Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

die Meldung ein, daß Soakali und Niamba sich in 
Kwaruguru eingefunden hätten. Dieselben wurden 
geholt und verhört. Befragt, ob sie all diese Un- 
bolmäßigkeiten begangen hätten, gaben sie Alles 
zu, versprachen vollständige Unterwerfung und baten 
um eine milde Strase. Von einer Bestrafung ihrer 
Dörfer wurde daraufhin Abstand genommen. Sie 
selbst wurden vorläufig gefangen mitgeführt, um 
das Strafverfahren gegen sie in Kwarugurn ein- 
zuleiten. Es wurde dann der Marsch nach 
Pongwe weiter fortgesetzt. Die Spitze der Truppe 
erreichte um 9 Uhr einen Berg etwa 1000 Meter 
von Pongwe entlegen, auf dem das Geschütz auffuhr. 
Vor dem Dorfe zeigten sich eine Menge Leute, die 
unter großem Geschrei die Kriegstrommel schlugen. 
Auch sielen mehrere Schüsse von feindlicher Seite. 
Hierauf befahl der Oberführer, das Dorf mit Gra- 
naten zu beschießen. Nach dem vierten Schusse trat 
ein eigenthümlicher Zwischenfall ein. Die Truppe 
sowohl wie die Träger wurden von einem kolossalen 
Bienenschwarm überfallen und vollständig ausein- 
andergesprengt. Erst eine Stunde später ungefähr 
war Alles wieder so ziemlich beisammen, nur Feld- 
webel Mittelstaedt und ein Askari fehlten. Ebenso 
war das Geschütz nebst Patronenlasten auf dem 
Berge zurückgeblieben. Es wurde sofort eine Pa- 
trouille nach Feldwebel Mittelstaedt ausgesandt und 
derselbe total zerstochen bei seinem Geschütz auf- 
gefunden. Eine Stunde darauf, nachdem Mittel- 
staedt sich wieder erholt hatte, wurde das Gefecht 
wieder ausgenommen und das Dorf erstürmt. Die 
Wirkung der Granaten hatte dem Feind aber einen 
derartigen Schrecken eingejagt, daß das Dorf voll- 
ständig verlassen war. Da die Leute aus Pongwe 
mit den Wassen in der Hand Widerstand geleistet 
und sich durch die Flucht ihrer Bestrafung entzogen 
hatten, so blieb als einzige Strafe nur das Zer- 
stören ihres Dorses übrig. Darauf wurde der 
Rückmarsch angctreten und um 3⅛ Uhr Kwarugurn 
wieder erreicht. 
Am 9. wurden die Schauri dortselbst fort- 
gesetzt, wobei sich herausstellte, daß Miamba nicht 
so sehr straffällig wie Soakali war. Derselbe hatte 
sich zwar in früheren Zeiten auch an Räubereien 
betheiligt, sich aber in letzter Zeik ziemlich ruhig 
verhalten. Soakali dagegen muß es ziemlich arg 
getrieben haben, da gegen ihn eine kolossale Er- 
bitterung herrschte. Soakali wurde zur Wieder- 
erstattung von 2 Sklaven und 30 Rindern, die er 
seiner Zeit im Verein mit seinem Vater Kiro dem 
Sonjo geraubt hatte, und zu einem Jahr Freiheits- 
strafe verurtheilt. Ebenso wurden seine beiden 
Haupt -Kirangosi zu je ½ Jahr Gefänguniß 
verurtheilt. Niamba wurde nach nachdräücklicher 
Ermahnung mit dem Austrage, dafür Sorge zu 
tragen, daß das Vieh des Soakali dem Sonjo 
zugestellt würde, freigelassen; der größte Theil 
der Rinder ist nach jetzt mir zugegangenen Nach- 
richten bereits gestellt worden. Dem Wali Sonjo 
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wurde das Vieh nur unter der Bedingung zuge- 
sprochen, daß er dasselbe zu Zuchtzwecken benutze, 
also nichts davon verkaufen dürfe. Sonjo erhielt 
den Auftrag, Matura aus Pongwe zu veranlassen, 
sich zur Verantwortung in Pangani zu stellen, und 
erhielt eine einmalige Abfindung und Belohnung für 
das in reichlichem Maße umsonst gestellte Essen für 
vier Tage in Höhe von 150 Rupien. 
Am 10. April nachmittags 2 Uhr brach die 
Karawane von Kwaruguru auf und überschritt in 
ungefähr zwei Stunden den Msangasi. Hierbei 
möchte ich noch bemerken, daß der Msangasi auf der 
Stuhlmannschen Karte viel zu weit nördlich ein- 
gezeichnet ist. Ueberhaupt ist dieser Fluß, der in 
der Regenzeit eine ziemliche Menge Wasser mit sich 
sführt, etwas willkürlich in die Karte eingezeichnet, 
was ich auf dem Weitermarsch des Oefteren Gelegen- 
heit hatte feststellen zu können. Nach Ueberschreiten 
des Msangasi wurde um 3¼ Uhr das Dorf Ki- 
magna erreicht und dann um 4¼ Uhr in Kiwa 
Lager bezogen. Auch hier wurden wiederum mehrere 
Schauri abgehalten. 
Am 11. April Abmarsch von Kiwa 6 Uhr 
morgens. Es werden folgende Dörfer berührt: 
7½ Uhr Mamkwaso, 8/8 Uhr Kwa Miberna, 
Letteres eine aus vier Orten bestehende Dorsschaft 
mit ausgedehnten Mais= und Mtamafeldern; dann 
folgten die Dörfer Masewe und Madamu. Von 
10 bis 11 Uhr wurde Halt gemacht. Um 12½ Uhr 
wurde der Hauptweg von Kwa Mgaia nach Ma- 
namgoto gekreuzt. Um 1 Uhr wurde der Ort 
Kumba mdogo, um 2 Uhr Kumba mkuba erreicht, 
wo wieder mehrere kleinere Schauri abgehalten 
wurden. 
Am 12. April erfolgt der Abmarsch von Kumba 
mkuba um 6 Uhr morgens. Der Weg führt von 
hier durch eine dicht bevölkerte und reich angepflanzte 
Gegend. Folgende Dörfer wurden passirt: Matta- 
baia, Hasfui, Nyassa, Kwa Mbere, Mapingo. Nach 
einstündiger Rast wurde um 11 Uhr der Kofiberg 
überschritten. Auch hier wieder konnte ich den Fluß- 
lauf des Msangasi dahin feststellen, daß derselbe 
nicht nördlich des Kofiberges, sondern südlich des- 
selben fließt. Um 11½ Uhr wurde das Dorf 
Kwamarenge und von dort aus nach zweistündiger 
Nast um 2 Uhr 35 Minuten Panga erreicht. Von 
Panga um 3¼ Uhr nachmittags abmarschirt, traf 
die Expedition um 5 Uhr 50 Minuten in Kivanda 
ein. Leßteres ist ein sehr großes, durch Befestigungen 
in mehrere Theile abgeschlossenes Dorf. Der jetzige 
Besitzer, Ali bin Soa, ein Sohn des Mohamed bin 
Soa, der früher bei Ergreifung Buschiris gute 
Dienste geleistet hatte und der drei Tage vorher von 
unserer Ankunft benachrichtigt war — er hatte den 
Auftrag bekommen, für die Expedition für zwei 
Tage Essen bereit zu halten, da die Expedition in 
letzter Zeit sehr knapp verpflegt war —, hatte eben- 
falls, wie die anderen Waschenzi, die meisten Leute
	        
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