ich einen guten 
Ueberblick über das Gelände und kounte ich mich 
überzeugen, daß die von Witbooi gewählte Stellung 
am Karibibberge durch das auf 1000 Meter im 
Umkreise vollkommen freie Schußfeld recht günstig 
gewählt ist. Nur einen Nachtheil für Witbooi hat 
sie, indem ein gedeckter Nückzug wie bei Hoornkraus 
nicht möglich ist. Ein planmäßig durchgeführter 
Angriff auf die Stellung Witboois am Karibibberge 
dürfte unter Mitwirkung von Artillerie von durch- 
schlagendstem Erfolge begleitet sein, während ohne 
Geschütze die Verluste schwerlich im Verhältniß zum 
Ersolge stehen würden. Ich habe aus letterem 
Grunde von dem meinerseits geplanten Angriff Ab- 
stand genommen, um so mehr, als mir bereits in 
Rehoboth die amtliche Mittheilung von der Ankunft 
der Geschütze zugegangen war. Die am Karibibberge 
stattgehabten Gefechte werden Witbooi ermuthigen, 
in dieser Stellung zu verharren, bis ich in der Lage 
bin, einen entscheidenden Schlag zu führen. 
Unter Zurücklassung von 27 Mann als Besatzung 
von Hoornkraus begab ich mich mit der Truppe über 
Gurumanas, Aris nach Windhvek und 1 Unteroffizier, 
8 Mann, 44 Bastards über Quartel nach Rehoboth. 
Die auf Hoornkrans zurückgelassene Besahzung ist in 
der sortifikatorisch verstärkten Kirche untergebracht 
und für vier Wochen mit Verpflegung versehen. 
Auch ist ein 1000 Liter fassender Wasserbehälter 
gefüllt in der Besestigung placirt worden. Dem 
Kommandoältesten ertheilte ich die Weisung, sich in 
der Befestigung versteckt zu halten, da ich annahm, 
daß ähnlich wie bei unserem Ausrücken am 14. Mai 
sich auch diesmal bald Wilboois auf dem Platze 
zeigen werden, um diese aus nächster Nähe mit Feuer 
zu überschütten. Dieser Hinterhalt ist denn auch 
nach einer am heutigen Tage über Nehoboth ein- 
gelaufenen Meldung des Kommandoältesten auf 
Hoornkraus geglückt, indem eine sechs Mann starke 
berittene Patronille sich gegen 10 Uhr vormittags 
der Befestigung näherte und hier ein derartiges Feuer 
erhielt, daß drei Wilboois getödtet und zwei verwundet 
wurden. Erbenutet wurden fünf Gewehre und das 
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Saltelzeug von fünf erschossenen Pferden. Der Um- 
stand, daß sich unter den erschossenen Witboois ein 
Mann mit fehlendem Daumen befunden haben soll, 
könnte zu der Annahme führen, daß Hendrik Witbooi, 
welchem ein Daumen fehlt, gefallen ist. 
Während dieser Episode wurde die Besahung 
von verschiedenen Punkten lebhaft beschossen und das 
Feuer von Neuem eröffnet, als die Mannschaft nach- 
mittags 2 Uhr sich damit beschäftigte, einige deckende 
Gegenstände aus der Nähe der Befestigung zu räumen. 
Reiter Fischer wurde bei dieser Gelegenheit durch 
Schuß in das Fußgelenk schwer verwundet. Zur 
Ueberführung des Verwundeten nach Windhoek habe 
ich ein Kommando von 20 Mann und einen Wagen 
nach Hoornkrans abgehen lassen. 
Major v. Frangois hat sich demnächst mit 
Bedeckung nach Walfischbai begeben, um die für ihn 
bestimmten Geschütze in Empfang zu nehmen. Der 
letzte Bericht datirt vom 11. Juni. Er beabsichtigte 
danach, am 14. Juni über Windhoek nach Hoorn= 
kraus zu reiten. 
Meteorologische Beobachtungen in Südwestafrika. 
Wie bekannt, hat sich im vorigen Jahre der 
Privatdozent für Erdkunde an der Universikät Berlin, 
Dr. Karl Dove, nach dem südwestafrikanischen Schutz- 
gebiete begeben, um im Auftrage der deutschen Kolo- 
nialgesellschaft die dortigen klimatologischen und hydro- 
graphischen Verhältnisse besonders mit Rücksicht auf 
die Möglichkeit einer intensiveren Nutzbarmachung 
des Bodens näher zu untersuchen. 
Einem Aufsatz des Forschungsreisenden über 
meteorologische und verwandte Beobachtungen in 
Südwestafrika entnehmen wir Folgendes: 
Die bisherige Ungenauigkeit der Wärmebeobach- 
tungen war die Folge der Aufstellung der Thermo- 
meter, für welche die in Europa vielfach üblichen 
Schutzvorrichtungen in diesen Ländern völlig ungeeignet 
sind. Bei der in unserem Schutzebiete so außer- 
ordentlich wirksamen Sonmenstrahlung erscheint es 
angebracht, wenigstens an einem Punkte eine genaue 
Untersuchung der Zweckmäßigkeit gewisser Schutz- 
vorrichtungen vorzunehmen. Auf Veraulassung des 
Herrn Reichskommissars ist an einer sehr gut ge- 
legenen Stelle ein Pavillon zu meteorologischen Beob- 
achtungen errichtet worden, in welchem voraussichtlich 
die Instrumente gegen die Strahlung, namentlich 
während der heißeren Tagesstunden, nach Möglichkeit 
geschützt sein werden. 
Nach meinen bis jetzt gemachten Erfahrungen 
ist es durchaus unzulässig, in unserem Schutgebiete 
einfache Thermometer anders aufzuhängen, als unter 
einem doppelten Dache mit einem möglichst großen
	        
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