arbeiten, scheinen das hier unterlassen zu haben; höchst
wahrscheinlich, weil sie fürchteten, durch die Mission
werde der Handel für die Europäer geöffnet und für
sie zerstört. Wiederholt sagten mir Dualla-Händler:
„Die Baloko sind böse Leute.“ Und wenn man sie
erzählen hört, wie es vor einigen Jahren zuging,
so muß man ihnen Recht geben. Ausrauben und
Plündern von Kanus (Booten), die von anderen
Stämmen hierher kamen, war an der Tagesordnung.
Da kam z. B. ein Dualla-Händler mit Kleidern in
eine Stadt. Ein palmweinberauschter Bakoko be-
gegnct ihm und befiehlt ihm, seine Kleider aus-
zuziehen und ihm zu geben. Macht der Dualla
nicht sofort Miene, seine Kleider herzugeben, dann
nimmt der Bakoko sein Buschmesser von der Achsel,
ohne das er nie zu sehen ist, und sagt: „Freund,
ich schlage dich mit dem Buschmesser!" Was soll
der arme Mann anders thun, als seine Kleider fahren
zu lassen, um mit heiler Haut davonzukommen!
Jetzt kommen natürlich solche Sachen nicht mehr
vor, in den „Tagen des Gouverneurs," wie sie zu
sagen pflegen. Jedoch von seinem Buschmesser kann
sich der Bakoko nicht so schnell trennen. Giebt es
nur die kleinste Streitigkeit, so steht Alles da mit
dem Buschmesser. Keine Händelei geht ohne Busch-
messerhiebe ab. Viele haben schon ihr Leben infolge
derselben gelassen. Ich habe hier schon Buschmesser-
wunden verbunden, die mehr als handbreit aus-
einanderklafften und mehr als fingertief waren, und
zwar oft mehrere an einer und derselben Person.
Kein Göpensest geht ohne Wunden vorüber. Das
Buschmesser ist der beständige Begleiter des Bakoko
zu Wasser und zu Land; wo er geht und steht, ist es
in seiner Nähe. Kleine Jungen, die noch keines
vermögen, ja oft kaum eins tragen können, treiben
irgendwo ein Stück alten Faßreifs auf und machen
es scharf.
So roh nun auch der Bakoko einerseits ist, so
gutmüthig ist er andererseits und läßt sich oft viel
gefallen, namentlich vom Europäer. Vom Bäöses-
nachtragen weiß er nicht viel. Die größten Streitig-
leiten, wenn sie eimmal beigelegt sind, so sind sie
aus; es wird ihrer nicht mehr gedacht.
Götzendienst, Wahrsagerei und Zauberei slanden
bis vor Kurzem und jetzt noch theilweise in voller
Blüthe hier und haben manches Opfer an Menschen-
leben gekostet. Es sind im großen Ganzen dieselben
Arten von Götendienst wie früher in Dualla. Statt
des Dschengn-Dienstes haben die Bakoko als „Land-
ratten“ die Besima, eine ähnliche Nixe, die sich aber
auf dem Land aufhält und die mit den schamlosesten
Tänzen verehrt wird. Durch die Kriegsunruhen,
wo viele Bakoko nach Mulimba flüchteten, wurde
der Glaube an die Losango (Götzen), besonders an
„Mungi“s, sehr erschüttert. Wahrsagerei und Zauberei
hingegegen sind noch Burgen des Satans, die fest
stehen unter diesem armen, blinden Volke und die
jedenfalls weit mehr Widerstand leisten werden, als
der Götzendienst. Es ist unglaublich, welche Macht
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der Aberglaube in den Herzen der Menschen ist, oft
genug noch in den Herzen der Christen.
Die Missionsarbeit unter den Bakoko beschränkte
sich fast ausschließlich auf unsere Stadt und die nächste
Umgebung. Wir können hier auch keineswegs über
Unempsänglichkeit klagen. Die Versammlungen und
die Schulen wurden regelmäßig besucht, obwohl es
auch da mancher Anspornung bedurfte. Tauf-
kandidaten hatten wir am Jahresschlusse hier drei;
einer konnte getauft werden.
In Mangamba ist an Stelle des alten Missions-
hauses ein besserer Backsteinbau aufgeführt worden,
auf der Station Bonaberi wurde Weihnachten zum
ersten Male ein Missionsfest geseiert, bei dem
86 Erwachsene und 2 Kinder getauft wurden. Herr
Scholten schreibt darüber: Eine große Festhütte
mußte hierzu gebaut werden. Zunächst dachten wir,
die neue Kapelle in der Stadt werde fertig und
könne zu diesem Zwecke dienen, aber die Zeit reichte
nicht, auch wäre sie viel zu klein gewesen; denn von allen
Filialen, selbst vom fernen Bakundn wollte man zum
Feste kommen. Die hiesigen Christen stellten deshalb,
während ich auf den Filialen Taufunterricht ertheilte,
und die Täuflinge und Christen aufs Fest vorbereitete,
ein mächtiges Dach neben dem Missionshaufse auf,
und am Vorabend des Festes wurde es mit Palm-
blättern umstellt, und mit den Bänken der Station
und der nahen Filiale und mit Brettern wurde die
Halle bestuhlt. Auf diesem Wege war es uns
möglich, das Missionsfest zu feiern, welches von
großem Segen gewesen ist und, wenn möglich, alle
Jahre stattfinden sollte.
Am Samstag kamen die Festbesucher, Christen,
Täuflinge und Freunde, in großen Kanus von allen
Richtungen singend herangesahren, und weil wir in
der Bonaberi-Gemeinde nun eine hübsche Anzahl
ganzer Familien haben, so konnten alle Gäste bei
den hiesigen Christen untergebracht werden. Mehrere
hatten bis zu 40 Personen zu speisen und zwar
zwei Tage lang. Natürlich mußte zur Speisung ctwas
nachgeholfen werden, wozu ein Theil der Kollekte
des Tages (die im Ganzen 187 Mark betrug) ver-
wendet wurde; aber immerhin lonnten die Aus-
wärtigen sich an den opferwilligen Christen zu
Bonaberi ein gutes Beispiel nehmen.
Durch keine Störung war das Fest getrübt. Es
gereichte uns Allen so zum Segen, die ganze Stations=
gemeinde versammelt und durch cine solche Schar
von Täuflingen vermehrt, durch so viele freudige
Zeugnisse und auch ernste Mahnungen gestärkt und
endlich eine so große Schar zum Tische des Herrn
kommen zu sehen.
Schwierig sind die Verhälinisse noch in Victoria
am Fuße des Kamerungebirges. Die wenigen ein-
geborenen Gehülfen dort wissen, daß sie gebraucht
werden, und machen sich das zu Nutze. In Bota
hingen die Hoffnungen, die man zu Aufang dieses
Jahres hegte, nicht in Erfüllung; dagegen war in
Viectoria selbst einiger Fortschritt bemerkbar und noch