der Wawemba befürchteten, so beschloß ich, meinen
Aufenthalt etwas auszudehnen, um für den letzteren
Fall die Stationen der Europäer unterstützen zu können.
Da die persönliche Anwesenheit der Europäer
hierzu nicht erforderlich war, nahm ich mir und gab
meinen Osfizieren einen kurzen Urlaub, um in einem
westlich des Tanganyika gelegenen Elefantenmarsch
zu jagen. In der Nähe des Standes der Elefanten
angekommen, wurde ich mit meiner kleinen Begleitung
genau wie vor dem Wawembagefecht des Nachts über-
fallen und zwar, wie die Untersuchungen des nächsten
Tages ergaben, von den Ruga Ruga eines in der
Nähe stationirten Offiziers des in Udjiji seßhaften
Arabers Rumalitza. Da ich bei dieser Feindseligkeit
meine Jagdzwecke unmöglich durchführen konnte, be-
schloß ich, die Ursache des Ueberfalles festzustellen,
und marschirte am nächsten Tage zu dem Dorfe des
oben erwähnten, auf dem Gebiete des Kongofreistaates
angesessenen Arabers, das nur eine Stunde von
meinem Lager entsernt war. Meine schwache Be-
gleitmannschaft war verstärkt worden durch eine An-
zahl von Eingeborenen.
Ich erschien offenbar ganz unerwartet, denn ich
kam mit den vordersten Leuten meiner Truppe in
das nicht verschlossene Dorf hinein, wurde jedoch von
den bestürzt aus ihren Häusern kommenden Ruga
Ruga milt Schüssen empfangen, bevor ich meine Ab-
sicht, Schauri zu machen, bekannt geben konnte. Das
Resultat eines kurzen Gefechtes war der Tod von
sechs Ruga Ruga, das Abbrennen des Dorfes und
die Befreiung von elwa 80 Sklaven, meist Weiber
und Kinder. Die meisten derselben wurden von ihren
in der Nachbarschaft angesessenen Verwandten rekla-
mirt, während zehn Weiber mit ihren Kindern (von
fernher gemachte Sklaven) auf ihren ausdrücklichen
Wunsch sich der Expedition anschlossen, um in Lan-
genburg ansässig gemacht zu werden; Waisenkinder
wurden den Missionaren übergeben.
Nach dem Tanganyika — Abercornstation in
Kituta — am 2. August d. Is. zurückgekehrt, ver-
nahm ich, daß die Wawemba auf ihrer im vorigen
Berichte gemeldeten Flucht nach der erlittenen Nieder-
lage die Entfernung von sieben Tagereisen in zwei
Tagen flüchtig zurückgelegt hatten, daß drei Söhne
des Häuptlings Kitimkuru gefallen seien und, wie
der afrikanische Kladderadalsch meldet, der „dicke
Kitimkurn“ selbst unterwegs verloren gegangen sei.
Ich entnahm hieraus, daß die Wawemba für dieses
Jahr von weiteren Unternehmungen abgeschreckt seien,
und trat, da meine Fußkranken wieder marschfähig
waren, den Rückmarsch an. Jetzt erst empfing ich
die erste Nachricht von der Uebergabe der Expedition
an das Gouvernement in Dar-es-Saläm und be-
schleunigte meinen Rückmarsch.
In Muenso traf ich die Herren Wyneken und
Prince, die, um mich zurückzuholen, mir entgegen-
gekommen waren und die mir die Nachricht brachten,
daß der Dampfer „H. v. Wissmann“ zur Zeit unserer
Ankunft am Nyaßa fertiggestellt sein würde.
von dem am 18. v. Ms.
538 —
Am gestrigen Tage bin ich mit der ganzen Expe-
dition in Karonga eingetroffen.
Einem Berichte des Kommissars der Ausführungs-
kommission der deutschen Antisklaverei = Lotterie
Wyneken, von der Station Langenburg, den 5. Sep-
tember d. Is. datirt, entnehmen wir Folgendes:
Ich habe die Ehre, Ihnen zunächst ganz ergebenst
.zu Muenso auf englischem
Boden halbwegs zwischen hier und dem Tanganyika
erfolgten Zusammentreffen mit Herrn Major v. Wiss-
mann sowie von dem nunmehrigen (gestrigen) Ein-
treffen der vereinigten Karawanen hierorts Meldung
zu erstatten. Heute trifft unerwartet die „Domira“
zu kurzem Aufenthalte hier ein und bietet Gelegen-
heit, Ihnen den heutigen Eingang der Post vom
8./10. Mai zu bestätigen und über den Stand der
Dinge zu berichten.
Das Uebergabegeschäft betreffend, so hat Herr
v. Wissmann auf Befragen mir und Herrn Kom-
pagnieführer Prince eröffnet, daß er sogleich An-
stalten treffen würde, d. h. an Herrn v. Elß nach
Port Maguira mit gegenwärtiger „Domira“ Befehl
ertheilen würde, daß der Dampfer „H. v. Wissmann"“
und als Ladung desselben der Haupttheil des In-
ventars und der Vorräthe schleunigst hierher geschafft
werden, um die Uebergabe alsdann hierorts vor-
nehmen zu können. Angenommen, daß die Her-
bringung des Dampfers zwei Fahrten des Dampfers
in Anspruch nimmt, kann in ungefähr einem Monate
von heute das Geschäft abgewickelt sein. Einstweilen
bleibt das in 10 bis 14 Tagen bevorstehende Ein-
treffen des Dampfers abzuwarten; inzwischen reist
Herr Kompagnieführer Prince zu unserem „Bundes-
genossen“ Merere, um das mit demselben durch Herrn
v. Wissmann eingeleitete Verhältniß zu pflegen.
Herr Dr. Bumiller hat Merere verschiedene Be-
suche im Auftrage abgestattet, und Boten gehen
zwischen beiden Lagern hin und her.
In der Landschaft Usambara
haben sich neuerdings wieder ein Herr Rowehl
und ein Herr Cowley, die seit länger als Jahres-
frist auf den Plantagen Derema und Nguelo thätig
gewesen sind, an das Gouvernement gewandt, um
in Usambara Land zu pachten oder zu kaufen. Sie
treten damit für die günstige Gesinnung, die sie von
Usambara haben, nicht nur mit Worten, sondern mit
der That ein, indem sie bereit sind, ihr Geld in das
Unternehmen zu stecken. Kapital ist allerdings zu-
nächst dort Vorbedingung für das Gelingen einer
Ansiedelung. Herr Cowley, der seit Jahren Pflan-
zer in den Tropen gewesen ist, schreibt über Usam-
bara: „Ich trage kein Bedenken, zu sagen, daß sich
hier für Kolonisten von der rechten Sorte, wenn sie
einmal sicher Fuß gefaßt haben und mit ihren Mitteln
umzugehen verstehen, glänzende Aussichten eröffnen.“