Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

sammeln. Lieutenant Eberhard übernahm das 
Kommando über die kombinirte Kompagnie. Der 
Stab mit der Kompagnie Podlech überschritt um 
9 Uhr 10 Min. 100 Meter links von der Angriffs- 
stelle der kombinirten Kompagnie unter großen Schwie- 
rigkeiten und lebhaftem Feuer den Graben und traf 
dann sehr bald auf die Kompagnien Johannes und 
Mergler, welch erstere in der Front, die zweite in 
der linken Flanke entwickelt war, und marschirte in 
Kompagniekolonne in Höhe der Kompagnie Mergler 
auf. Die Geschütze, welche hinter der kombinirten 
Kompagnic abgeprotzt hatten, erhielten gleichsalls den 
Befehl, sich zur Kompagnie Podlech zu begeben, 
ebenso die gesammte Bagage und die Bedeckung der- 
selben. Der das Detachement begleitende Chefarzt 
hatte einen Verbandplatz 100 Meter hinter der Ge- 
fechtslinie der kombinirten Kompagnie etablirt, wohin 
die Verwundeten geschafft wurden. 
Während des Sammelus des Expeditionskorps 
hinter der Kompagnie Johannes, welche Be- 
wegung vom Gegner von der rechten Flanke her 
unter scharfem Feuer gehalten wurde, so daß die ab- 
marschirenden Kompagnien des Oefteren halten und 
durch Salven den Gegner zurückhatten mußten, wurde 
dasselbe von der linken Flanke gleichfalls durch starkes 
Feuer des Gegners belästigt, so daß das Maxim- 
geschütz, welches dank der Geschicklichkeit und Ruhe 
des Oberbüchsenmachers wieder hergestellt war, in 
Wirkung gesetzt wurde. Desgleichen gab die Kom- 
pagnie Mergler einige Salven und langsames 
Schützenfeuer dagegen ab. Ebenso fielen im Rücken 
vereinzelte Schüsse. Da der Chefarzt die Verwun- 
deten nicht über den schwierigen Graben transpor- 
tiren konnte, waren ihm vom Lieutenant Kielmeyer 
ein schwarzer Offizier und 5 Mann als Bedeckung 
zurückgelassen. Diese Bedeckung wurde jetzt noch durch 
20 Manun verstärkt. 
Nachdem um 12 Uhr 40 Min. Alles bis auf die 
Verwundeten versammelt war, wurde der zweite An- 
hriff auf die Boma, welcher durch einige Schüsse 
aus dem 6,5 cm Geschütz vorbereitet wurde, in fol- 
gender Ordnung angeseßt: 
Front: Kompagnie Johannes, unmittel- 
bar hinter dem rechten Flügel: Kompagnie v. El- 
pons, unmittelbar hinter dem linken: Kompagnie 
Mergler in Kompagniekolonne, Kompagnie Podlech 
und kombinirte Kompagnie nebencinander, unmittelbar 
anschließend an die Queue der beiden Seitenkompa- 
ynien; dicht dahinter die Bagage; dicht dahinter die 
Bedeckung derselben. Die Geschütze waren der Kom- 
pagnie Johannes überwiesen. Die Entfernung der 
Boma Meli wurde auf ungefähr noch 500 bis 
800 Meter taxirt. 
Ein Theil der Anmarschrichtung, welcher mit dichten 
Vananen besetzt war, war durch dic als Bundesgenossen 
erschienenen Leute des Sultaus Sinna unter Führung 
des Schausch Murgan Mohamed und 10 Manm der 
1. Kompagnie unter leichter Velästigung durch den 
Gegner durch Niederhauen gangbar gemacht worden. 
451 
Trotß dieses dichten Aufmarsches und des theil- 
weisen Entfernens der hindernden Bananen trennte 
sich die linke Flügelkompagnie und die Queue, bei 
welcher ich mich befand, von der Kompagnie Jo- 
hannes und der rechten Flanke und gelangte um 
1 Uhr 10 Min. in die Boma Mandaras, des Vor- 
gängers von Meli, welche ohne Widerstand besetzt 
wurde. 
Während die von mir ausgeschickten Erkundungen 
nach dem Kompagnieführer Johannes noch nicht 
zurück waren, erhielt ich um 1¼ Uhr von ihm die 
Meldung, daß die Boma Melis auch ohne Widerstand 
besetzt sei. Es stellte sich heraus, daß die beiden 
Bomas thatsächlich nur zwei Minuten auseinander 
lagen, troßdem hatte Niemand vom Andern etwas 
gesehen oder gehört. 
Beide Bomas bestanden aus etwa 5 Fuß hohen, 
festen Steinwällen, unter vorliegendem, dichten Ge- 
büsch. Die Boma Mandara war jedoch zum Theil 
verfallen, während die Boma Meli sich in vorzüg- 
lichem Zustande befand. Das in derselben befindlich 
gewesene große Haus des Meli war abgebrannt, ob 
von ihm selbst angesteckt oder durch unsere Granaten 
entzündet, konnte noch nicht konstatirt werden. 
Die Bomas wurden sofort in folgender Weise 
besetzt und zur Vertheidigung eingerichtet: Boma Meli 
Kompagnie Johannes, Kompagnie v. Elpons, 
kombinirte Kompagnie (unter Befehl des Kompagnie= 
führers Johannes), die Boma Mandara Kompagnien 
Podlech und Mergler (unter Befehl des Kom- 
pagnieführers Podlech). 
Der Gegner, welcher anscheinend durch den Au- 
griff der kombinirten Kompagnie doch erheblich er- 
schüttert war, war geflohen und hatte sich in die 
östlich der Bergfläche, auf welcher beide Bomas ge- 
legen sind, befindliche scharf eingeschnittene Schlucht 
zurückgezogen. 
Ein Zug der Kompagnie Podlech wurde zurück- 
geschickt, um den Chefarzt und die Verwundeten und 
Todten heranzuziehen; dieselben trafen um 5⅛ Uhr 
im Lager ein. Um ungefähr 2 Uhr sah man aus 
der Schlucht, in welcher von den diesseitigen vor- 
1 geschickten stärkeren Patrouillen ein permanentes 
Feuergefecht geführt wurde, zahlreiche Gegner im 
Gebüsch den jenseitigen Hang emporsteigen. Es 
wurden das Maximgeschüh, das 6,5 cen und später 
auch das 3,7 cm Geschütz dagegen in Thätigkeit ge- 
bracht, und die Kompagnien Podlech und Mergler 
gaben Salven, sowie zahlreichere Gegner sichtbar 
wurden. Die Entfernung betrug etwa 500 Meter. 
Es ist anzunehmen, daß der Gegner hierbei noch 
erhebliche Verluste gehabt hat; denn nachdem auf 
einem 1500 Meter entfernten Hügel noch eine starke 
Ansammlung von Manschen sichtbar wurde, wohin 
mit dem 6,5 cm Geschütz noch einige glückliche Schüsse 
abgegeben wurden, erschien auf dem jenseitigen Hange 
eine große deutsche Flagge, und es wurde von jenseits 
herübergerufen und um Frieden gebeten. Da kein 
1 Gegner mehr sichtbar war, wurde das Feuer ein- 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.