günstigen Finanzlage des Schutzgebietes Mittel zur
Versorgung dieser Leute nicht zur Verfügung stehen.
Der Kolonialrath, dessen Gutachten die Kaiferliche
Regierung in dieser Frage eingeholt hat, empfiehlt,
die befreiten erwachsenen Sklaven, soweit denselben
eine ihre Freiheit und ihren Unterhalt sichernde
Arbeitsgelegenheit nicht verschafft werden kann, in
bereits bestehenden Niederlassungen oder neu anzu-
legenden Stationen anzusiedeln. In diesen An-
siedelungen sollen die befreiten Sklaven in den Stand
gesetzt werden, sich ihre Existenzmittel, hauptsächlich
durch Ackerbau, selbst zu verschaffen.
Wissenschaftliche Erforschung.
Ueber den Fortgang der wissenschaftlichen Er-
forschung Deutsch-Ostafrikas ist in der dem Reichs-
tage zugehenden Denkschrift, betreffend die Verwendung
des Afrikafonds, ausführlich berichtet worden. Dieser
Bericht darf nicht schließen, ohne nochmals der hohen
Verdienste des Dr. Stuhlmann Erwähnung zu
thun, dessen mit amtlicher Unterstützung heraus-
gegebenes Werk über seine Reisen mit Emin Pascha
Seiner Majestät dem Kaiser hat gewidmet werden
dürfen. Die Forschungen und Sammlungen
Dr. Stuhlmanns haben einer ganzen wissenschaft-
lichen Litteratur die Wege geöffnet. Es sei hier mit
besonderer Anerkennung erwähnt, daß auch von
privater Seite die wissenschaftliche Erschließung der
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afrikanischen Kolonie im letzten Jahre in dankens-
werther Weise gefördert worden ist. Durch die Ex-
peditionen der Antifklaverei-Gesellschaft und speziell
durch die hochbedeutenden Forschungsreisen des
Dr. Baumann ist ein reiches wissenschaftliches
Material hierher gelangt, welches zum Theil bereits
in den „Mittheilungen von Forschungsreifenden und
Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten“ ver-
öffentlicht ist, zum Theil noch der Bearbeitung harrt.
Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft hat im ver-
gangenen Jahre zur Untersuchung der zahlreichen
graphitartigen Funde in den Landschaften Ukami und
Usagara einen Geologen, Dr. v. d. Borne, nach
Ostafrika entsandt. Zum Zweck der weiteren Er-
forschung des Seengebiets hat der durch frühere
Reisen in Ostafrika bereits bewährte Graf v. Götzen
im September d. Is. eine abermalige Expedition nach
Ostafrika unternommen und wird demnächst die Reise
in das Innere antreten. Auch von Seiten der
Offiziere und Beamten des Kaiserlichen Gouver=
nements sowie von den im Schutzgebiet thätigen
Missionaren ist im letzten Jahre reiches wissenschaft-
liches Material eingegangen, welches die Erforschung
des Schutzgebietes wesentlich gefördert hat. Die
Erkundung des Schutzgebietes hat mithin auch in
diesem Jahre erfreuliche Fortschritte gemacht, wenn-
gleich auch hier in Zukunft noch ein reiches Arbeits-
feld vorbehalten bleibt.
Anlagen zur Denkschrift
betreffend
Deutsch-Ostafrika.
—
Vertheilung der Schutztruppe auf die Stationen (siehe die Beilage zu Nr. 22).
2. Bericht über die Arbeiten der Deutsch-Ostafrikanischen Eisenbahn-Gesellschaft
(Usambara-Linie).
3. Uebersicht über den Post= und Telegramm-Verkehr.
4. Uebersicht der gerichtlichen Geschäfte.