Das kleine Wohnhaus, ungefähr einen Meter
über dem Boden schwebend, ist aus Holz gebaut und
macht mit seiner Veranda einen wohnlichen Eindruck.
Es dient zwei Faktoristen und dem Kapitän der
Dampfbarkasse als Unterkunft. Die neben dem
Wohnhaus stehenden Gebäude sind Vorraths= und
Lagerschuppen; die Wände bestehen aus dünnen von-
einander abstehenden Stecken; dahinter befestigte
Matten aus Palmenblättern sowie ein Palmendach
wehren dem Eindringen des Regens. Hinter diesen
Gebäuden stehen, aus Matten hergestellt, Hütten für
die schwarzen Arbeiter, ein Lagerschuppen für Fässer
und dergleichen und eine Küche.
Unmittelbar in der Nachbarschaft der Grenze des
Schuthgebietkes am rechten User des Akwa Mafe stößt
man bereits auf den Einfluß des englischen Handels von
Old-Calabar. Ungefähr 5 bis 6 Seemeilen unter-
halb Arsibonsdorf führt ein kaum sichtbarer über-
wachsener Kriek nach fünf Minuten Rudern zu einem
Landungsplaßze, woselbst ein Eingeborener in Mitte
eines großen Gehöftes wohnt. Dieser Mann wohnt
in einem einstöckigen, mit Wellblech gedeckten Bretter-
hause mit Veranda, hat gute Bekten mit Moskito=
vorhängen, Teppiche, Lampen u. s. w. und wartet
den Gästen sofort mit einer Flasche Teneriffawein auf;
einen Sohn hal er zur Erziehung nach England
gesandt.
Für das Wellblechhaus hat er 200 Faß Oel
bezahlt. Er machte tags darauf seinen Gegenbesuch
auf dem Kriegsschisse und wollte um jeden Preis
die Pinasse kaufen sowie eine Tischdecke im Salon
des Kapitäns; die nöthigen Oelfässer hätte er bald
beschafft.
Was die Schiffbarkeit des Nio del Rey aubetrifft,
so können Schiffe von der Größe der aus Europa
kommenden vom Nio del Rey an bis zum Meme
einschließlich keinen anderen Wasserlauf oder, besser ge-
sagt, keine andere Bucht als die erstgenannte benutzen.
Dagegen können die kleinen Dampfer von etwa
60 Tonnen Ladefähigkeit, die von den Schweden
und der Ambas Bay Trading Company benußt
werden, von See aus in diese sämmtlichen Mün-
dungen einlaufen sowie in einige kleinere, südlich von
ihnen gelegene Krieks, welche auf der Admiralitäts-
karte nicht mehr Platz gefunden haben.
Die Betonnung des Nio del Rey ist durch Legung
von fünf Bojen bewirkt worden.
Gesundbeitsbericht des Regierungsarztes Dr. Plehn
in Namerun für den Monat Juni.
Ueber die gesundheitlichen Verhältnisse in Kamerun
während des Monats Juni spricht sich der Bericht
des Kaiserlichen Regierungsarztes Dr. Plehn, wie
folgt, aus:
Die klimatischen Verhältnisse des Juni zeigten
gegenüber denen des April und Mai nicht wesentliche : sehr schnell und leicht.
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Besonderheiten. Die Mitteltemperatur des Juni
betrug 25,3°% C. gegenüber 26.1°% C. und 26,7° C.
im Mai bezw. April. Die höchste beobachtete Tem-
peratur belrug im Schatten 30,5° C., gegenüber
31,8% und 31,9° im Mai bezw. April; der tiefste
Temperaturstand 20,1° gegenüber 20,5°% bezw. 20,40°,
so daß im Allgemeinen eine Verminderung der Luft-
wärme deutlich nachweisbar war. Die Zahl der
Regentage während des Juni war erhöhl (21 gegen
16 bezw. 15); ebenso die Regenmenge (322,8 mm
gegen 261,9 bezw. 312).
Hinsichtlich der allgemeinen Sterblichkeitsverhält-
nisse zeigte die erste Hälfte des Juni eine wesentliche
Verschiedenheit von der zweiten, insofern die während
jener sehr spärlich und gutartig auftretenden Fieber-
erkrankungen in dieser eine ganz rapide Zunahme
au Zahl und Schwere der Fälle zeigten, ohne daß
in den nur wenig veränderten klimatischen Verhält-
nissen allein eine völlig befriedigende Erklärung dieser
Erscheinung gesunden werden könnte. So wurden
im Juni und zwar in ganz überwiegender Zahl
während der zweiten Hälfte des Monats 46 Fieber-
kranke von mir beobachtet bezw. behandelt, gegenüber
13 im April und 12 im Mai. Bei 20 von den
genannten Fällen handelte es sich um Europäer,
während 26 bei Negern vorkamen.
Von den Fiebern der Weißen zeigten mehrere
einen schweren Charakter mit vielfach beunruhigenden
cerebralen Erscheinungen, doch gelang es, alle Er-
krankten bis auf einen am Leben zu erhalten.
Gegenüber dem Fieber spielten alle anderen
Krankheiten im vergangenen Monat eine nur ganz
untergeordnete Nolle. Es wurden im Ganzen
30 Erkrankungsfälle bei Weißen festgestellt. Es
handelte sich bei 20, wie schon augegeben, um Fieber,
bei 2 um Darmentzündung, 1 um Dysenterie, 1 um
Alkoholismus, 1 um Parulis, 1 um Hauttrankheit,
2 um Gastritis, 1 um Leberschwellung und 1 um
Gonorrhöe. «
An Todesfällen von Weißen hatte die Kolonie
zwei zu beklagen, in beiden Fällen handelte es sich
un Gouvernementsbeamte: der Gouvernementssekretär
Toll erlag einer Nerven- und Herzentartung, welche
unter dem Einfluß des Klimas einen ganz besonders
rapiden Verlauf nahm. Ferner starb der Expeditions-
meister Bärmann, welcher, völlig vom Schwarz-
wasserfieber entkräftet, von einer längeren Expedilion
zurückkehrend, im Kameruner Hospital eingeliefert
worden war, im Beginn des ersten Rückfalls an
Herzlähmung.
Die Gesammtzahl der behaudelten Neger betrug
248. Auch unter ihren Krankheiten nahm im ver-
gangenen Monat das Fieber eine hervorragende
Stellung ein. Es wurden 26 Erkrankungsfälle be-
obachtet, gegenüber 5 bezw. 6 im April und Mai.
Bei allen Erkrankten handelte es sich um Dahomey-
leute oder Crooncger; Duallas kamen nicht in Be-
handlung; bei ihnen verläuft die Krankheit überhaupt
Im Gegensaß zu ihnen