Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Berschiedene Mittheilungen. 
Lieg des stellvertretenden Gouverneurs von Ostafrika 
Oberslen Freiherrn v. Schele am Kilimandiaro. 
Ueber einen Sieg des stellvertretenden Gouver-= 
neurs von Ostafrika Obersten Freiherrn v. Schele 
am Kilimandjaro ist folgendes Telegramm ein- 
getroffen: 
„Dar--es-Saläm, 28. August 1893. 
Das stark befestigte Lager des Sultans Meli am 
Kilimandjaro ist am 12. Angust nach vierstündigem 
heftigen Kampfe unter Befehl des stellvertretenden 
Kaiserlichen Gouverneurs Obersten Freiherrn 
v. Schele erstürmt worden. Lieutenant Ax und 
vier Askaris sind gefallen. Feldwebel Mittelstädt 
und 23 Askaris verwundet.“ 
  
Einem Berichte des Rompagnieführers Perrmann 
über die Lage der Stationen Bukoba und Mwansa 
vom J. Mai d. Js. 
entnehmen wir Folgendes: 
In beiden Bezirken ist nicht viel Neues zu mel- 
den, und der Friede aufrecht erhalten. Unterneh- 
mungen waren der Regenzeit halber ausgeschlossen, 
dagegen wurde in beiden Stationen fleißig gebaut. 
Die Hauptstation ist nach Mwansa verlegt, die Be- 
satzung der beiden Stationen ist demnach folgender- 
maßen: 
Bukoba: Lazarethgehülse Weidner mit 44 Mann, 
Muwansa: Kompagnieführer Herrmann, Feld- 
webel Hartmann mit 72 Mann. 
Mr. Stoles ist aus dem Kongostaat zurück- 
gekehrt und wird nach der Regenzeit mit Elfenbein 
zur Küste gehen, das einen Werth von 15 000 bis 
20 000 #& hat. Im Kongostaat ließ er noch elwa 
500 Frasilah zurück, die er nächstes Jahr holen will. 
Ich hoffe, daß auch dieses zu uns kommt, jedenfalls 
habe ich nie verfehlt, Stokes und seinen Leuten 
jede Unterstützung angedeihen zu lassen. 
Für den Fall der Ablösung in nächster Zeit 
würden über 3000 zuverlässige Wassukumaträger mit 
zur Küste genommen werden können. 
  
Bereisung des Rio del Rey-Gebiekes durch den 
Gouverneur von Bamerun. 
Der Kaiserliche Gonverneur von Kamerun Herr 
Zimmerer hat Ende Mai und Anfang Juni d. Is. 
eine Informationsreise in das Gebiet des Rio del 
Rey ausgeführt. Aus dem von ihm über dieselbe 
erstatteten Bericht ist über den Charakter jener 
Gegend, welche durch das deutsch-englische Abkommen 
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vom 14. April d. Is. (s. Kolonialblatt Jahrg. 1893, 
Nr. 9 S. 213) besonderes Interesse gewonnen hat, 
Folgendes hervorzuheben (efr. Admiralitätskarte 
Nr. 104): 
Der untere Lauf des Alwa Yase ist von dichtem 
Mangrovegebüsch umsäumt, und sieht Arsibonsdorf 
auf dem ersten Festlandboden, den man von der 
Mündung jenes Flußlaufes auf dessen linkem Ufer 
erreichen kann; derselbe dehnt sich ostwärts bis zum 
Rdian aus, hört aber flußaufwärts sofort hinter dem 
Dorfe auf, um Mangroven und anderen Sumpf- 
bäumen zu weichen, und so geht es weit hinauf bis 
nach Esu Erorup. Der Akwa Nafe wird schon süd- 
lich der beiden bei Ifian liegenden Inseln sehr seicht, 
und die auf der Karte unterhalb der südlichsten dieser 
Inseln eingezeichnete Bank, welche sich quer über den 
ganzen Fluß lagert, konnte von der Pinasse nur bei 
hohem Wasserstande passirt werden. Es kann daher 
der obere Lauf dieses Flusses nur von Kanus, von 
diesen allerdings bei jedem Wasserstande (Ebbe und 
Fluth), befahren werden. 
Die Häuser von Arsibonsdorf bestehen aus mit 
Palmblättern überdachten Lehmmauern, die einen 
viereckigen, unbedachten, vertieften Hofraum ein- 
schließen, in welchem sich das Regenwasser sammelt 
und durch eine Oeffnung unter der Schwelle des 
Hofthores abfließt. 
Wenn man, von der Mündung des Rio del Ney 
kommend und um die Ecke biegend, aus großer Ent- 
fernung zum ersten Male die schwedische Faktorei 
(Knutson, Valdau & Heilborn) erblickt, kann man 
sich des Gefühles angenehmer Ueberraschung nicht 
erwehren. Ein weißschimmerndes Wohnhäuschen 
woran sich einige dunklere Gebäude reihen: 
das Alles hebt sich auf dem dunkelen Hintergrunde 
der Mangroven so malerisch ab und wirkt in der 
trostlosen Einförmigleit dieser Sumpflandschaft so 
anheimelnd, wie eben nur der unerwartete Anblick 
einer menschlichen Wohnstätte in der Wilduiß wir- 
ken kann. 
In der Nähe dieser Niederlassung beherrscht den 
Beschauer das Gefühl des Staunens über die Kühn- 
heit der Anlage. Auf einer Fläche von kaum 1000 
Quadratmetern sind die Mangroven abgehauen, auf 
das Wurzelwerk ist Mangroveschlamm aufgeschüttet 
bis zu einer Höhe, welche nahezu der der Spring- 
fluth gleichkommt, und das so gewonnene feste Land 
mit einer Verpfählung aus dünnen Stecken gegen die 
Abspülung von der Flußseite geschützt. Nach rück- 
wärts war ein solcher Schuß nicht nöthig; denn dort 
ist kodtes Wasser, welches wohl noch zum Theil durch 
weitere Aufschüttungen wird verdrängt werden. Um 
diesem ewig feuchten Boden, der in seinen Mulden 
Wasser zeigt, den Schein festen Landes zu geben, ist 
er in der Nähe des Wohnhauses mit einer dümen 
Schicht von Flußsand bedeckt, die aber wohl bald in 
ihrer Unterlage verschwinden wird. Ein kurzer Lau- 
dungssteg springt in den Fluß hinaus. 
 
	        
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