Mit der Herstellung einer regelmäßigen direkten
Schiffsverbindung und mit der von verschiedenen
Unternehmungen in die Wege geleiteten Nutzbar-
machung und Besiedelung des Landes wird die Ein-
fuhr insbesondere aus Deutschland zweifellos ent-
sprechend steigen.
Das Schutzgebiet wird ein verhältnißmäßig nicht
gerade bedeutendes aber immerhin gesichertes Absatz-
gebiet für deutsche Waaren werden.
Ausfuhr.
Der Hauptausfuhrartikel, lebendes Vieh, läßt sich
weder der Zahl noch dem Werthe nach genau an-
geben. Nimmt man an, daß im letzten Jahre an-
nähernd 6000 Stück Rindvieh zu je 100 Mk. und
10 000 Stück Kleinvieh zu je 10 Mk. auf dem
Landwege nach der Kapkolonie und Transvaal aus-
geführt worden sind, so stellt sich einschließlich der 500
nach dem Kongo verschifften Rinder der Werth der
Viehausfuhr auf 750 000 Mk.
Die übrigen Exportartikel von Bedentung, Ochsen-
häute, Ziegen= und Schaffelle, Gummi arabicum,
Straußenfedern, Elfenbein, Wolle, sind theilweise über
Walfischbai und Lüderitzbucht, theilweise über Land
ausgeführt worden. Ihr Werth kann auf 300000 Mk
geschätzt werden, so daß der Werth der Gesammt-
ausfuhr des letzten Jahres sich auf
1.050 000 Mk. belaufen mag.
Die wachsende Ansiedelung von europäischen Vieh-
und insbesondere Wollschafzüchtern wird selbstverständ-
lich eine stetige Steigerung der Ausfuhr von lebendem
Vieh, Wolle und Häuten zur Folge haben.
Verkehrsmittel im Innern.
Ochsenwagen, Pferd, Kameel.
Der Verkehr im Inneru vollzieht sich auf aus-
gefahrenen Wegen, für deren Instandsetzung und
Unterhaltung bisher nur wenig geschehen konnte.
it der Zeit werden die zu Zwangsarbeit ver-
urtheilten Eingeborenen nach dieser Richtung hin
nützich beschäftigt werden können. Der Ochsenwagen,
der gewöhnlich von 14 bis 18 Ochsen gezogen
und mit einer Fracht bis zu 6000 Pfund beladen
wird, ist noch immer das relativ bequemste Mittel
zur Beförderung von Gütern. Wenn er auch in
dieser Beziehung den in tropischen Gegenden Afrikas
üblichen eingeborenen Trägern vorzuziehen ist, so
bleibt er doch ein außerordentlich langsames und kost-
spieliges Beförderungsmittel. Beispielsweise beträgt
die Fracht für einen Zentner von Walfischbai nach
Windhoek durchschnittlich 15 Mk. und ist zeitweilig
bis auf 20 Mk. gestiegen, während die Fahrt ge-
wöhnlich zwei Wochen dauert. Karren mit Pferden
oder Mauleseln bespannt sind bis jetzt nur vereinzelt
zur Personenbeförderung benutzt worden. Das Kameel,
dessen Einführung versucht worden ist, eignet sich
nicht so sehr zum Massentransport von Gütern, als zur
schnellen Beförderung kleinerer Quantitäten durch
besonders wasserarme Strecken. Das Thier erfordert
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auch eine sorgsame Behandlung, an die sich das ein-
geborene Dienstpersonal des Schutzgebietes bis jetzt
noch nicht gewöhnen läßt.
Eisenbahn.
Erwägt man, daß der Werth des Schutzgebietes
vor Allem il seinem Hinterlande beruht, so ist es
einleuchtend, von welcher Bedeutung für die weitere
Entwickelung des Landes die Herstellung einer Bahn-
verbindung zwischen der Küste und dem Jnneren
sein würde. Die South West Aftica Company
und das Kharaskhoma-Syndikat haben im abgelaufenen
Jahre Vorarbeiten zur Trazirung einer Eisenbahn-
linie von Swakopmund und von Lüderitzbucht nach
dem Inneren ausführen lassen.
Schiffsverbindung.
Es bestand bisher keine direkte Schiffsverbindung
zwischen dem Schutzgebiete und dem Mutterlande,
der Verkehr mußte über England und Kapstadt
gehen. Die Verbindung zwischen diesem Hafen und
Walfischbai wurde durch einen gewöhnlich jeden
Monat fahrenden kleinen Küstendampfer unterhalten,
dessen Fahrten zudem mehr oder weniger von der
vorhandenen Fracht und dem Personenverkehr ab-
hingen, so daß auf eine feste Abfahrts= und Ankunfts-
zeit nicht zu rechnen war.
Den Bemühungen der deutschen Kolonialgesell=
schaft und ihres Vorsitzenden, des Fürsten zu Hohen-
lohe-Langenburg, ist es zu verdanken, daß eine
Aenderung dieses unerfreulichen Zustandes in die
Wege geleitet worden ist. Nachdem die Gesellschaft
zunächst einige gelegentliche Dampfer direkt von
Hamburg nach Walfischb ai bezw. der Swakop-
mündung hat fahren lassen, hat sie jetzt die Absicht,
eine regelmäßige direkte Schiffsverbindung in der
Weise einzurichten, daß mindestens drei Dampfer im
Jahre in bestimmten Zwischenräumen nach der
Swakopmündung fahren. Von anderer Seite ist die
Anschaffung eines Segelkutters ins Auge gefaßt
worden, um im Anschluß an diese Fahrten eine
Verbindung zwischen Swakopmund und Lüderitzbucht
zu schaffen. Der Kolonialgesellschaft ist die amtliche
Unterstützung dieses Unternehmens zugesagt. Rament-
lich ist ihr zugesichert worden, daß alle für die Ver-
waltung und die Truppe des Schutzgebietes be-
stimmten Frachten und Passagiere der von ihr
einzurichtenden Schiffsgelegenheit zugewiesen werden
würden, wobei thunlich darauf Bedacht genommen
werden solle, die Aussendung von Bedarfsgegenständen
auf die einzelnen Schiffsgelegenheiten gleichmäßig zu
vertheilen.
Landungsstelle an der Swakopmündung.
Seitdem eine Schutztruppe in Südwestafrika be-
steht und Mannschaften sowie Munition des Oefteren
über Walfischbai hinausgesandt werden mußten, hat
sich die Unbequemlichkeit, daß dieser bisher einzige
Eingangshafen zu dem nördlichen Theile des Schutz-