resp. das Ernteergebniß aus den zur Zeit mit Zuckerrohr
bepflanzten Feldern auf rund 2 Millionen lbs.
jährlich an Asali schätzt, was einer Rohrmenge von
etwa 842 Millionen Ibs. oder 160 000 Centner
Nohr entsprechen würde.
Zweifellos würde bei einem intensiveren Betriebe,
als er zur Zeit von den Arabern gehandhabt wird,
sich der Rohrgewinn auf das Doppelte und Drei-
fache steigern lassen.
Einen großen Theil der Ländereien, die sich
vorzüglich zum Zuckerrohrbau eignen würden, lassen
die Araber aus Indolenz oder aus Mangel an Be-
triebskapital brach liegen. Sodann pflanzen und
ernten die Araber das Zuckerrohr das ganze Jahr
hindurch. Nachdem das Zuckerrohr gepflanzt ist,
wird die erste Ernte nach 12 bis 14 Monaten ge-
schnitten, darauf bleibt das einmal gepflanzte Nohr
10 Jahre slehen, bringt also 10 Ernten. Viel
günstigere Verhältnisse würden sich ergeben, wenn
mit dem Pflanzen beim Beginn der großen Regenzeit
im März angefangen würde. Diese Methode hätte
außerdem noch den Vorzug, daß dann auch höher
gelegene Ländereien mit Zuckerrohr bestellt werden
könnten, da man nicht von dem Wasser des Flusses
abhängig wäre, und das Zuckerrohr auch auf hoch-
gelehenem und trockenem Boden gedeiht.
Die Qualität des Rohres muß eine gute sein,
da selbst bei den primitiven Mühlen, die zur Zeit
das Nohr bearbeiten, 100 Centner Rohr 17,5 Centner
Füllmasse (Asali) ergeben.
Der augenblickliche Marktpreis in Pangani ist
für 75 lbs. Asali 1 R. 4 A. 2 P. Derselbe ist aber
auch schon auf 2 R. gestiegen. Der Preis für Melasse
ist für 35 lbs. 1 und 1½ R.
Der größere Theil des Asali geht vor der Hand
nach der Somaliküste, wo derselbe unraffinirt ver-
braucht wird, ebenso ein kleiner Theil nach den
Plähen der deutsch-ostafrikanischen Küsic, während die
Melasse zur Raffinerie nach Cutsch und Bombay
geht, um dann als reiner Zucker wieder nach Sansibar
eingeführt zu werden.
Ramerrun.
Ueber die Landschaft Lungast im Schutzgebiete Kamerun.
Der stiellvertretkende Gonverneur Kanzler Leist
hat im Inni d. Is. eine Dienstreise nach der
etwa fünf Stunden vom Ufer des Dibamba gelegenen
Landschaft Lungasi unternommen und dabei Gebiete
betreten, in welche ein Weißer bisher noch nicht
gekommen war. Als Grund dafür, daß der Dibamba
trotz seiner Größe und leichten Erreichbarkeit erst
spät bekannt wurde, wird die zwischen den Duallas
und Lungasis seit Alters bestehende Feindschaft an-
gegeben, welche erst vor etwa zwei Jahren, vor
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Allem durch das Verdienst des farbigen Gouvernements-
Dolmelschers Metom in ein freundschaftliches Handels-
verhälmiß übergegangen ist. Kanzler Leist schildert
seinen Zug folgendermaßen:
„Ich hatte am 10. Juni 6 / Uhr vormittags den
vor den Dibambafällen vor Anker gegangenen „Soden“
verlassen und mich mit dem Büchsenmacher Zimmer-
mann, dem Dolmetscher David Metom und zehn
Polizeisoldaten auf den Weg gemacht. Da viele
Gewässer zu durchwaten waren, so kamen wir erst
um 11½ Uhr in dem ersten Lungasidorf Rdokodjoh
an, dessen Häuptling Wnalesinga uns freundlich
die Hand schüttelte und Mimbo (gegorenen Palm-
wein) anbot. Es stellte sich jedoch heraus, daß er
unter dem Häuptling Wuale von Kora stand, und
wir marschirken deshalb weiter und gelangten, nach-
dem wir noch viele Eingeborenendörfer passirt hatten,
nach Kora. Die Landschaft Lungasi theilt sich in
verschiedene kleinere Landschaften, von denen eine den
Namen Besumba führt. Das Oberhaupt von Be-
sumba ist der Häuptling Wuale von Kora, welcher
mir seine Freude darüber ausdrückte, endlich einmal
einen Weißen zu sehen, noch dazu den „Governor“;
indessen meinte er, Geister seien die Weißen doch,
wenigstens nicht von einer Frau geboren. Ich be-
lehrte den Wuale, daß sein Land unter der Ober-
hoheit Seiner Majestät des Kaisers von Deutschland
stehe, dessen Vertreter der Gonverneur in Kamerun
sei. Des Lehteren Aufgabe sei es, überall Ruhe und
Ordnung zu stiften und geschehenes Unrecht zu fühnen.
Der Gouverneur erkenne die im Lande seßhaften
Häuptlinge an, wenn diese ihm sich unterwürfen und
insbesondere ihm behülflich seien bei der Bestrafung
von Uebelthätern aus ihrem Bezirk.
Nachdem der Häuptling Gehorsam gelobt hatte,
wurde ihm eine Häuptlingsurkunde ausgehändigt.
Zugleich empfing er unter Abgabe dreier Gewehr-
salven eine schwarz-weiß-rothe Flagge. Zur Be-
festigung des Aktes wurden in üblicher Weise Ge-
schenke gewechselt.
Was seine Entwickelungsfähigkeit anbetrifft, so“
ist das Land sehr reich an Gummi, Elfenbein und
Oel. Fortwährend begegneten wir auf unserem etwa
zehnstündigen Marsche Negern, welche diese Schätze
von Lungasi nach den Dibamba-Niederlassungen
der Duallas brachten, welche hier ohne jede Konkurrenz
der Weißen arbeiten. Häuptling Akuda macht dort
seinen Haupthandel."
Kanzler Leist hält die Gegend am Dibamba
für günstig zur Anlage von europäischen Faktoreien.
Die Eingeborenen sind zwar mißtrauisch gegen die
Weißen, welche sie nie oder nur höchst selten zu
Gesicht bekommen hatten, zumal die Duallas es lieben,
ihnen mit den Weißen und besonders dem Gouverneur
zu drohen. Allein bei näherem Verkehr wird das
Mißtrauen bald schwinden, wie der ohne Schwierig-
keiten zu Stande gekommene Vertrag mit Wuala
zeigt.