Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

VII. Verwaltung und Rechtspflege. 
Auch im Berichtsjahre spielte auf dem Gebiete 
der Verwaltung die Bauthätigkeit eine große Rolle. 
Das Hauptgebäude zeigte wiederholt trotz der im 
Vorjahre erfolgten Neueindeckung mit Dachpappe Un- 
dichtigkeiten. Da der Umbau des Gebäudes be- 
absichtigt wird, wurde von einer Eindeckung mit 
Wellblech abgesehen und den schadhaften Stellen durch 
Ueberdeckung mit Dachpappe abgeholfen. Außerdem 
wurde die obere Etage innen und das ganze Gebände 
von außen frisch gestrichen. 
Bei dem neuen Verwaltungsgebäude hatten sich 
ebenfalls Undichtigkeiten herausgeslellt, welche wohl 
darauf zurückzuführen waren, daß das Gebäude in 
der Regenzeit aufgeführt worden war und der auf 
die Kappen aufgetragene Holzcement an einzelnen 
Stellen nicht gehaftet hatte. Durch Entfernung der 
alten Holzcementschicht und Aufbringung einer neuen 
wurde der Uebelstand beseitigt. In der oberen 
Etage dieses Gebäudes wurde durch Wegnahme einer 
Zwischenwand und Vermauern zweier Thüren ein 
weiterer Wohnraum für einen Beamten gewonnen. 
Sämmtliche Wohnräume sowie das ganze Gebäude 
wurden mit neuem Anstrich versehen. 
Das Ende Juni 1892 fertig gestellte Kranken- 
haus wurde, nachdem seine Wände genügend aus- 
gelrocknet waren, mit einem zweimaligen Oelanstrich 
versehen und nach Ausstellung der für dasselbe heraus- 
gesandten Möbel am 1. Jannar 1893 eröffnet. 
Das Haus des Regierungsarztes wurde, nachdem 
die schadhaften Stellen seiner Veranda ausgebessert, 
waren, frisch gestrichen und in demselben ein Zimmer 
durch Anfertigung und Aufstellung eines feuersicheren 
Untergestells für Sterilisir= und sonstige Apparate 
zu einem Laboratorium hergerichtet. 
Einen neuen Anftrich erhielten ferner das Speise- 
haus der ersten Gouvernements-Beamtenmesse, das 
Wohnhaus der Unterbeamten sowie das Speisehaus 
der zweilen Beamtenmesse. 
An Neubauten wurden im Berichtsjahre von 
Seiten des Kaiserlichen Gonwernements ein Pulver- 
schuppen und eine Montirungskammer ausfgeführt. 
Der Pulverschuppen, ein auf einem elwa 60 Centi- 
meter hohen Betonsockel errichtetes Gebäude von 
38 Meter Länge und 11 Meter Breite, enthält 
11 Abtheilungen, welche den hiesigen Kaufleuten zur 
Unterbringung ihrer Vorräthe an Schußwaffen und 
Munition überwiesen wurden. Als Bauholz wurde 
theilweise Mangrove-, theilweise Fichtenholz verwendet. 
Die äußeren Wände und das Dach sind aus Well- 
blech, die inneren Wände aus Bretterverschalung her- 
gestellt. Der Fußboden besteht aus einer glatt- 
gestrichenen Betonlage auf gestampftem Sand. 
Die Montirungskammer, deren Erbauung die im 
Berichtsjahr bedeutend verstärkle Polizeitruppe er- 
forderte, ist 15 Meter lang, 8 Mter breit und 
enthält 3 Räume, von denen der erste zur Auf- 
bewahrung von Gewehren und Geschützen, der zweite 
zur Aufbewahrung von Munition und der dritte zur 
  
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Aufbewahrung von eigentlichen Montirungsstücken 
(Uniformen, Lederzeug 2c.) bestimmt ist. Dies Ge- 
bäude ist auf 30 Centimeter hohem Sockel aus 
Fichtenholz errichtet, die Wände und das Dach be- 
stehen aus Wellblech, der Fußboden ist aus glatt- 
gestrichenem Beton hergestellt. 
Mit dem Bau einer größeren Kaserne ist begonnen 
worden, da die bisherigen Unterkunftsräume der 
Truppe nicht mehr ausreichen. 
Eine von den beiden über den Bach „Ko“ 
führenden Holzbrücken mußte wegen Baufälligkeit ab- 
gebrochen und durch eine neue massive Brücke ersetzt 
werden. 
Die Wege in Kamernn, welche durch die Regen 
gelitten, machten größere Aufbesserungen erforderlich. 
Um einen schnellen Abzug des Regemwassers herbei- 
zuführen, wurden auf dem Gonvernementsgrundstücke 
die vorhandenen Gräben ausgebessert, neue angelegt, 
sowie die Durchlasse gereinigt und theilweise erweitert. 
Die der Firma F. A. Schmidt in Altona über- 
tragenen Hafenbauten nahmen einen regelmäßigen 
Fortgang. 
Mitte April d. Is. waren sämmtliche Caissons ein- 
gerammt, ausgespült, mit Beton ausgefüllt und ver- 
ankert. Gleichzeitig mit den Rammarbeiten wurde 
die Aufführung einer Verstärkungswand hinter den 
Caissons in Angriff genommen, während von Seiten 
des Gouvernements die Hinterfüllung mit dem Erd- 
reich eifrigst betrieben wurde, so daß zur Zeit bereits 
eine Fläche von rund 11 500 Qnadratmetern her- 
gestellt wurde. 
Die Aufstellung des eisernen Bootshauses war 
bereits Mitte April beendet. Das Bootshaus ruht 
mit einer Seite auf der Quaiwand, mit den übrigen 
auf gußeisernen, in das Flußbett eingeschraubten 
Pfählen. Das Haus gewährt einen Raum für 
6 Boote, welche in den Abtheilungen, in welchen sie 
aufgeheißt werden, auslaufen und anlegen können. 
Die nahezu fertig gestellte, 65 Meter weit in den 
Fluß hineinragende Landungsbrücke ist aus starken 
eisernen, auf gußeisernen Schraubpfählen ruhenden 
Trägern konstruirt und soll den hier anlanfenden 
Schiffen als Anlegeplatz dienen. 
Die bereits im Vorjahre in Angriff genommenc 
Reparaturwerkstätte wurde durch Aufführen von 
Monierwänden so weit fertiggestellt, daß mit der Auf- 
stellung der Maschinen begonnen werden kann. 
Die Ueberbrückung des zwischen dem Gouverne- 
mentsplaß und dem Grundstück der Firma Rider, 
Son & Andrew gelegenen Kreeks wurde Anfang 
Mai d. Js. beendet. 
In Victoria wurden die Wege nach Bimbia, 
Bota, Busumbn und Bonjongo gereinigt und aus- 
gebessert, der Weg nach Buea wurde begonnen und 
auf eine Strecke von mehr als 1 Kilometer vollendet. 
Ferner wurde die schadhaft gewordene Laufbrücke des 
Victoriakreeks gründlich reparirt und über den Limbe- 
fluß eine neue Brücke gebaut, deren Pfeiler aus 
Steinen und Cement, deren Träger aus Eisen be-
	        
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