Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Das kleine Wohnhaus, ungefähr einen Meter 
über dem Boden schwebend, ist aus Holz gebaut und 
macht mit seiner Veranda einen wohnlichen Eindruck. 
Es dient zwei Faktoristen und dem Kapitän der 
Dampfbarkasse als Unterkunft. Die neben dem 
Wohnhaus stehenden Gebäude sind Vorraths= und 
Lagerschuppen; die Wände bestehen aus dünnen von- 
einander abstehenden Stecken; dahinter befestigte 
Matten aus Palmenblättern sowie ein Palmendach 
wehren dem Eindringen des Regens. Hinter diesen 
Gebäuden stehen, aus Matten hergestellt, Hütten für 
die schwarzen Arbeiter, ein Lagerschuppen für Fässer 
und dergleichen und eine Küche. 
Unmittelbar in der Nachbarschaft der Grenze des 
Schuthgebietkes am rechten User des Akwa Mafe stößt 
man bereits auf den Einfluß des englischen Handels von 
Old-Calabar. Ungefähr 5 bis 6 Seemeilen unter- 
halb Arsibonsdorf führt ein kaum sichtbarer über- 
wachsener Kriek nach fünf Minuten Rudern zu einem 
Landungsplaßze, woselbst ein Eingeborener in Mitte 
eines großen Gehöftes wohnt. Dieser Mann wohnt 
in einem einstöckigen, mit Wellblech gedeckten Bretter- 
hause mit Veranda, hat gute Bekten mit Moskito= 
vorhängen, Teppiche, Lampen u. s. w. und wartet 
den Gästen sofort mit einer Flasche Teneriffawein auf; 
einen Sohn hal er zur Erziehung nach England 
gesandt. 
Für das Wellblechhaus hat er 200 Faß Oel 
bezahlt. Er machte tags darauf seinen Gegenbesuch 
auf dem Kriegsschisse und wollte um jeden Preis 
die Pinasse kaufen sowie eine Tischdecke im Salon 
des Kapitäns; die nöthigen Oelfässer hätte er bald 
beschafft. 
Was die Schiffbarkeit des Nio del Rey aubetrifft, 
so können Schiffe von der Größe der aus Europa 
kommenden vom Nio del Rey an bis zum Meme 
einschließlich keinen anderen Wasserlauf oder, besser ge- 
sagt, keine andere Bucht als die erstgenannte benutzen. 
Dagegen können die kleinen Dampfer von etwa 
60 Tonnen Ladefähigkeit, die von den Schweden 
und der Ambas Bay Trading Company benußt 
werden, von See aus in diese sämmtlichen Mün- 
dungen einlaufen sowie in einige kleinere, südlich von 
ihnen gelegene Krieks, welche auf der Admiralitäts- 
karte nicht mehr Platz gefunden haben. 
Die Betonnung des Nio del Rey ist durch Legung 
von fünf Bojen bewirkt worden. 
Gesundbeitsbericht des Regierungsarztes Dr. Plehn 
in Namerun für den Monat Juni. 
Ueber die gesundheitlichen Verhältnisse in Kamerun 
während des Monats Juni spricht sich der Bericht 
des Kaiserlichen Regierungsarztes Dr. Plehn, wie 
folgt, aus: 
Die klimatischen Verhältnisse des Juni zeigten 
gegenüber denen des April und Mai nicht wesentliche : sehr schnell und leicht. 
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Besonderheiten. Die Mitteltemperatur des Juni 
betrug 25,3°% C. gegenüber 26.1°% C. und 26,7° C. 
im Mai bezw. April. Die höchste beobachtete Tem- 
peratur belrug im Schatten 30,5° C., gegenüber 
31,8% und 31,9° im Mai bezw. April; der tiefste 
Temperaturstand 20,1° gegenüber 20,5°% bezw. 20,40°, 
so daß im Allgemeinen eine Verminderung der Luft- 
wärme deutlich nachweisbar war. Die Zahl der 
Regentage während des Juni war erhöhl (21 gegen 
16 bezw. 15); ebenso die Regenmenge (322,8 mm 
gegen 261,9 bezw. 312). 
Hinsichtlich der allgemeinen Sterblichkeitsverhält- 
nisse zeigte die erste Hälfte des Juni eine wesentliche 
Verschiedenheit von der zweiten, insofern die während 
jener sehr spärlich und gutartig auftretenden Fieber- 
erkrankungen in dieser eine ganz rapide Zunahme 
au Zahl und Schwere der Fälle zeigten, ohne daß 
in den nur wenig veränderten klimatischen Verhält- 
nissen allein eine völlig befriedigende Erklärung dieser 
Erscheinung gesunden werden könnte. So wurden 
im Juni und zwar in ganz überwiegender Zahl 
während der zweiten Hälfte des Monats 46 Fieber- 
kranke von mir beobachtet bezw. behandelt, gegenüber 
13 im April und 12 im Mai. Bei 20 von den 
genannten Fällen handelte es sich um Europäer, 
während 26 bei Negern vorkamen. 
Von den Fiebern der Weißen zeigten mehrere 
einen schweren Charakter mit vielfach beunruhigenden 
cerebralen Erscheinungen, doch gelang es, alle Er- 
krankten bis auf einen am Leben zu erhalten. 
Gegenüber dem Fieber spielten alle anderen 
Krankheiten im vergangenen Monat eine nur ganz 
untergeordnete Nolle. Es wurden im Ganzen 
30 Erkrankungsfälle bei Weißen festgestellt. Es 
handelte sich bei 20, wie schon augegeben, um Fieber, 
bei 2 um Darmentzündung, 1 um Dysenterie, 1 um 
Alkoholismus, 1 um Parulis, 1 um Hauttrankheit, 
2 um Gastritis, 1 um Leberschwellung und 1 um 
Gonorrhöe. « 
An Todesfällen von Weißen hatte die Kolonie 
zwei zu beklagen, in beiden Fällen handelte es sich 
un Gouvernementsbeamte: der Gouvernementssekretär 
Toll erlag einer Nerven- und Herzentartung, welche 
unter dem Einfluß des Klimas einen ganz besonders 
rapiden Verlauf nahm. Ferner starb der Expeditions- 
meister Bärmann, welcher, völlig vom Schwarz- 
wasserfieber entkräftet, von einer längeren Expedilion 
zurückkehrend, im Kameruner Hospital eingeliefert 
worden war, im Beginn des ersten Rückfalls an 
Herzlähmung. 
Die Gesammtzahl der behaudelten Neger betrug 
248. Auch unter ihren Krankheiten nahm im ver- 
gangenen Monat das Fieber eine hervorragende 
Stellung ein. Es wurden 26 Erkrankungsfälle be- 
obachtet, gegenüber 5 bezw. 6 im April und Mai. 
Bei allen Erkrankten handelte es sich um Dahomey- 
leute oder Crooncger; Duallas kamen nicht in Be- 
handlung; bei ihnen verläuft die Krankheit überhaupt 
Im Gegensaß zu ihnen
	        
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