Die Landschaft Mohoro ist im laufenden Jahre
sehr viel von Löwen heimgesucht worden, die viele
Menschen und viel Vieh fortschleppten. Im Ganzen
sind in diesem Jahre 7 Löwen dort geschossen.
Der Akida Schech Amer bin Seleman ist von
einem Löwen, den er angeschossen hatte, an beiden
Beinen verletzt worden. Trotzdem die Wunden noch
nicht vollsländig geheilt waren, war er am Tage
unserer Ankunft bereits wieder auf Löwenjagd ge-
gangen.
Erwähnenswerth ist das heldenmüthige Verhalten
einer Negerfrau einem Löwen gegenüber. Auf der
Schamba Quimbo bei Mohoro stampfte eines Abends
eine Frau hinter der Hütte Reis — bei ihr spielte
ihr kleines Kind, als plötzlich ein Löwe erschien und
das Kind faßte. Die Mutter ergriff das Kind an
den Beinen und suchte es dem Löwen zu entreißen.
Auf ihre Hilferufe eilten Leute herbei, die noch
Gelegenheit hakten, den eigenartigen Streit mit anzu-
sehen. Der Löwe ließ das todte Kind los und ent-
lief. Die betrübte Mutter hatte in ihrem Schmerz
wenigstens den Trost, die Leiche ihres Kindes der
Sitte gemäß begraben lassen zu können.
Die Inder bewohnen auf dem rechten Ufer des
Mohoroflusses etwa 25 Minnten von dem auf dem
linken Flußufer liegenden arabischen Dorfe entfernt
die traurige, schmutzige und, da auf sumpfigem Boden
erbaut, höchst ungesunde Ansiedelung Mohoro Gambo.
Um das arabische Amvesen ist im Jahre 1891 durch
das Bezirksamt mit Unterstützung der Araber eine
Befestigung zum Schuß gegen die Einfälle der
Wamatschonde gebaut und nach dieser der Ort Mohoro
Boma genannt. Mohoro Boma liegt auf der
höchsten Erhebung der Mohorolandschaft auf sandigem,
leicht durchlässigem Boden und bildet im Vergleich
zu Mohoro Gambo einen höchst gesunden Aufent-
haltsort. In Mohoro Boma befindet sich der
Polizeiposten, und ist auch die Erbauung des Hauses
für den Europäer und die Telegraphenstation geplant.
Die Ausübung einer polizeilichen Kontrole und-
die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit
wird bei dem augenblicklichen weiten Auseinander-
liegen für die doch stels nur kleine Mohoro-Besatzung
absolut unmöglich gemacht. Meines Erachtens ist
eine Verlegung der gesammten indischen Ansiedelung
vom rechten auf das linke Ufer in die unmittelbare
Nähe von Mohoro Voma dringend nothwendig.
Die dieserhalb wiederum neuerdiugs geführten
Besprechungen mit den Indern haben insofern zu
einem günstigen Ergebniß geführt, als sie zum größten
Theil nunmehr einsehen, daß die Verlegung ihrer
Ansiedelung allein nur Vortheile für sie bringt.
Der von mir in Aussicht genommene Platz nahe
der Boma bedingt durch die Nähe der Polizeitruppe
und der Araber Sicherheit, ein gesundes Wohnen
und, da angenblicklich noch nicht bebaut, die Möglichkeit
der Anlage einer ordentlichen Ansicdelung mit geraden
breiten Straßen und guten Häusern mit ausreichenden
Höfen. Die Nähe eines grosien, stets Wasser führenden
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Süßwasserkeiches gewährleistet gutes Trinkwasser.
Der gerade vor dem Plabee tiefe und sich verbreiternde
Fluß bildet einen geeigneten Anker= und Ladeplatz
für die Dhaus. In unmittelbarer Nähe ermöglichen
zwei Furten den Verkehr mit dem anderen Ufer.
Bei Hochwasser ist es leicht, durch eine Vermehrung
der Einbäume, sonst auch durch Einrichtung einer
regelrechten Fähre die Verbindung zu unterhalten.
Mit dem Araber Ebud bin Omar habe ich unter
Hinzuziehung des Herrn John Schroeder und des
Akidas Schech Amer bin Seleman als Zeugen vor-
behaltlich der Genehmigung des Kaiserlichen Gower-=
nements ein Abkommen getroffen, nach dem derselbe
mir, als Bevollmächtigtem des Kaiserlichen Gouver=
nements, seine an der Boma liegende Schamba zum
Preise von 100 Dollar verkauft.
Auf dieser Schamba habe ich zusammen mit
Herr Schroeder die neue Ansiedelung abgesteckt:
Längs des Flusses eine 16 m breite Straße von
200 m Länge, an deren beiden Enden und in deren
Mitte senkrecht je eine 16 m breite Straße mündet;
parallel zur Uferstraße, mit 50 m Abstand von der-
selben, schneidet die letzteren drei Straßen eine 16 m
breite Straße, deren Lage und Richtung durch die
Hauptstraße von Mohoro Boma gegeben war. Nach-
dem ich das Terrain und namentlich die Straßen
durch meine Träger hatte ausschlagen lassen, berief
ich die Inder und erklärte ihnen den Bebaunngs-
plan, der allgemeinen Beifall fand.
Am 28. August traten Herr John Schroeder
und ich über Samanga, Matumbati, eine fruchtbare
von Wangindo und Wamatumbi bewohnte Land-
schaft, wie über Mingumbi den Rückmarsch an und
trafen am 31. August abends hier wieder ein.
Ramernn.
Aus den Berichten des Premierlieutenants v. Stetten
(nNamerun J:nnt 1 XM. 42432 *
'
Ich habe am 23. März Balinga verlassen und
bin am 25. März nach Watarc gekommen. Der
Ngila-King befand sich eben im Kriegslager nördlich
des Rdschim. Er versuchte mich mit allen Mitteln
dahin zu locken, natürlich um, wie ich später auch
sicher erfuhr, mich zu bewegen, ihn zu unterstützen.
Ich blieb deshalb einfach in Watarc liegen. Endlich,
nachdem Gesandte hin und her geschickt wurden, und
er einsah, daß er mich nicht dazu bewegen könnte,
zu ihm zu kommen, erklärte er sich bereit, mich nach
Ngila zu führen. Am 28. März zog ich mit ihm
dort ein.
Das alte Ngila sicht nicht mehr; es wurde nach
dem Tode des alten King verlassen. Die neue Stadt
liegt 1⅞ Stunden östlich des alten Platzes in einem
tiefen Kessel und dürfte etwa doppelt so groß wie
Bali sein. "
Der neue King Lionn ist ein habgieriger Trunken-