heit 100 Meter hinter der Spitze solgte, griff un-
mittelbar darauf, die Front der Mannschaft der
Spitze links verlängernd, ein. Die Pferde fanden
elwa 100 Meter hinter der Schützenlinie in einer
Mulde Ausstellung. Das Fehlen jeglicher Deckung,
die überhöhende Stellung der Wilbois, das über-
legene Feuer von zwei Seiten, stellte die höchste An-
forderung an das moralische Element der Mannschaft.
Besonders lästig wirkte das rechts flankirende Feuer.
Um Letzteres abzuschwächen, ließ ich den rechten Flügel
zum Haken abschwenken und das Feuer dahin er-
öffnen, was auch den erwünschten Erfolg hatte. Das
immer noch slarke Feuer veranlaßte einige Leute, sich
nach einer etwas besseren Stellung umzusehen. Ich
rief dem die Abtheilung befehligenden Unteroffizier,
der für seine Person in der Stellung liegen geblieben
war, zu: „Unteroffizier Bohr, bleiben Sie liegen!“
worauf dieser ungeachtet des heftigen Feuers auf-
stand und in militärischer Haltung mir erwiderte:
„Jawohl, Herr Hauptmann, ich bleibe liegen!“ und
darauf sein Feuer fortsetzte. Als ich von Neuem ihm
zurief: „Unteroffizier Bohr, Ihre Leute gehen ja
zurück!“ stand er nochmals auf und erwiderte das-
selbe. Dieses brave Verhalten des Unteroffiziers
hatte zur Folge, daß seine Leute ohne weitere Auf-
sorderung von selbst wieder ihre bisher innegehabten
Plätze einnahmen. Da meine Anwesenheit bei der
Vorhut nach Eröffnung des Feuers mir wichliger
erschien, als irgendwo anders, unterließ ich es, zur
weiteren Leitung mich zum Haupttrupp zu begeben.
Ich vertraute in dieser Beziehung auf den den Haupt-
trupp befehligenden Offizier, den ich für diesen Fall
mit Direktiven versehen hatte. Als mir nach 10 Mi-
unten langem Warten keinerlei Meldung zuging, ich
nur aus dem schwachen in südwestlicher Richtung
vernehmbaren Hurrah') schloß, daß der Haupttrupp
aufgebrochen, entschied ich mich, zurückzureiten, um
Unterstützung für die immer noch stark bedrängte Vor-
hut heranzuholen, umsomehr, als anzunehmen war,
daß der Haupttrupp auf Abtheilungen Witbois stoßen
würde, die die Bestimmung hatten, sich in Besitz der
mit bedcutenden Mmitionsvorräthen beladenen Wagen
zu setzen. Ich besahl dem Führer der Vorhut,
Feldwebel Heller, bis zum Eintreffen des Haupt-
trupps ein hinhaltendes Gefecht zu führen, und be-
merkte, daß ich zur Heranholung einer Unterstützung
zurückreiten werde. Ich bestieg darauf ein einige
Hundert Meter von der Schützenlinie siehendes Pferd,
ritt in schnellster Gangart nach den Wagen und er-
suhr hier durch den Aeltesten der Bedeckungsmann=
schaft, daß Lieutenant Schwabe unmittelbar nach
Fallen der ersten Schüsse in nordwestlicher Richtung
mit 5 Unteroffizieren, 37 Mann abgerückt sei, um
den Feind in der rechten Flanke anzugreisen. Nach-
dem ich Wagen und Bedeckungsmannschaften eine
*) Wie mir der den Haupttrupp besehligende Lieule-
nant Schwabe mittheilte, hat er ab und zu Hurrah rufen
lassen, da dem Hornisten das Horn versagle, und er der
Vorhut sein Anrücken habe ankündigen wollen.
458
geeignete Stellung angewiesen hatte, kehrle ich unver-
züglich mit 5 verfügbaren Leuten zur Stellung der
Vorhut zurück, um diese von den lästigen Flankirern
zu befreien. Das Auftreten der Abtheilung des
Lieutenant Schwabe in der rechten feindlichen Flanke
gegen 5 Uhr 38 Minuten hatte inzwischen die Vor-
hut veranlaßt, die Stellung der Witbois zu besetzen.
Von zwei Seiten beschossen, flohen die Witbois nun-
mehr häufig zu Zweien auf einem Pferd, in nord-
westlicher Richtung. Die Abtheilung Schwabe mit
der Hälfte der Abtheilung Heller folgte den Flücht-
lingen auf dem Fuß, während ich mit 15 Berittenen
der Vorhut versuchte, eine 4000 Meter südwestlich
auf einer langgestreckten Erhebung gelegene Fels-
partie zu erreichen, nach welcher sich der größere
Theil der Flüchtlinge hinbewegte. In meiner rechten
Flanke fallende Schüsse veranlaßten leider eine der-
artige Unterbrechung des Rittes, daß es mir nur
noch gelang, mehrere kleine Trupps Witbois mit
Feuer zu überschütten und zu zersprengen.
Verluste hatte nur die Vorhut zu verzeichnen.
Es wurden verwundet:
Hornist Baumgarten schwer, Reiter Grün-
berg und Hoch und 1 Farbiger leicht.
Der Verlust der Witbois an Todten beläuft sich auf
5 Mann. Bei der Nähe des von der Vorhut geführten
Gefechts ist anzunehmen, daß der Verlust an Ver-
wundeten recht erheblich ist. Etwa 8 Witboipferde
wurden todt auf dem Gefechtsfelde gefunden. Er-
beutet wurden 19 Pferde mit Sattelausrüstung,
2 Gewehre und einige Patronen.
Nach Absuchen des Gefechtsfeldes ließ ich gegen
8½ Uhr vormittags den Weitermarsch nach Naos
antreten und daselbst abkochen. Noch am Abend
desselben Tages erreichte die Truppe Gurumanas
und setzte nach Zurücklassung eines Kommandos, be-
stehend aus 1 Unteroffizier, 13 Mann am 11. Juli
vormittags den Weitermarsch über Haris nach
Windhoek fort, woselbst sie am 13. Juli vormittags
eintraf.
Eintreffen von Geschützen für die sübweslasrikanische
Schutztruppe in Windhoöek.
Wie aus Windhoek unter dem 7. August d. Js.
gemeldet wird, sind die beiden für die Schutztruppe
in Walfischbay gelandeten Geschütze mit Munition
am 15. Juli von dem englischen Magistrat daselbst
freigegeben und am 5. August auf Station Wind-
hoek eingetroffen.
Nach einer amtlichen Meldung des Kaiserlichen
Generalkonsulats in Kapsladt ist die Ausschiffung der
mit dem Dampser „Marie Woermann“ hinausge-
sandten Verstärkungsmannschaften für die Schußtruppe
des südwestafrikanischen Schutzgebietes an der Tsoa-
lhaubmündung glücklich von Statten gegangen.