Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

heit 100 Meter hinter der Spitze solgte, griff un- 
mittelbar darauf, die Front der Mannschaft der 
Spitze links verlängernd, ein. Die Pferde fanden 
elwa 100 Meter hinter der Schützenlinie in einer 
Mulde Ausstellung. Das Fehlen jeglicher Deckung, 
die überhöhende Stellung der Wilbois, das über- 
legene Feuer von zwei Seiten, stellte die höchste An- 
forderung an das moralische Element der Mannschaft. 
Besonders lästig wirkte das rechts flankirende Feuer. 
Um Letzteres abzuschwächen, ließ ich den rechten Flügel 
zum Haken abschwenken und das Feuer dahin er- 
öffnen, was auch den erwünschten Erfolg hatte. Das 
immer noch slarke Feuer veranlaßte einige Leute, sich 
nach einer etwas besseren Stellung umzusehen. Ich 
rief dem die Abtheilung befehligenden Unteroffizier, 
der für seine Person in der Stellung liegen geblieben 
war, zu: „Unteroffizier Bohr, bleiben Sie liegen!“ 
worauf dieser ungeachtet des heftigen Feuers auf- 
stand und in militärischer Haltung mir erwiderte: 
„Jawohl, Herr Hauptmann, ich bleibe liegen!“ und 
darauf sein Feuer fortsetzte. Als ich von Neuem ihm 
zurief: „Unteroffizier Bohr, Ihre Leute gehen ja 
zurück!“ stand er nochmals auf und erwiderte das- 
selbe. Dieses brave Verhalten des Unteroffiziers 
hatte zur Folge, daß seine Leute ohne weitere Auf- 
sorderung von selbst wieder ihre bisher innegehabten 
Plätze einnahmen. Da meine Anwesenheit bei der 
Vorhut nach Eröffnung des Feuers mir wichliger 
erschien, als irgendwo anders, unterließ ich es, zur 
weiteren Leitung mich zum Haupttrupp zu begeben. 
Ich vertraute in dieser Beziehung auf den den Haupt- 
trupp befehligenden Offizier, den ich für diesen Fall 
mit Direktiven versehen hatte. Als mir nach 10 Mi- 
unten langem Warten keinerlei Meldung zuging, ich 
nur aus dem schwachen in südwestlicher Richtung 
vernehmbaren Hurrah') schloß, daß der Haupttrupp 
aufgebrochen, entschied ich mich, zurückzureiten, um 
Unterstützung für die immer noch stark bedrängte Vor- 
hut heranzuholen, umsomehr, als anzunehmen war, 
daß der Haupttrupp auf Abtheilungen Witbois stoßen 
würde, die die Bestimmung hatten, sich in Besitz der 
mit bedcutenden Mmitionsvorräthen beladenen Wagen 
zu setzen. Ich besahl dem Führer der Vorhut, 
Feldwebel Heller, bis zum Eintreffen des Haupt- 
trupps ein hinhaltendes Gefecht zu führen, und be- 
merkte, daß ich zur Heranholung einer Unterstützung 
zurückreiten werde. Ich bestieg darauf ein einige 
Hundert Meter von der Schützenlinie siehendes Pferd, 
ritt in schnellster Gangart nach den Wagen und er- 
suhr hier durch den Aeltesten der Bedeckungsmann= 
schaft, daß Lieutenant Schwabe unmittelbar nach 
Fallen der ersten Schüsse in nordwestlicher Richtung 
mit 5 Unteroffizieren, 37 Mann abgerückt sei, um 
den Feind in der rechten Flanke anzugreisen. Nach- 
dem ich Wagen und Bedeckungsmannschaften eine 
  
*) Wie mir der den Haupttrupp besehligende Lieule- 
nant Schwabe mittheilte, hat er ab und zu Hurrah rufen 
lassen, da dem Hornisten das Horn versagle, und er der 
Vorhut sein Anrücken habe ankündigen wollen. 
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geeignete Stellung angewiesen hatte, kehrle ich unver- 
züglich mit 5 verfügbaren Leuten zur Stellung der 
Vorhut zurück, um diese von den lästigen Flankirern 
zu befreien. Das Auftreten der Abtheilung des 
Lieutenant Schwabe in der rechten feindlichen Flanke 
gegen 5 Uhr 38 Minuten hatte inzwischen die Vor- 
hut veranlaßt, die Stellung der Witbois zu besetzen. 
Von zwei Seiten beschossen, flohen die Witbois nun- 
mehr häufig zu Zweien auf einem Pferd, in nord- 
westlicher Richtung. Die Abtheilung Schwabe mit 
der Hälfte der Abtheilung Heller folgte den Flücht- 
lingen auf dem Fuß, während ich mit 15 Berittenen 
der Vorhut versuchte, eine 4000 Meter südwestlich 
auf einer langgestreckten Erhebung gelegene Fels- 
partie zu erreichen, nach welcher sich der größere 
Theil der Flüchtlinge hinbewegte. In meiner rechten 
Flanke fallende Schüsse veranlaßten leider eine der- 
artige Unterbrechung des Rittes, daß es mir nur 
noch gelang, mehrere kleine Trupps Witbois mit 
Feuer zu überschütten und zu zersprengen. 
Verluste hatte nur die Vorhut zu verzeichnen. 
Es wurden verwundet: 
Hornist Baumgarten schwer, Reiter Grün- 
berg und Hoch und 1 Farbiger leicht. 
Der Verlust der Witbois an Todten beläuft sich auf 
5 Mann. Bei der Nähe des von der Vorhut geführten 
Gefechts ist anzunehmen, daß der Verlust an Ver- 
wundeten recht erheblich ist. Etwa 8 Witboipferde 
wurden todt auf dem Gefechtsfelde gefunden. Er- 
beutet wurden 19 Pferde mit Sattelausrüstung, 
2 Gewehre und einige Patronen. 
Nach Absuchen des Gefechtsfeldes ließ ich gegen 
8½ Uhr vormittags den Weitermarsch nach Naos 
antreten und daselbst abkochen. Noch am Abend 
desselben Tages erreichte die Truppe Gurumanas 
und setzte nach Zurücklassung eines Kommandos, be- 
stehend aus 1 Unteroffizier, 13 Mann am 11. Juli 
vormittags den Weitermarsch über Haris nach 
Windhoek fort, woselbst sie am 13. Juli vormittags 
eintraf. 
Eintreffen von Geschützen für die sübweslasrikanische 
Schutztruppe in Windhoöek. 
Wie aus Windhoek unter dem 7. August d. Js. 
gemeldet wird, sind die beiden für die Schutztruppe 
in Walfischbay gelandeten Geschütze mit Munition 
am 15. Juli von dem englischen Magistrat daselbst 
freigegeben und am 5. August auf Station Wind- 
hoek eingetroffen. 
Nach einer amtlichen Meldung des Kaiserlichen 
Generalkonsulats in Kapsladt ist die Ausschiffung der 
mit dem Dampser „Marie Woermann“ hinausge- 
sandten Verstärkungsmannschaften für die Schußtruppe 
des südwestafrikanischen Schutzgebietes an der Tsoa- 
lhaubmündung glücklich von Statten gegangen.
	        
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