Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Kamerun. 
Von der Station Hauͤnde 
sind kürzlich wiederum Mittheilungen eingegangen, 
welche vom 20. August datirt sind und bekunden, 
daß der Leiter der Station, Herr Zenker, sich in 
bestem Wohlsein befindet. Derselbe war mit dem 
Umbau der Station eifrig beschäftigt, da die Holz- 
und Mörtelbauten durch Insektenfraß stark gelitten 
hatten und jetzt durch Bauten aus selbstgefertigten 
Ziegeln ersetzt werden sollen. Zenker ist, wie be- 
kannt, durch eine Expedition unter Leitung des ver- 
dienten Sergeanten Lewonig neu berproviantirt 
worden und dadurch insbesondere auch in den Stand 
gesetzt, sich der Sammlungsthätigkeit in erhöhtem 
Maße zu widmen. Eine größere Sendung zoolo- 
gischer und anderer Gegenstände ist vor einiger Zeii 
hier eingetrosfen. Er hat ferner ein Vokabular der 
Yaunde-, Banoko= und Wutesprache in Bearbeitung. 
Die ihm vor mehreren Monaten durch den Bezirks- 
amtmann in Kribi Herrn v. Oerpßen übersandten 
Gemüsesamen haben vorzigliche Resultate ergeben, 
besonders ist Blumenkohl vorzüglich gerathen. Kürz- 
lich hat er auch mit Samen verschiedener ihm zu- 
gegangener Getreidearten Versuche gemacht, von 
denen er sich günstige Ergebnisse verspricht. Durch 
dle Lagerung in Kamerun und Edea hatten sie leider 
an ihrer Keimfähigleit eingebüßt, und zwar Weizen 
75 pCt., Mais 50 pCt., Gerste 25 pCt., Hirse 
80 pCt. Es ist sehr erfreulich, daß auf diese Weise 
neue Kulturen unter den Eingeborenen Verbreitung 
finden. Herr Zenker hat inzwischen einen Assistenten 
(Gärtner) erhalten, der ihn in seinen Bestrebungen 
unterstützen wird. Auch wird die Errichtung der 
Statlon Lolodorf zwischen Maunde und Kribi zur 
Erleichterung der Verbindung wesentlich beitragen. 
  
Gründung der Regierungsstation Lolodorf. 
Nach dem in der Nummer 20 vom 15. Oktober 
d. Is. mitgetheilten Berichte des zur Station Yaunde 
entsandten Sergeanten Lewonig war eine Bestrafung 
der Voghe Velinghes nahe bevorstehend. Dieselbe 
ist in der Mitte des Monats August ins Werk ge- 
setzt und hat nach dem Bericht des Leiters der 
Maundeslation folgenden Verlauf genommen: 
Yaunde, den 21. August 1893. 
Nach verschiedenen gütlichen Versuchen, den Streit 
mit den Voghe Velinghe zu beendigen, welche fehl- 
schlugen, bat ich den Sergeanten Lewonig, die 
Bestrafung derselben in die Hand zu nehmen. 
Am 14. d. Ms. ging ich unter Deckung von 
20 Polizeisoldaten nach dem unbetheiligten Voghe 
Velinghedorf Atanga mballa, Häuptling Obama, um 
zum letzten Mal die betheiligten Voghe Velinghes 
zu veranlassen, das Palaver aus der Welt zu schaffen. 
Meine Mission verlief resultatlos, da die Voghe 
Velinghes aus unbekannten Gründen eine Besprechung 
sowie ein Eingehen auf die an sie gestellten For- 
derungen ablehnten. 
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Am 14. nachmittags bereitete sich die Truppe 
vor für einen am 15. früh vor Tagesanbruch vor- 
zunehmenden Vorstoß gegen die betheiligten Dörfer. 
In der Nacht vom 14. zum 15., 3 Uhr morgens, 
rückte eine Abtheilung von 30 Mann unter meiner 
Führung in der Richtung von Tungavodorf ab. 
Kurze Zeit darauf folgte eine Abtheilung von 25 Mann 
unter Leitung des Sergeauten Lewon g und eines 
tüchligen Yaundeführers dieser Abtheilung der Ver- 
abredung gemäß auf Vanicomasdorf ab. Herr Nette 
mit dem Reste der Soldaten und der alten Besatzung 
sicherte zunächst die Station. Kurze Zeit nachdem 
wir die Station verlassen, ging ein starker Regen 
nieder, der, wenn er uns auch hinderte, schnell vor- 
wärts zu kommen, doch insofern von Vortheil war, 
daß wir unbemerkt vorwärts kamen. Nachdem der 
Regen elwas nachgelassen, ging ich aufs Neue vor- 
wärts, die Wege, welche wir zu passiren hatten, 
waren von den Voghe Velinghe besetzt, die uns vom 
Hinterhalt aus beschossen. Häufig hörte man das 
Aufschlagen der Feuersteine und ein Versagen des 
Gewehres infolge des starken Regens. Einzelne in 
der Richtung des Geräusches abgegebene Schüsse wer- 
den wohl ihre Wirkung nicht verfehlt haben. 
Nachdem ich die Grenze der Banthelandschaft erreicht 
hatte, machte ich einen kurzen Halt, um mir und 
meinen Leuten etwas Ruhe zu gönnen. In dieser 
Zeit überbrachte mir eine Patrouille, welcher ein 
Yaundemann den Weg zeigte, eine Meldung, nach 
welcher Lewonig am Enddorfe seiner Tour an- 
gekommen sei. An eine Verfolgung der aus dem 
Hinterhalte Schießenden war des hohen Grases und 
der durch den anhaltenden Regen angeschwollenen 
Wasserläufe halber nicht zu denken. Die Dörfer 
wurden zur Strafe zerstört. Auf halbem Wege kam 
uns Herr Nette mit einer kleinen Abtheilung ent- 
gegen, um uns Munition zu bringen bezw. zu helfen, 
da die MYaundeleute das Gerücht nach der Station 
gebracht hatten, daß die Munition sämmtlich verschossen 
wäre. Nachmittags 5 ½ Uhr langte ich wleder auf 
der Station an, wo Alles in Ordnung war. 
Von meiner Abtheilung wurde ein Soldat leicht 
am linken Bein durch einen Speerwurf verwundet. 
Die Verwundung ist anscheinend nicht gefährlich. 
Kurze Zeit darauf traf auch die Abtheilung des 
Lewonig auf der Station ein; auch bei ihr befand 
sich ein leicht Verwundeter. 
Ein Messen des am Morgen gefallenen Regens 
zeigte mir, daß die ungewöhnliche Menge von 50 mm 
gefallen war, weswegen alle Wasserläufe ganz be- 
sonders stark angeschwollen waren. Da ich die Be- 
strafung der Voghe Velinghe für jetzt als eine ge- 
nügende ansehe und ich mit dem langsamen Gange 
der hiesigen Palaver vertraut bin, so halte ich eine 
Besatzung von 20 Polizeisoldaten, in Berücksichtigung, 
daß mir ein Schnellfeuergeschütz und ein Maxim zur 
Verfügung stehen, als vollständig genügend. 
gez. G. Zenker, 
Leiter der F.-Station Yaunde.
	        
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