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Ansehen der Häuptlinge sind so bedeutend zurück-
gegangen, daß es augenblicklich durchaus nichts Seltenes
ist, daß ein Häupkling die Intervention der Regie-
rung gegen die Unbotmäßigkeit seiner Unterthanen
anruft. Andererseits werden die Eigenthumsansprüche
der Häuptlinge an das Land noch überall anerkannt,
und wenn auch die Erträgnisse aus den Landes-
produkten für die Lebteren zurückgegangen und für
die wirklichen Produzenten gestiegen sind (indem
diese jetzt für ihre Aechn verkaufen, was ihnen
angemessen erscheint), so beziehen doch die Häupt-
linge immer noch ganz anständige Revenüen aus
ihrem Landbesitz. Wirklich vermögende Leute giebt
es jedoch unter denselben nicht. Es mögen vielleicht
einzelne Leute existiren, die Baarsummen von 20 000
bis 30 000 Mark ihr eigen nennen. Aber diese
würden seltene Ausnahmen bilden. Die Mehrzahl
giebt alles eingenommene Geld sofort wieder aus,
sei es für Einkäufe für die meist zahlreichen Frauen
und Kinder, sei es für Geschenke an gute Freunde
oder die eigenen Leute.
Wohnplätze.
Der Ein= und Ausklarirungshafen des Schutz=
gebietes sowie derjenige Punkt, wo sich das Kaiser-
liche Kommissariat, die Hauptniederlassung der Jaluil-=
Gesellschaft zu Hamburg u. s. w. befinden, ist die
Insel Jabwor des Atolles von Jaluit. Auf dieser
Jusel sind, von den Mischlingen abgesehen, ins-
gesammt 44 männliche Fremde ansässig. Die übrige
fremde Bevölkerung vertheilt sich, wie folgt:
Killi .1 Pflanzer,
Ebon .3 Händler,
Namerik 3 -
Ailinglablab. 1 -
Mille 3 -
Arno 5 -
Majeru 7 -
Maloelab. 2 -
Lekiecb 2 und 3 Handwerker,
Mediit. . 1
Providence. Pflanzer,
Naurn# 8 Händler.
Die einhcimische Vevöllerung ist, wie schon oben
erwähnt, eine fluktuirende, so daß sich feststehende Be-
völkerungsziffern überhaupt nicht würden angeben
lassen.
Klima und Gesundheitsverhältnisse.
Ein das Klima und die Gesundheitsverhältnisse
des verflossenen Jahres behandelnder Bericht des
Regierungsarztes Dr. Steinbach wird demnächst
im Beiheft (Mittheilungen von Forschungsreisenden
und Gelehrten aus den deutschen Schubgebieten) zur
Veröffentlichung gelangen.
Produkte des Schutgebietes, Nahrungs-
mittel u. s. w.
Dos Produkt, auf dem der Werth und die wirth-
schaftliche Existenzsähigkeit des Schutzgebietes beruht,
ist die Kopra. Dieselbe stellt bekanntlich das ge-
trocknete, aus dem Innern der reifen Kokosnuß ge-
wonnene Fruchtfleisch vor, aus welchem vermittelst
Auspressens das Kokosnußöl hergestellt wird. Wenn
auch die deutsche Jaluit-Gesellschaft selbst einige
Plantagen besitzt, die sie selbst bewirthschaftet, so
wird doch der bei Weitem größte Theil der expor-
tirten Waare von den Eingeborenen durch Zwischen-
händler erstanden. Die Art der Gewinnung der
Kopra ist eine sehr primitive und zeitraubende, wird
sich jedoch der Natur der Verhältnisse nach schwerlich
vervollkommnen lassen.
Die die Nuß ungebende mächtige faserreiche
Hülle wird mit Hülfe eines in den Boden getriebenen
pitzen, harten Stockes (oder Eisens) von derselben in
einzelnen Streifen losgerissen. Alsdann zerspaltet
der Arbeiter mit dem Schlage eines Messers die
Nuß in zwei Theile und löst das Fruchtfleisch aus
dem Innern derselben los. Letzteres wird alsdann
an der Sonne (oder besser auf geheizten Hürden)
getrocknet und gedörrt und ist zur Verschiffung fertig.
Eine einfachere, aber ein schlechteres Fabrikat liefernde
Methode ist die, das Fleisch direkt in der harten
Innenschale trocknen zu lassen, da es alsdann später
von selbst herausfällt. Durch das Trocknen verliert
die Kopra ziemlich bedentend an Gewicht, und es
wird daher von den Eingeborenen nicht selten ver-
sucht, schlecht getrocknete und später dann schimmelnde
Waare an den Mann zu bringen.
Sowohl um die Ausfuhr zu vermehren, als auch
um ein billigeres Produkt zu erzielen, hat die Jaluit-
Gesellschaft, wie vorher bemerkt, versucht, ihrerseits
neue Kokospflanzungen angulegen und dieselben selbst
zu bewirthschaften.
Diese eigenen Plantagen sind bereits im letzten
Jahresbericht erwähnt. Sie befinden sich auf einigen
kleinen Inselchen des Atolles von Jaluik, auf Litieb,
Killi und der Insel Providence. Die letzteren drei
Inseln, die bislang unbewohnt waren, sollen voll-
ständig bepflanzt werden.
Lilieb. Diese Insel, die erst im Anfange dieses
Jahrhunderts infolge eines schweren Sturmes, bei
dem die meisten Einwohner ertranken, veriafsen
wurde, ist von der Jaluit-Gesellschaft seit 1879 in
Kultur genommen. Betheiligt sind an diesem Unter-
nehmen auch noch einige andere in Jaluit anfässige
Europäer. Die Bäume sind zum großen Theile noch
nicht ausgewachsen (wozu man zehn Jahre rechnet)
und haben daher das Maximum der Produktions-
fähigkeit noch nicht erreicht.
Killi. Von dem kulturfähigen Lande auf dieser
Jusel ist erst der geringste Theil bepflanzt.
Providence. Von dieser Insel ist ein Viertel
bis ein Drittel bepflanzt.
Die Gesammt-Kopraproduktion des Schuboebieies
in den letzten beiden Jahren stellt sich, wie folgt: