Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Aehnlich ist es bei den Bergen. Auch hier wird man zunächst immer nur den Namen der einzelnen 
Gemarkung oder einen ganz allgemeinen Ausdruck erfahren. 
Zu B. 
Sind die richtigen Namen erkundet, so kommt es darauf an, die richtige Aussprache derselben 
sestzustellen und schriftlich zu fixiren. 
Es ist dabei von den Reisenden festzuhalten, daß die sogenannte amtliche Schreibung der Namen 
in den Kolonien an sich allein nicht genügt, um die Aussprache der Namen unzweifelhaft sestzustellen. Die 
amtliche Schreibung genügt für den amtlichen Verkehr und für die Fernerstehenden, die in der Heimath 
kursirenden Bücher und Zeitungen. 
Aber für den Verkehr in den Kolonien und für den Umgang mit den Eingeborenen kann nur 
eime möglichst genaue Bezeichnung der Aussprache genügen, die natürlich mit allen Mitteln der Wissen- 
schaft festgestellt werden muß, um Misßtverständnisse auszuschließen. Und zwar wird eine desto genauere 
Fixirung nöthig sein, je abgelegener der betreffende Ort ist, je weniger die Eingeborenen durch häufigeren 
Verkehr mit Fremden gewöhnt sind, die Namen ihrer Ortschaften in der Form zu hören, wie sie sich die 
Deutschen mundgerecht gemacht haben. Es können unter Umständen sehr folgenreiche Mißverständnisse 
enkstehen, wenn diejenigen, die einen ihnen genannten Ort aufsuchen wollen, diesen bei der Nachfrage im 
Terrain ungenau benennen und dann von den Eingeborenen, die sie befragt haben, und die natürlich bei 
ungenauer Aussprache der Namen nicht ahnen können, was eigentlich gemeint ist, nach einer anderen Richtung 
gewiesen werden. 
Deshalb ist es wünschenswerth, die Namen nicht bloß in der „amtlichen Schreibweise“, sondern 
möglichst genau schriftlich zu fixiren. Auch die ständige Kommission für die Schreibung der geographischen 
Namen in den Kolonien wünscht zu ihrer eigenen Information die Namen in den Kolonien möglichst 
genau geschrieben zu erhalten. 
Obwohl nun noch überall Vieles über die Aussprache der Eingeborenen zu erforschen ist, wird der 
Reisende, der sich zu unterweisen sucht, bereits in sehr vielen Fällen Vorarbeiten genug finden, die ihn 
auf die in den einzelnen Gebieten besonders zu beachtenden Laute aufmerksam machen und ihm die zur 
schriftlichen Fixirung derselben bereits einge führten Schriftzeichen nachweisen. Wegen rascherer Auskunft 
über die bereits vorliegenden Hülfsmittel mögen sich die Reisenden und Beamten entweder an die 
ständige Kommission für die Schreibung der geographischen Namen, Berlin W., Wilhelmstr. 76 (bezw. direkt 
an Dr. C. G. Büttner in Steglitz) wenden, oder in den Kolonien an die dortigen Missionare, die ihnen 
wohl in den meisten Fällen genügende Auskunft geben können. 
Eine wissenschaftliche Bezeichuung vieler Laute ist auch in „Georg v. d. Gabelenbß, Handbuch 
zur Aufnahme fremder Sprachen?!) gegeben. Es ist wünschenswerth, auf dieses Buch zurückzugehen, wenn 
Laute vorkommen sollten, die in den benachbarten Sprachen noch nicht fixirt sind. 
Sollte sich der Reisendc oder Beamte genöthigt sehen, für bisher ungehörte Laute eigene Zeichen 
nen zu erfinden, so ist eine möglichst genaue Beschreibung dieser Laute wünschenswerih. Auch ist 
1n vielen Sprachen auf die Tonhöhe zu achten, in der die einzelnen Wörter oder Silben gesprochen werden, 
da dic verschiedene Tonhöhe den Wörtern oft sehr verschicdene Bedentung verleiht (so besonders im Hinter- 
lande von Kamerun und Togo). 
Jeder möge angeben, nach welchem System oder nach welchem Buche er die einzelnen Laute 
sirirt hat. Es ist aber davor zu warnen, daß Jemand nur nach „eigenem System“ schreibt, da dann 
nie Sicherheit darüber zu erzielen ist, wie die geschriebenen Zeichen zu sprechen sind. 
In sehr vielen Gegenden wird man bereits des Schreibens kundige Eingeborenc vorfinden. 
Man lasse die Namen auch von diesen in lateinischer, arabischer, indischer Schrift, je nachdem wic sie es 
verstehen, aufschreiben und schicke diese Niederschriften möglichst im Original neben der eigenen Niederschrift 
an die Kommission für die Schreibung der geographischen Namen in den Kolonien ein. 
Besonders wichtig wäre es, möglichst überall nähere Auskunft über die eigentliche Bedentung 
der Namen oder wenigstens nähere Angaben über die Herkunft derselben zu erhalten. 
Man schreibe die Auskunft, welche der Dolmetscher oder die Eingeborenen über die Bedeutung 
der Namen geben, womöglich direkt in der Sprache auf, in welcher sie abgegeben wird. Kann 
man eine Uebersetzung dieser Auskunft erhalten, so ist diese daneben zu setzen; kann man sie nicht 
kelommen, so ist doch die Auslunft in der Sprache der Eingeborenen einzuserden. Sie wird sich später 
einmal noch nülich erweisen. ·- 
*) Vergl. D. Kol. Vl. 1892, S. 150.
	        
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