Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

fähige Land bedeutend vermehren lassen. Hierdurch 
wird es sich ermöglichen lassen, daß weite Flächen 
auch in der trockenen Zeit bewässert werden können. 
Die Felsenformation des Landes ist zu solchen An- 
lagen sehr günstig, da einerseits das Baumaterial 
fast überall an Ort und Stelle zu finden ist, und 
andererseits Wasserresevoirs vielfach unmittelbar an 
steilen Felswänden angelegt und dadurch vor zu 
starker Verdunstung geschützt werden können.“ 
Ueber seine Beobachtungen auf der Reise von 
der Küste nach dem Otavigebiet hebt derselbe Sach- 
verständige folgende Einzelheiten hervor: 
„Der Swakop ist in der trockenen Jahreszeit 
nur etwa 3 Fuß breit, aber sein Bett, das eine 
Breite von 100 bis 300 (engl.) Fuß hat, wird ein- 
mal im Jahre überfluthet. Hinter dem Swakop 
fängt der Boden an zu steigen, bis er in Usakos 
eine Höhe von 3300 (engl.) Fuß über dem Meeres- 
spiegel erreicht. 
Wenn man das unfruchtbare Tiefland verläßt, 
nimmt die Vegetation zu, namentlich finden sich aus- 
gedehnte Stellen mit dem Milchbusch, einer acht bis 
zehn Fuß hohen Schilfart. Gras, obgleich etwas 
dürr, ist ebenfalls vorhanden und wird von dem 
Rindvieh gern gefressen. Die Eingeborenen sagen, 
daß nach jedem Regen die dortige Landschaft über 
und über grün wird, und daß einige Damaras dort 
große Rinder-, Schaf= und Ziegenherden unterhalten. 
Was der Gegend noch fehlt, ist Wasser, das 
durch Bohrungen und Anlage von Deichen leicht zu 
beschaffen wäre. In den Flußbetten wuchert Kameel- 
dorn, und verschiedene Kaktusarten gedeihen in den 
Felsspalten. Obgleich der Boden nur wenige Fuß 
tief ist, so wird überall, wo Wasser zu erhalten ist, 
schönes Gemüfe, auch Tabak von den Eingeborenen 
gebaut. 
In der Nähe von Karabib ist gutes Weideland, 
ebene Felder breiten sich nach allen Richtungen hin 
aus, die Gegend ist reich an Rindvieh, Schafen und 
Ziegen. Die Häuptlinge Manafse, Kamabazembe 
und Maharero sollen zusammen 150000 Stück 
Rinder besitzen. 
In Omarurn ziehen die Eingeborenen am Fluß- 
u#fer Mais, Tabak, Gemüse und Früchte, darunter 
Trauben und Feigen, während im Flußbett selbst 
Weizen wächst. Zwar ist in einem Umkreis von 
25 (engl.) Meilen nur wenig Wiesenland vorhanden, 
wohl aber findet sich ein Strauch in Fülle, der sich 
besonders als Schaf= und Ziegenfutter eignet. Weiter 
nördlich werden Boden und Weide wieder besser, und 
ohne Zweifel könnten sich nördlich von Omaruru 
Ansiedler niederlassen, allerdings würde ein geringes 
Kapital zur Herstellung von Bewisserungsanlagen 
erforderlich sein; wahrscheinlich würden sich Angora- 
ziegen und Merinoschafe hier züchten lassen. Tabak 
könnte gebaut werden, und Mais, Weizen und Roggen 
würden überall gedeihen, wo Wasser zu finden ist; 
andere Felder würden sich zu Baumwollenplantagen 
eignen. " 
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Landwirthschaft wird hier bis jetzt nicht getrieben, 
die Eingeborenen sind ausschließlich ein Hirtenvolk. 
Das südliche Thal, welches am Fuße des zu der 
ausgedehnten Kette Otyorukaku-Gebirges gehörigen 
Berges Auwep liegt, ist eins der fruchtbarsten in 
der Gegend. Ein Bach springt aus dem Kalkstein, 
und mit Hülfe von Bewässerungsanlagen ist ein sehr 
gelungener Kulturversuch gemacht worden. 
Zwei Serten Tabak, der gewöhnliche breit- 
blättrige, und eine Art Buschmanntabak, Kürbisse 
und Wassermelonen werden gezogen. 
In dem südlich am Fuße des Waterberges be- 
legenen Otyozondyupa, dem Sitze des Häuptlings 
Kamabazembe, gedeiht infolge mehrerer Gewässer 
vorzügliches Gras in Menge. 
Missionar Eich von der Rheinischen Missions- 
gesellichaft, der hier wohnt, besitzt einen größeren 
Garten, dessen reicher schwarzer Torfboren haupt- 
sächlich aus vegetabilischer „Zersetzung hervorgegangen 
ist. Ein schöner Wasserlauf fließt durch die an- 
gebaute Fläche, auf der allerlei Gemüse und einige 
Getreidearten gedeihen.“ 
Missionar Judt. 
Der Missionar Judt, der sich mit der Frage 
der Besiedlungsfähigkeit des Landes besonders ein- 
gehend beschäftigt und in Hoachanas einen Muster- 
garten angelegt hat, äußert sich folgendermaßen: 
„Das Schutzgebiet ist besser als sein Ruf. An 
sehr vielen Stellen wird man Ackerbau treiben können; 
die Wasserarmuth des Lanres ist nicht so schlimm, 
als man gemeinhin annimmt. Mit einer einfachen 
Schaufel ließen sich an vielen Mätzen Dämme an- 
legen, wodurch genügendes Wasser für Wirthschafts- 
zwecke sowie zum Berieseln von Gartenanlagen ge- 
wonnen werden könnte. Da, wo Wasser zum Be- 
rieseln oder der Regenfall ausreichend ist, ist der 
Boden außerordentlich ergiebig. Die Besiedelung 
mit Europäern hat in vielen Theilen des Schutz- 
gebietes eine ebenso gute Aussicht wie in manchen 
Laudstrichen Australiens oder Transvaals." 
Bergbau. 
Von technisch-nutzbaren Materialien, welche für 
eine bergmännische Ausbeutung in Betracht kommen, 
sind im südwestafrikanischen Schutzgebiete bis jetzt 
Gold und Kupfer gefunden worden. Das Vorkommen 
von Wolframit, Wismuth, Topas, Rubin, Granat 
und Beryll ist als mineralogische Merkwürdigkeit von 
Interesse. 
Gold. 
Das Gold kommt auf seiner natürlichen Ab- 
lagerung im festen Gestein vor und wird vielfach 
in Nestern vorgefunden, die nach der Tiefe zu bisher 
nicht ausgehallen haben. Die bisherigen Funde sind 
zum Theil räumlich zu begrenzt, als daß sie die 
hroßen Aufwendungen rechtfertigen könnten, welche 
die Einrichtung eines Bergwerks und der dazu ge- 
hörigen Aufbereitungsanstalten erfordern.
	        
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