fähige Land bedeutend vermehren lassen. Hierdurch
wird es sich ermöglichen lassen, daß weite Flächen
auch in der trockenen Zeit bewässert werden können.
Die Felsenformation des Landes ist zu solchen An-
lagen sehr günstig, da einerseits das Baumaterial
fast überall an Ort und Stelle zu finden ist, und
andererseits Wasserresevoirs vielfach unmittelbar an
steilen Felswänden angelegt und dadurch vor zu
starker Verdunstung geschützt werden können.“
Ueber seine Beobachtungen auf der Reise von
der Küste nach dem Otavigebiet hebt derselbe Sach-
verständige folgende Einzelheiten hervor:
„Der Swakop ist in der trockenen Jahreszeit
nur etwa 3 Fuß breit, aber sein Bett, das eine
Breite von 100 bis 300 (engl.) Fuß hat, wird ein-
mal im Jahre überfluthet. Hinter dem Swakop
fängt der Boden an zu steigen, bis er in Usakos
eine Höhe von 3300 (engl.) Fuß über dem Meeres-
spiegel erreicht.
Wenn man das unfruchtbare Tiefland verläßt,
nimmt die Vegetation zu, namentlich finden sich aus-
gedehnte Stellen mit dem Milchbusch, einer acht bis
zehn Fuß hohen Schilfart. Gras, obgleich etwas
dürr, ist ebenfalls vorhanden und wird von dem
Rindvieh gern gefressen. Die Eingeborenen sagen,
daß nach jedem Regen die dortige Landschaft über
und über grün wird, und daß einige Damaras dort
große Rinder-, Schaf= und Ziegenherden unterhalten.
Was der Gegend noch fehlt, ist Wasser, das
durch Bohrungen und Anlage von Deichen leicht zu
beschaffen wäre. In den Flußbetten wuchert Kameel-
dorn, und verschiedene Kaktusarten gedeihen in den
Felsspalten. Obgleich der Boden nur wenige Fuß
tief ist, so wird überall, wo Wasser zu erhalten ist,
schönes Gemüfe, auch Tabak von den Eingeborenen
gebaut.
In der Nähe von Karabib ist gutes Weideland,
ebene Felder breiten sich nach allen Richtungen hin
aus, die Gegend ist reich an Rindvieh, Schafen und
Ziegen. Die Häuptlinge Manafse, Kamabazembe
und Maharero sollen zusammen 150000 Stück
Rinder besitzen.
In Omarurn ziehen die Eingeborenen am Fluß-
u#fer Mais, Tabak, Gemüse und Früchte, darunter
Trauben und Feigen, während im Flußbett selbst
Weizen wächst. Zwar ist in einem Umkreis von
25 (engl.) Meilen nur wenig Wiesenland vorhanden,
wohl aber findet sich ein Strauch in Fülle, der sich
besonders als Schaf= und Ziegenfutter eignet. Weiter
nördlich werden Boden und Weide wieder besser, und
ohne Zweifel könnten sich nördlich von Omaruru
Ansiedler niederlassen, allerdings würde ein geringes
Kapital zur Herstellung von Bewisserungsanlagen
erforderlich sein; wahrscheinlich würden sich Angora-
ziegen und Merinoschafe hier züchten lassen. Tabak
könnte gebaut werden, und Mais, Weizen und Roggen
würden überall gedeihen, wo Wasser zu finden ist;
andere Felder würden sich zu Baumwollenplantagen
eignen. "
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Landwirthschaft wird hier bis jetzt nicht getrieben,
die Eingeborenen sind ausschließlich ein Hirtenvolk.
Das südliche Thal, welches am Fuße des zu der
ausgedehnten Kette Otyorukaku-Gebirges gehörigen
Berges Auwep liegt, ist eins der fruchtbarsten in
der Gegend. Ein Bach springt aus dem Kalkstein,
und mit Hülfe von Bewässerungsanlagen ist ein sehr
gelungener Kulturversuch gemacht worden.
Zwei Serten Tabak, der gewöhnliche breit-
blättrige, und eine Art Buschmanntabak, Kürbisse
und Wassermelonen werden gezogen.
In dem südlich am Fuße des Waterberges be-
legenen Otyozondyupa, dem Sitze des Häuptlings
Kamabazembe, gedeiht infolge mehrerer Gewässer
vorzügliches Gras in Menge.
Missionar Eich von der Rheinischen Missions-
gesellichaft, der hier wohnt, besitzt einen größeren
Garten, dessen reicher schwarzer Torfboren haupt-
sächlich aus vegetabilischer „Zersetzung hervorgegangen
ist. Ein schöner Wasserlauf fließt durch die an-
gebaute Fläche, auf der allerlei Gemüse und einige
Getreidearten gedeihen.“
Missionar Judt.
Der Missionar Judt, der sich mit der Frage
der Besiedlungsfähigkeit des Landes besonders ein-
gehend beschäftigt und in Hoachanas einen Muster-
garten angelegt hat, äußert sich folgendermaßen:
„Das Schutzgebiet ist besser als sein Ruf. An
sehr vielen Stellen wird man Ackerbau treiben können;
die Wasserarmuth des Lanres ist nicht so schlimm,
als man gemeinhin annimmt. Mit einer einfachen
Schaufel ließen sich an vielen Mätzen Dämme an-
legen, wodurch genügendes Wasser für Wirthschafts-
zwecke sowie zum Berieseln von Gartenanlagen ge-
wonnen werden könnte. Da, wo Wasser zum Be-
rieseln oder der Regenfall ausreichend ist, ist der
Boden außerordentlich ergiebig. Die Besiedelung
mit Europäern hat in vielen Theilen des Schutz-
gebietes eine ebenso gute Aussicht wie in manchen
Laudstrichen Australiens oder Transvaals."
Bergbau.
Von technisch-nutzbaren Materialien, welche für
eine bergmännische Ausbeutung in Betracht kommen,
sind im südwestafrikanischen Schutzgebiete bis jetzt
Gold und Kupfer gefunden worden. Das Vorkommen
von Wolframit, Wismuth, Topas, Rubin, Granat
und Beryll ist als mineralogische Merkwürdigkeit von
Interesse.
Gold.
Das Gold kommt auf seiner natürlichen Ab-
lagerung im festen Gestein vor und wird vielfach
in Nestern vorgefunden, die nach der Tiefe zu bisher
nicht ausgehallen haben. Die bisherigen Funde sind
zum Theil räumlich zu begrenzt, als daß sie die
hroßen Aufwendungen rechtfertigen könnten, welche
die Einrichtung eines Bergwerks und der dazu ge-
hörigen Aufbereitungsanstalten erfordern.