Die Schiffe der holländischen Gesellschaft von
Rotterdam machen die Hin= und Rückreise, indem
sie unterwegs nur Madeira berühren, in 20 bis
22 Tagen.
Nach der Konvention beträgt die Schiffsfracht
von Antwerpen zum Kongo 20 bis 25 Francs für
die Tonne, der Preis für Passagiere ist 750 Francs
I. Klasse, 550 Francs II. Klasse.
Im Jahre 1891 haben den Hafen Banana an-
gelaufen 113 Dampfer, Boma 72 Dampfer; im
ersten Halbjahr 1892 Banana 77, Boma 7),
darunter
Banana Voma
Englische 34 40
Deutsche 16 17
Portugiesische 1 —
Französische 5 3
Holländische 12 8
Norwegische 1 —
Belgische 12 8
Die Flotte am oberen Kongo hat sich außer-
ordentlich vermehrt. Während sie 1886 nur sechs
Dampfer zählte, zählt sic augenblicklich 38 Dampfer,
und 76 Schiffe überhaupt. Die Hauptstationen am
Flusse entlang sehen durchschnittlich 8 bis 10 Dampfer
im Monat.
Die Schifffahrt am oberen Kongo umfaßt: den
Kongo bis zu den Stanley-Fällen, den Kassai bis
Luabo, den Sattura bis Lusamba, den Lumani
bis Bena-Kamba, den Ubanzi Duo bis Takoma, den
Sanga, Kwango, Chuapa, Lulonga, Mongalla,
Ttimbiri und Aruwimi, im Ganzen mehr als
6000 Kilometer. Von den Ufern sind 15 000 Kilo-
meter bekannt. In Betreff des Sklavenhandels ist
nach der Ansicht M. Allards durch die Anlegung
der Posten Zongo Mokoanghay, Banzyville und
Yakoma durch von Gale-Georges Le Marinel,
Djablier am Ouelle und Bazoko durch den Kom-
mandanten, Roget, die Expeditionen Janberts,
Jaques, Langs, Descamps und namentlich durch
die Siege Dhanis der Kongostaat absoluter Herr
des ganzen Kongogebietes.
Bemerkenswerth ist hierbei ein Passus des Be-
richtes, der auf falscher Information zu beruhen
scheint. Das deutsche Antisklaverei-Komitee, heißt es,
habe ihnen gemeldet, daß es neun Expeditionen zum
Viktoriasee ausgerüstet habe, eine Reihe von Posten
sei angelegt worden, welche einen bewaffneten Kreis
von Norden und Süden bildeten, um die Araber-
horden längs des deutschen Ufers des Tanganyika=
Sees gefangen zu nehmen.
Aufßer dem, was über die Kongogesellschaften
bereits früher (D. K. Bl. S. 128/93) gesagt ist, ist
noch bezüglich der Eisenbohngesellschaft zu erwähnen,
daß der Eisenbahnbau nach Ueberwindung der
schwierigsten ersten acht Kilometer sehr rasch vor-
wärtsgegangen ist, so daß die Lokomotive bereits den
40. Kilometer erreicht hat. Die Zahl der Arbeiter
ist 3000, darunter 254 Weiße und 540 Kulis.
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Bau einer ECisenbahn von Vryburg nach dermn nõrdlichen
Theile Beischuanalands.
Die Essenbahulinie, die von Kapstadt durch den
westlichen Theil der Kapkolonie nach Norden geht,
ist bis Vryburg, dem Hauptort der britischen Kern-
kolonie Betschuanaland, fertig gestellt worden. Um
eine Ausdehnung dieser Linie nach dem Protektorate
Betschuanaland zu ermöglichen, hat sich die englische
Regierung damit einverstanden erklärt, daß Betschuana-
land zehn Jahre lang § 10 000 jährlich zum Ban
einer Eisenbahn nach Gaberones und einen gleichen
Betrag für dieselbe Periode zur Vollendung der
Bahn bis Palapye beisteuere. Der Gesellschaft, die
den Bau übernehmen soll, ist außerdem eine Land-
überweisung im Umfange von 6000 englischen Quadrat-
meilen in Aussicht gestellt. Die Linie von Vryburg
nach Palapye wird eine Länge von annähernd
400 englischen Meilen haben; die Kosten derselben
einschließlich derjenigen des Betriebsmaterials werden
sich nach einer vorläufigen Schätzung auf S 2100
die Meile, im Ganzen also auf & 840 000 belaufen.
Die Gründe, welche die englische Regierung zu
der Subventionirung dieses Eisenbahnunternehmens
veranlaßt haben, sind, wie wir einer vor Kurzem
erschienenen Parlamentsvorlage entnehmen, folgende:
Eine Verbindung des Protektorats Betschnana-
land mit dem Eisenbahnnetz der Kaplolonie wird,
abgesehen von strategischen Vortheilen, zweifelsohne
auch den Nußzen haben, daß die Besiedelung des
Landes durch Europäer wesentlich beschleunigt werden,
und infolge dessen für die Regierung einc erhebliche
Vermehrung der Einnahmecquellen eintreten wird.
Diese Verbindung wird es serner der Verwaltung
von Betschnanaland ermöglichen, in Zukunft be-
dentende Ersparnisse zu machen, daß durch die Be-
willigung der Subvention Mehrausgaben für die
Staatkasse nicht entstehen. Bis jetzt war dort zur
Ausübung eines wirksamen Schutzes der Europäer
und der sich loyal verhaltenden Häuptlinge die
Unterhaltung einer 450 Mann starken Polizeitruppe
nöthig, die nicht weniger als S 100 000 jährlich
kostete. Die primitiven und kostspieligen Transport--
verhältnisse im Lande vertheuern nicht bloß die
Unterhaltung der Truppe, sondern machen auch die
Aufrechterhaltung zahlreicher gut besebter Stationen
nothwendig. Nach Herstellung einer Eisenbahn
werden einerseits die Unterhaltungskosten erheblich
geringer werden, andererseits wird sich die Zahl der
Stationen und somit der Bestand der Truppe ver-
ringern lassen. Ebenso wird eine beträchtliche Er-
mäßigung der gegenwärtig etwa S 7500 jährlich
betragenden Ausgaben für das Postwesen eintreten.
Nach einer Berechnung des Administrators von
Betschuanaland können durch eine Eisenbahnverbindung
nachstehende Beträge jährlich erspart werden:
an der Beförderung der Post S 4000
an der Beförderung von Verpflegungs= und
sonstigen Gegenständen für die ie Truppe
und die Regierung F 4500