Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

(0,5 bis 1 ¾- Zwischenraum zwischen den beiden 
Dachflächen.) 
Die Errichtung einer solchen Schutzvorrichtung 
aus Holzpfählen und Matten aus Ried= oder starken 
Binsengräsern stößt wenigstens im Damaralande auf 
keine Schwierigkeiten, denn die Gegenden, von deren 
Holz= und Vegetationsarmuth man ehedem Schwierig- 
keiten für die Herstellung geeigneter Schuhvorrich- 
tungen befürchtete (ugl. v. Danckelman, Zeitschr. d. 
Ver. f. Erdk. zu Leipzig, 1885), beginnen erst südlich 
vom 24. Grad südl. Br. (Andersson, Lake Ngami, 
S. 323). Im Damaralande ist meistentheils weder 
Mangel an kleineren Holzstämmen noch an Binsen. 
Diejenigen, welche die Einleitung meteorologischer 
Beobachtungen zu veranlassen in der Lage sind, 
müssen sich nun von Anubeginn an über eine 
Grundfrage klar werden, deren Beantwortung 
für die klimatische Erforschung gerade Deutsch- 
Südwestafrikas von großer Bedeutung ist. Es han- 
delt sich nämlich darum, ob wir eine kleine Zahl von 
Beobachtungsstationen ins Leben rufen sollen, welche, 
mit einer größeren Anzahl der verschiedensten Instru- 
mente ausgestattet, sich mit der Aufzeichnung sämmt- 
licher meleorologischen Faktoren zu befassen haben, 
welche somit der strengsten Wissenschaft große Dienste 
leisten würden, oder ob wir versuchen sollen, eine 
möglichst große Zahl von Stationen zu begründen, 
deren Aufgabe es ist, nur die für die allgemeine 
Kenntniß der klimatischen Verhältnisse und darum 
besonders die für die praktische Kolonisation wichtig- 
sten Beobachtungen zu vermerken. 
Die erste Frage, d. h. die Gründung mehrerer 
sorgfältig ausgerüsteter Stationen unter Ausschluß 
einer größeren Anzahl kleinerer Beobachtungspunkte 
ist nach meiner Ansicht zu verneinen, weil die Kosten 
ihrer Anlage die verfügbaren Mittel namentlich des 
einzelnen Forschungsreisenden weit übersteigen und 
sodann, weil es schwer hält, Beobachter zu sinden, 
welche in der Lage sind, möglichst vollständige Reihen 
aller meteorologischen Elemente zu liefern. Die 
möglichst ausgedehnte Anlage von Stationen der 
zweiten Gattung dagegen halte ich für eine patrio- 
tische Pflicht unserer bisher ebenso verkannten wie 
klimatisch wenig bekannten Kolonie gegenüber, der 
sich besonders unsere reicheren wissenschaftlichen Ge- 
sellschaften nicht entziehen dürfen, zumal eine Aus- 
rüstung mit den noch zu erwähnenden Instrumenten 
nur sehr geringe Kosten verursacht. 
Von größter Bedeutung sind die Angaben guter 
Maximal= und Minimalthermometer; es wird sich er- 
möglichen lassen, auch ziemlich zuverlässige Monats- 
mittel der Temperatur aus diesen beiden Werthen 
herzustellen. 
Ein gutes Vergleichsthermometer, das eine Ein- 
theilung bis auf halbe Grade besißzt, ist gleichfalls 
durchaus nöthig. 
  
*) Vergl, hierzu auch die Wiir. ur meteorol. Beobach- 
tungen im D. Kol. Vl. 1892, S. 565 fl. 
364 
  
Die Beobachtung am trockenen und feuchten 
Thermometer ist zwar sehr wünschenswerth, erfordert 
aber schon wieder bessere und theurere Instrumente 
und ist deshalb nur an wenigen Stationen möglich. 
Um den Gang der relativen Feuchtigkeit kennen zu 
lernen, genügen bei den gleichartigen Verhältnissen 
des größten Theiles unserer Kolonie sorgfältig durch- 
geführte Beobachtungen in wenigen charakteristisch 
gelegenen Orten. 
Sehr wünschenswerth im praktischen wie im 
wissenschaftlichen Interesse sind Beobachtungen der 
Bodenwärme in mehreren Orten des Landes, be- 
sonders während der Trockenzeit, da die Schwan- 
kungen derselben hier nicht allein den Anban mancher 
Gewächse stark zu beeinflussen geeignet sind, sondern 
auch auf die Gestaltung der Bodenoberfläche in 
hohem Grade eingewirkt haben, so daß mancher 
Reisende die Folgen hiervon einer ehedem reicheren 
Wasserführung der Flüsse glaubte zuschreiben zu 
müssen (so Hahn in Peterm. Mittheil. 1878, S. 311). 
Für die Anstellung der praklisch wichtigsten Auf- 
zeichnungen, der Regenbeobachtungen, möchle ich die 
von Fueß in Berlin hergestellten kleinen Reiseregen- 
messer empfehlen. Dieselben sind stark gearbeitet, 
gut verpackt und leicht zu befördern und aufzustellen. 
Sie bieten außerdem dem Reisenden noch den großen 
Vortheil, daß sie auch während der Reise die Messung 
unterwegs eintretender Regenfälle möglich machen. 
Zuletzt muß ich endlich auf eine Gattung wissen- 
schafllicher Aufzeichnungen hinweisen, welche aus nahe- 
liegenden Gründen in den von der deutschen Seewarte 
und anderen Instituten ausgegebenen Instruktions- 
bogen nicht enthalten sind, deren gewissenhafte Noti- 
rung und Einsendung aber dazu dienen kann, die 
Kenntniß der auf größeren Flächen unseres Schuß- 
gebietes jährlich sallenden Regenmengen und des 
Eintritts der Regenzeit in größeren Gebieten in 
hohem Grade zu fördern. Diese Aufzeichnungen 
haben die Wasserverhältnisse der periodisch lausenden 
Flüsse festzustellen. 
Danseatische Land-, Minen= und Dandelsgesellschaft 
für Deutsch-Südweslafrika. 
Unter diesem Namen hat sich in Hamburg eine 
Gesellschaft gebildet, die vor Allem das Gebiet von 
Rehoboth und des Häuptlings Andreas Lambert 
(Khanas-Hottentotten) sowohl in bergmännischer als 
in anderer Beziehung nutzbar zu machen gedenkt. 
Der Gesellschaft sind auf Grund des Gesetzes vom 
15. März 1888, betreffend die Rechtsverhältnisse der 
deutschen Schußgebiete, durch Beschluß des Bundes- 
raths Korporationsrechte verliehen worden.
	        
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