Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

arbeiten, scheinen das hier unterlassen zu haben; höchst 
wahrscheinlich, weil sie fürchteten, durch die Mission 
werde der Handel für die Europäer geöffnet und für 
sie zerstört. Wiederholt sagten mir Dualla-Händler: 
„Die Baloko sind böse Leute.“ Und wenn man sie 
erzählen hört, wie es vor einigen Jahren zuging, 
so muß man ihnen Recht geben. Ausrauben und 
Plündern von Kanus (Booten), die von anderen 
Stämmen hierher kamen, war an der Tagesordnung. 
Da kam z. B. ein Dualla-Händler mit Kleidern in 
eine Stadt. Ein palmweinberauschter Bakoko be- 
gegnct ihm und befiehlt ihm, seine Kleider aus- 
zuziehen und ihm zu geben. Macht der Dualla 
nicht sofort Miene, seine Kleider herzugeben, dann 
nimmt der Bakoko sein Buschmesser von der Achsel, 
ohne das er nie zu sehen ist, und sagt: „Freund, 
ich schlage dich mit dem Buschmesser!" Was soll 
der arme Mann anders thun, als seine Kleider fahren 
zu lassen, um mit heiler Haut davonzukommen! 
Jetzt kommen natürlich solche Sachen nicht mehr 
vor, in den „Tagen des Gouverneurs," wie sie zu 
sagen pflegen. Jedoch von seinem Buschmesser kann 
sich der Bakoko nicht so schnell trennen. Giebt es 
nur die kleinste Streitigkeit, so steht Alles da mit 
dem Buschmesser. Keine Händelei geht ohne Busch- 
messerhiebe ab. Viele haben schon ihr Leben infolge 
derselben gelassen. Ich habe hier schon Buschmesser- 
wunden verbunden, die mehr als handbreit aus- 
einanderklafften und mehr als fingertief waren, und 
zwar oft mehrere an einer und derselben Person. 
Kein Göpensest geht ohne Wunden vorüber. Das 
Buschmesser ist der beständige Begleiter des Bakoko 
zu Wasser und zu Land; wo er geht und steht, ist es 
in seiner Nähe. Kleine Jungen, die noch keines 
vermögen, ja oft kaum eins tragen können, treiben 
irgendwo ein Stück alten Faßreifs auf und machen 
es scharf. 
So roh nun auch der Bakoko einerseits ist, so 
gutmüthig ist er andererseits und läßt sich oft viel 
gefallen, namentlich vom Europäer. Vom Bäöses- 
nachtragen weiß er nicht viel. Die größten Streitig- 
leiten, wenn sie eimmal beigelegt sind, so sind sie 
aus; es wird ihrer nicht mehr gedacht. 
Götzendienst, Wahrsagerei und Zauberei slanden 
bis vor Kurzem und jetzt noch theilweise in voller 
Blüthe hier und haben manches Opfer an Menschen- 
leben gekostet. Es sind im großen Ganzen dieselben 
Arten von Götendienst wie früher in Dualla. Statt 
des Dschengn-Dienstes haben die Bakoko als „Land- 
ratten“ die Besima, eine ähnliche Nixe, die sich aber 
auf dem Land aufhält und die mit den schamlosesten 
Tänzen verehrt wird. Durch die Kriegsunruhen, 
wo viele Bakoko nach Mulimba flüchteten, wurde 
der Glaube an die Losango (Götzen), besonders an 
„Mungi“s, sehr erschüttert. Wahrsagerei und Zauberei 
hingegegen sind noch Burgen des Satans, die fest 
stehen unter diesem armen, blinden Volke und die 
jedenfalls weit mehr Widerstand leisten werden, als 
der Götzendienst. Es ist unglaublich, welche Macht 
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der Aberglaube in den Herzen der Menschen ist, oft 
genug noch in den Herzen der Christen. 
Die Missionsarbeit unter den Bakoko beschränkte 
sich fast ausschließlich auf unsere Stadt und die nächste 
Umgebung. Wir können hier auch keineswegs über 
Unempsänglichkeit klagen. Die Versammlungen und 
die Schulen wurden regelmäßig besucht, obwohl es 
auch da mancher Anspornung bedurfte. Tauf- 
kandidaten hatten wir am Jahresschlusse hier drei; 
einer konnte getauft werden. 
In Mangamba ist an Stelle des alten Missions- 
hauses ein besserer Backsteinbau aufgeführt worden, 
auf der Station Bonaberi wurde Weihnachten zum 
ersten Male ein Missionsfest geseiert, bei dem 
86 Erwachsene und 2 Kinder getauft wurden. Herr 
Scholten schreibt darüber: Eine große Festhütte 
mußte hierzu gebaut werden. Zunächst dachten wir, 
die neue Kapelle in der Stadt werde fertig und 
könne zu diesem Zwecke dienen, aber die Zeit reichte 
nicht, auch wäre sie viel zu klein gewesen; denn von allen 
Filialen, selbst vom fernen Bakundn wollte man zum 
Feste kommen. Die hiesigen Christen stellten deshalb, 
während ich auf den Filialen Taufunterricht ertheilte, 
und die Täuflinge und Christen aufs Fest vorbereitete, 
ein mächtiges Dach neben dem Missionshaufse auf, 
und am Vorabend des Festes wurde es mit Palm- 
blättern umstellt, und mit den Bänken der Station 
und der nahen Filiale und mit Brettern wurde die 
Halle bestuhlt. Auf diesem Wege war es uns 
möglich, das Missionsfest zu feiern, welches von 
großem Segen gewesen ist und, wenn möglich, alle 
Jahre stattfinden sollte. 
Am Samstag kamen die Festbesucher, Christen, 
Täuflinge und Freunde, in großen Kanus von allen 
Richtungen singend herangesahren, und weil wir in 
der Bonaberi-Gemeinde nun eine hübsche Anzahl 
ganzer Familien haben, so konnten alle Gäste bei 
den hiesigen Christen untergebracht werden. Mehrere 
hatten bis zu 40 Personen zu speisen und zwar 
zwei Tage lang. Natürlich mußte zur Speisung ctwas 
nachgeholfen werden, wozu ein Theil der Kollekte 
des Tages (die im Ganzen 187 Mark betrug) ver- 
wendet wurde; aber immerhin lonnten die Aus- 
wärtigen sich an den opferwilligen Christen zu 
Bonaberi ein gutes Beispiel nehmen. 
Durch keine Störung war das Fest getrübt. Es 
gereichte uns Allen so zum Segen, die ganze Stations= 
gemeinde versammelt und durch cine solche Schar 
von Täuflingen vermehrt, durch so viele freudige 
Zeugnisse und auch ernste Mahnungen gestärkt und 
endlich eine so große Schar zum Tische des Herrn 
kommen zu sehen. 
Schwierig sind die Verhälinisse noch in Victoria 
am Fuße des Kamerungebirges. Die wenigen ein- 
geborenen Gehülfen dort wissen, daß sie gebraucht 
werden, und machen sich das zu Nutze. In Bota 
hingen die Hoffnungen, die man zu Aufang dieses 
Jahres hegte, nicht in Erfüllung; dagegen war in 
Viectoria selbst einiger Fortschritt bemerkbar und noch
	        
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