Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

ziehen sich auch an den Höhen hinauf. Wo solche 
früher bestanden haben, findet sich eine üppige 
Strauchvegetation und humusreicher Boden. Da- 
neben allerdings schieben sich auch trocknere Hügel 
mit Grasvegetation ein, ein Zeichen, daß eine gleiche 
Fruchtbarkeit wie in dem mir näher bekannten 
Marangu zum mindesten nicht über die ganze Fläche 
hin herrscht. 
5. Aus dem Angeführten ergiebt sich Folgendes: 
Wenn man an eine Besiedelung der unter dem 
Namen Nombo zusammengefaßten Landschaften denkt, 
so können nur die östlich gelegenen in Frage 
kommen, nämlich ein Theil von Mku, dann Uschiri 
und Kerna. Uschiri würde sich von vornherein da- 
durch empfehlen, daß es zur Zeit herrenlos ist; 
seine Pflanzungen wurden von Mareale zerstört, die 
Bevölkerung vertrieben, die Herrscherfamilie aus- 
gerottet. Rombo Kerua ist von wirklich „Wilden“ 
bewohnt, die erst völlig unterworfen werden müßten, 
bevor an ein Eindringen weißer Ansiedler zu denken 
wäre. 
Was nun Uschiri angeht, so zweifle ich nicht, 
daß in den niedrigen Lagen von 1600 bis 1200 
Meter ein Anbau europkischer Körnerfrüchte daselbst 
möglich wäre. Die Monate vom Ende Februar 
bis Mitte Angust würden genügen, solche zur Reife 
zu bringen. Auch Gemüse aller Art, Erbsen, Bohnen, 
Kohl= und Rübenarten, Kartoffeln gediehen, wie die 
Versuche in Marangu und Kilema lehren, sicherlich 
vortrefflich. Das für die Trockenzeit nöthige Wasser 
ließe sich, wenn auch wahrscheinlich nicht ganz leicht, 
durch Ableitung vom Lumi her gewinnen. Bedenken 
nach dieser Seite erwüchsen nur aus der an afrika- 
nischen Getreidesorten, in Kilema auch am Weizen 
gemachten Erfahrung, daß die Reife der Körner- 
früchte keine gleichmäßige, in dieselbe Zeit fallende ist. 
Nach Allem halte ich die Aubaufähigkeit des 
Landes unter dem Gesichtspunkt für garantirt, daß 
kenntnißreiche, mit der Auswahl des Bodens und 
der Fruchtsorten vertraute Landwirthe hinauskommen. 
6. Anders steht es mit der Frage, ob es sich 
schon jetzt empfiehlt, mit einer Besiedelung im 
größeren Maßstabe zu beginnen. Dagegen sprechen 
sehr gewichtige Gründe und zwar folgende: 
a) Mit der Sicherheit der Person steht es 
zur Zeit noch mißlich. Unsere Expedition wurde 
beim Betreten Uschiris von den dort mit Gras- 
schneiden beschäftigten Leuten von Rombo Kerna so 
empfangen, daß sich ein gewaltsames Vertreiben als 
nöthig erwies. Nur bei Mitgabe einer stärkeren 
militärischen Bedeckung könnte daher zur Zeit über- 
haupt an eine Besitzergreifung der Landschaft 
Uschiri und an ein Festhalten derselben gedacht 
werden. 
b) Die Ernährung einer größeren Zahl von 
Ansiedlern bis zur Zeit, wo die eigenen Ernten die 
Lebensmittel liefern, dürfte sich, wenn man von der 
Versorgung mit europäischen Erzeugnissen absieht, 
  
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als unendlich schwierig, vielleicht als unmöglich er- 
weisen. Die über den eigenen Bedarf der Ein- 
geborenen einer ganzen Landschaft hinausgehenden 
Fruchterträgnisse, wie die der verhälmißmäßig stark 
angebauten von Mku z. B., reichen nicht aus, um 
auch nur 30 Europäer auf Monate hinaus mit den 
nöthigen Nahrungsmitteln zu versehen. Auf Fleisch- 
nahrung ist noch viel weniger zu rechnen. Die 
Eingeborenen treiben zwar Viehzucht, aber doch nur 
in geringem Umfange. Ein Rind, kleines Buckel- 
vieh, ist nur für 50 bis 60, eine Ziege oder ein Schaf 
für 5 Rupie an Zeugwerth erhältlich. Dem Be- 
treiben der Viehzucht in größerem Maßstabe stellen 
sich die schwierigen Wasserverhältnisse entgegen. 
Weidegang ist nur für einen Theil des Jahres mög- 
lich und nicht ohne Grund beschränken sich die Ein- 
geborenen deshalb auf Stallfütterung. » 
Meine Ansicht fasse ich nach dem Vorgebrachten 
so zusammen. 
Ein Versuch, die Landschaft Rombo beziehungs- 
weise Uschiri zu besiedeln, läßt sich, so wünschens- 
werth es wäre, zur Zeit nur unter bestimmten 
Kautelen empfehlen. Derselbe wäre derart zu ge- 
stalten, daß zunächst, unter Mitgabe der nöthigen 
Bedeckung, eine kleine Anzahl, 2 bis 3, erfahrener 
und zugleich etwas kapitalkräftiger Landwirthe hin- 
auskommt, um sich zu informiren. Diese hätten 
gleich oder später, vielleicht mit Küstenleuten vorerst, 
den Anbau geeigueter Fruchtarten an geeigneten 
Plätzen zu betreiben. In dem Maße, wie ihre 
Erzeugnisse den eigenen Bedarf übersteigen, könnten 
sie weitere Nachschübe an sich ziehen. Gleich mit 
30 und mehr Ansiedlern hier aurücken zu wollen, 
hieße die Existenz ebenso vieler deutscher Landsleute 
aufs Spiel setzen. 
  
Ueber den Unterführer Wi#lboois Samuel Jzaak und 
die Witbooi-Rrieger 
entnehmen wir einem uns zur Verfügung gestellten 
Berichte folgende interessante Schilderungen: 
„Samuel Jzaak, wie sein christlicher Name lantet, 
kann als eine interessante Persönlichkeit bezeichnet 
werden; er ist klein und hager, ein echter Hottentotte 
und besitzt ein Paar besonders lebhafte, um nicht zu 
sagen unheimliche Augen. Man kann es ihm am 
Blick ablesen, daß er ein verwegener, unternehmender 
Geselle ist. Nach Hottentottenverhältnissen besitzt er 
einen hohen Grad von Bildung. In der früheren 
Missionsanstalt von Gibeon hat er Holländisch und 
ein wenig Deutsch gelernt. Ja sogar Englisch versteht 
er zu radebrechen. Von Hendrik Witbooi soll er die 
rechte Hand und intimster Vertrauter sein, wie er auch 
selbst bei jeder Gelegenheit von seinem „Kapitän“ 
höchst lobenswerth spricht, ohne zu vergessen, sich 
dabei in das rechte Licht zu stellen. Er ist der erste 
Führer der Witboois unter dem „Kapitän“ und soll
	        
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