Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

VI. Verkehrswesen. 
Auch im Berichtsjahre beschränkten sich die Ver- 
lehrsmittel des Schutzgebietes — abgesehen von den 
die Verbindung mit Europa herstellenden überseeischen 
Handelsdampfern — auf kleine Dampfer, deren neun 
vorhanden sind, auf Boote und Kanus. Auf den 
Landwegen mußte die Last auf dem Kopfe getragen 
werden, da Zugthiere noch nicht eingeführt wurden. 
Bezüglich der Verkehrswege, über welche mein 
im Kolonialblatt vom 1. April v. Is. abgedruckter 
Jahresbericht Aufschluß geben dürfte, sind Aende- 
rungen im engeren Kamerunbezirk nicht zu ver- 
zeichnen. 
Im Viectoriabezirke hat sich im Berichtsjahre ver- 
mittelst eines „Moofi“ genannten Kreeks ein reger 
Handelsverlehr zwischen Bimbia und Tiko, einem den 
Dnallas und Balwilis gemeinsamen Marktflecken, 
herausgebildet. Desgleichen hat sich das Rio del 
Rey genannte Aestuarium insolge seiner zahlreichen 
Zuflüsse und Kreeks zu einem dem Handel günstigen 
Verkehrsnetze entwickelt. Seitdem der Rio del Ney 
durch die Regierung bekannt ist, laufen in ihn regel- 
mäßig die überseeischen Dampfer ein. 
Im Kribibezirke ist es im Berichtsjahre geglückt, 
die Ebeafälle des Lokundie zu umgehen und mit 
Kanus bis nach Bipindi zu fahren. 
Der Njong ist nur bis zu den Neven du Mont- 
Fällen von kleinen Dampfern und Kanus befahren 
worden. 
Der bei Wasserfall mündende Lobefluß hat Fälle 
direkt an der Küste und konnte von dort aus daher 
nicht befahren werden. Seitdem jedoch ein Weg 
zwischen Groß-Batanga und dem am Lobefluß ge- 
legenen Dumali angelegt ist, bildete letzterer Ort 
den Ausgangspunkt für Kanufahrten auf der ge- 
dachten Wasserstraße. 
Ein von Groß-Batanga nach Wasserfall von der 
amerikanischen Mission mit Hülfe der Regierung er- 
bauter Weg bildet einc große Verkehrserleichterung, 
da der Strandweg bei Hochwasser nur schwierig 
passirbar ist. Die den Strandweg unierbrechenden 
Kreeks sind überbrückt und für den Kribi= sowie 
Lobefluß öfsentliche Fähren eingerichtet worden. Die 
Verbindung Kribis mit Wasserfall und Plantation 
vermittelst cines regierungsseitig zu bauenden Weges 
ist beabsichtigt. 
Das Post= und Telegraphenwesen wird von dem 
Postagenten in Kamerun unter Aussicht des Gouver- 
neurs geleitet. Neben den bisher in Kamerun, 
Bibundi und Victoria bestehenden Postagenturen 
wurde am 1. März d. Is. eine vierte in Groß-Batanga 
eröffnet. Die Geschäfte der hiesigen Postagentur er- 
streckten sich auf: 
1. Gewöhnliche und eingeschriebene Briese, Posl- 
karten, Drucksachen, Waarenproben und Ge- 
schäftspapiere. 
2. Gewöhnliche und eingeschriebene Postpackete bis 
zum Meistgewicht von 10 Kilogramm. 
8 
  
3. Werthbriese und Werthpackete bis zum Höchst- 
werthbetrage von 8000 Mark und bei Packeten 
bis zum Höchstgewicht von 5 Kilogramm. 
4. Postanweisungen. 
5. Zeitungsvertrieb. 
Nachnahmen und Postaufträge sind ausgeschlossen. 
Während des Berichtsjahres betrug das Gewicht der 
hier aufgelieferten gewöhnlichen und eingeschriebenen 
Briese und Postkarten 143 204 Gramm, das der 
gewöhnlichen und eingeschriebenen Drucksachen, 
Waarenproben und Geschäftspapiere 31 185 Gramm, 
die Zahl sämmtlicher Briefsendungen belief sich auf 
etwa 9700 Stück, davon waren eingeschrieben 
353 Stück. 
Die Zahl der ausfgelieferten gewöhnlichen und 
eingeschriebenen Postpackete betrug 131 Stück im 
Gesammtgewicht von 524,5 Kilogramm, die der Post- 
packete mit Werthangabe 8 Stück im Gesammtgewicht 
von 26,5 Kilogramm und Gesammtwerth von 
1900 Mark, die der Briefe mit Werthangabe 
32 Stückmit Gesammtwerthangabevon 165 422 Mark. 
An Postamweisungen wurden aufgeliefert 482 Stück 
mit 81 389 Mark. An Zeitungen und Zeitschriften 
wurden 11 verschiedene Stück von 5 Abonnenten 
bezogen. 
Die Zahl der eingegangenen Briessendungen be- 
lief sich auf eiwa 14 300 Stück, darunter besanden 
sich 375 Einschreibsendungen. 
An gewöhnlichen Postpacketen gingen ein 602 Stück 
im Gesammtgewicht von 3066 Kilogramm, an Briefen 
mit Werthangabe 28 Stück mit angegebenem Werthe 
von 73273 Mark, an Postpackelen mit Werthangabe 
20 Stück im Gewicht von 58,5 Kilogramm, mit 
einer Werthangabe von 2332 Mark. 
An Postanweisungen wurden ausgezahlt 32 Stück 
im Gesammtbetrage von 3088,02 Mark. 
Die Einnahme aus dem Erlöse von Postwerth-= 
zeichen und dem Porto auf unfrankirte bezw. un- 
zureichend frankirte Sendungen betrug 3239,96 Mark. 
Es trafen ein aus Europa 28 Posten, 12 mil 
deutschen, 16 mit englischen Dampfern. Nach Europa 
gingen ab 54 Poslen; von Letzteren gingen den 
direkten Weg mit deutschen Dampfern über Hävre 
oder Hamburg 13, mit englischen Dampsern über 
Liverpool oder Hävre 39, von Säo Thome aus 
mit portugiesischen Dampfern 2 Posten. 
Der Verkehr mit den Küsteuplätzen Westafrikas 
wurde gleichfalls durch die deutschen und englischen 
Dampferlinien vermitktelt. 
Es wurden abgeserligt nach: 
Klein-Batanga 6 Posten 
18 . 
Kribi - 
Eloby 14 
Libreville 26 
Bauana 5 
Loanda 4 
Fernando Po 10 
Old Calabar 20 
Bonny 19
	        
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