Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Photographien von Negern und Melanesiern siets 
treffend auseinander hält, während er selbst wieder- 
holt sogar auch von erfahrenen Afrika-Reisenden, die 
ihn in meinen Kursen sahen, für einen Neger ge- 
halten wurde! Sehr anerkennenswerth ist auch sein 
durchaus bescheidenes und höfliches Betragen, das 
ihn sehr vortheilhaft vor den meisten hierher ge- 
brachten Negerjungen auszeichnet. Allerdings mag 
dies theilweise auch auf die sehr vernünftige und 
strenge Behandlung und Esziehng zurückzuführen 
sein, die ihm hier zu Theil wird. 
  
Rus dem Bereiche der Wissivnen und 
der Knkisklaverei-Bewegung. 
Nach den die Unterdrückung des Sklavenhandels 
zur See betreffenden Bestimmungen der Brüsseler 
Generalakte sind die Konsuln der Signatarmächte zu 
einer eingehenden Kontrole der unter der Flagge 
ihrer Macht fahrenden einheimischen Fahrzeuge ver- 
pflichtet. Diese Kontrole hat bei dem starken Ver- 
kehr der im deutsch-ostafrikanischen Schuctzgebiete hei- 
mischen Dhaus in Sansibar bei dem an diesem Ort 
bestehenden deutschen Konsulat einen besonders großen 
Umfang angenommen. Der Konsul muß sich daher, 
um sie wirksam auszuüben, der sansibaritischen Hafen= 
behörde bedienen, und es ist, um die Lettere für ihre 
nicht Meerhebliche Mühewalkung schadlos zu halten, 
zwischen dem deutschen Konsulat und der Regierung 
des Sultans von Sansibar am 15. Oktober d. Is. 
das folgende Abkommen getroffen worden: 
Die Hafenbehörde Sr. Hoheit leiht dem Kaiser- 
lichen Konsulat bei der Absertigung der unter deut- 
scher Flagge in Sausibar ein= und ausgehenden Dhaus 
ihre Mitwirkung nach näherer Maßgabe der darüber 
gepflogenen Verhandlungen. 
Die Hafenbehörde erhebt zum Zwecke der Schad- 
loshaltung für die ihr durch fragliche Kontrole ent- 
stehenden Unkosten von jeder Dhau bei der Abfahrt 
eine einmalige Gebühr von vier Annas. 
Die Erhebung dieser Gebühr, deren Form den 
sansibaritischen Behörden überlassen worden ist, soll 
nach Angabe der Leßteren durch Auskleben von 
Stempelmarken auf die Passagierliste oder Mann- 
schaftsliste erfolgen. 
Nach einer geitungsnoth sind von den Berliner 
Missionaren, die im Kondelande, am Nordende des 
Nyassa, slationirt sind, günstige Nachrichten einge- 
troffen, die bis Ende August reichen. Missionar 
Bunk errichtele am oberen Lufora eine neue Station, 
die wie die Station Momon etwa 4500 Fuß über 
dem Meere in kühler gesunder Gebirgsgegend liegt. 
Im August wurde die Anlage einer vierten Station 
unternommen. In unmittelbarer Nähe der deutschen 
Militärstation Langenburg befindet sich ein Laubwald 
und ein Wasserlauf, nicht weit davon, auf der Halb- 
insel Skombue wird die Station, auf welcher die 
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Missionare Grieguszies und Hübner siationirt 
sind, angelegt. — 
In einem in Nr. 11 der Nachrichten aus der 
ostafrikanischen Mission mitgetheilten Briefe aus Ost- 
afrika heißt es: „Meine Wünsche gehen darauf hin, 
die Mission in Usaramo zu erweitern. Von Kisserawe 
aus habe ich mit Br. Göttmann und Worms eine 
15 tägige Reise in das Innere gemacht und dabei 
den Eindruck gewonnen, daß, wenn wir irgendwo zu 
energischer Missionsarbeit aufgefordert werden, es hier 
der Fall ist. Wohin wir kamen, überall wurden 
wir aufgefordert, uns niederzulassen. Sind doch die 
Verhältnisse des Volkes die denkbar traurigsten. In 
den Schauris, welche bei unserer Anwesenheit statt- 
sanden, konnten wir einen Einblick in die Fülle von 
Ungerechtigkeit und Gewaltthat thun, die hier geübt 
worden. Dabei dringt der Islam von der Küste 
her mächtig vorwärts. Wir sind durch kleine Dörfer 
gekommen, in denen ein Lehrer saß, der Koran lehrte 
und mehr Schüler hatte, als die Dörfer Hütten be- 
saßen. Das Bedürfniß, elwas zu lernen, ist also 
vorhanden, und wenn dies Bedürfniß nicht von uns 
befriedigt wird, werden sich die armen Leute vom 
Mohammedanismus ergreifen lassen müssen. 
Dazu kommt, daß daß das Land nicht etwa so 
wenig bewohnt ist, wie oft geschildert wird. Die 
Leutchen wohnen vereinzelt in ihren Schamben. Aber 
wo man es nicht vermuthet, steht man vor Hütten. 
Von den Plätzen, die ich mir daraufhin ange- 
sehen habe, ob sie Missionsstationen werden können, 
verdient Maneromango, das Dorf Ulambos, „des 
mächtigen Löwen“, der aber wie die anderen Jumben 
alle sehr wenig Macht hat, entschieden den Vorzug. 
Auf einer Höhe von 350 m über dem Meeresspiegel 
würde sich die Station beim Abfall des Hochlandes 
von Maneromango nach dem Kondelande erheben. 
Sie läge zwei Tagereisen südwestlich von „Hossnungs- 
höhe"“. Von hier ans könnte man wohl 10 000 
Menschen mit der Predigt erreichen. Im Hinblick 
auf das dringende Bedürfniß, das hier vorliegt, bitte 
ich den Vorstand, die Gründung einer Missions- 
station in Maneromango beschließen zu wollen.“ 
Infolge dieses Berichtes ist die Anlage einer 
neuen Station in Usaramo im Werke. 
Herr Ehrendomherr Prof. Hespers hat am 
14. November in Köln in der Versammlung des 
Centralvorstandes des Afrikavereins über den Fort- 
gang der katholischen Missionen Vortrag gehalten; 
wir enltnehmen seinem Berichte folgende Mitthei- 
lungen: Die Hauptstation Bagamoyo zählt augen- 
blicklich über 350 Zöglinge, dic sich auf verschiedene 
Anstalten vertheilen, und drei christliche Dörfer. 
Mandera hat deren vier: St. Franciscus, St. Am- 
brosius, Wame und Madessa. Die Schule wird 
von 45 Kindern besucht. Im Juni ist die kleine 
Kirche vollendet worden. Die Station Mhonda er- 
litt durch den Tod des Bruders Dulhac einen 
schweren Verlust. Mehrere aus Ziegelsteinen auf- 
geführte und mit Wellblech gedeckle Gehände um- 
 
	        
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