gebietes englisch ist, besonders fühlbar gemacht. Die
Bemühungen der Verwaltung, einen geeigneten Lan-
dungsplatz auf deutschem Gebiete ausfindig zu
machen, sind daher mit erneutem Eifer wieder auf-
genommen worden und haben, dank der Mitwir-
kung der Kaiserlichen Marine, zu einem nach ver-
schiedenen Richtungen hin erfreulichem Ergebniß ge-
führt. Nachdem S. M. Kanonenboot „Hyäne“ im
vergangenen Jahre an einer nur einige Hundert
Meter nördlich der Swakopmündung gelegenen
Stelle gelandet war und die beste Einfahrt durch
Baken gekennzeichnet hatte, hat S. M. Kreuzer
„Falke“ im Januar d. Is. mit Hülfe eines mit
geübten Krunegern bemannten Brandungsboots die
dortigen Landungsverhältnisse einer gründlichen Unter-
suchung unterzogen. Der Ankergrund wurde für gut
befunden und, trotzdem die See zu dieser Zeit ge-
rade unruhig war und eine hohe Dünung stand,
konnte eine Landung mit dem Brandungsboot leicht
bewerkstelligt werden. Nach dem Urtheile des Kom-
mandanten des Kriegsschiffs ist die durch die Natur
geschaffene Landungsstelle vollständig genügend und
vorläufig allen Anforderungen entsprechend, um einen
Ausbau der Landungsstelle zu rechtfertigen, besonders
wenn man berücksichtige, daß Trinkwasser stets zu
haben ist, die Verkehrswege nach dem Hinterlande
gut sind und Futterplätze für das Vieh in genügender
Zahl gefunden werden. Der Vormann der schwarzen
Bootsbesatzung, die von Monrovia aus mitgenommen
worden war, ein Mann, der schon viele Jahre an
der Guineaküste als Bootssteuerer auf Dampfern
Dienst gethan hatte, erwiderte dem Kommandanten
auf dessen Frage, was er von dieser Landungsstelle
hielte, daß es an der vorgenannten Küste, soweit er
sie kenne, keinen so günstigen Landungsplatz gebe.
Die Kruneger Monrovias, die als Bootsbesatzung
am Swakoyp stationirt werden sollten, wurden, da sie
an tropische Hitze gewöhnt, die dortige verhältniß-
mäßig kalte Witterung nicht gut vertragen konnten,
später durch 11 deutsche Matrosen der Schutztruppe
abgelöst, die dort zugleich Polizei= und Signaldienste
versehen.
Bevor die endgültige Anlage einer Station in
Swakopmund und die Entsendung eines Wasserbau-
technikers zur Herstellung von Landungsvorrichtungen
in die Wege geleitet wurden, hielt es die Regierung
für nützlich, einen praktischen Versuch mit der
Löschung eines größeren Schiffes zu veranlassen.
Dies schien um so mehr geboten, als bekannt ge-
worden war, daß infolge eines außergewöhnlich starken
Abkommens des Swakopflusses die Tiefenverhältnisse
durch Sandanschwemmungen eine Veränderung er-
litten hätten. Der Truppentransportdampfer „Marie
Woermann“ hat daraufhin Ende August d. Is.
innerhalb 25 Arbeitsstunden, abgesehen von der
Landung von 135 Passagieren, 100 Tonnen Fracht
und Zuchtvieh ohne Schwierigkeit gelöscht. Hiermit
ist der sichere Beweis erbracht worden, daß Swakop-=
mund ein brauchbarer Anker= und Landungsplatz
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ist. Was die Verbindung mit dem Innern anlangt,
so sind die Wasser-, Futter= und vor Allem die
Wegeverhältnisse bei Weitem günstiger als in Wal-
fischbai. Die Führer von Ochsenwagen-Transporten
werden es im Interesse ihrer Zugochsen mit Dank
begrüßen, wenn Swakopmund der Haupteinfuhrhafen
im nördlichen Theile des Schutzgebietes wird. Bei
dem etwaigen Bau einer Eisenbahn von der Küste
nach dem mittleren Theil des Landes kommt nur
dieser Ort als Ausgangspunkt ernstlich in Betracht,
einerseits weil er nördlich vom Swakopfluß liegt
und andererseits hier kein breiter und unwegsamer
Sanddünengürtel wie in Walfischbai zu passiren ist,
sondern das Terrain vom Strande ab eben und
hart ist.
Bevölkerung.
Eingeborene.
Von den eingeborenen Stämmen Südwestafrikas
sind die Hereros und die in der deutschen Interessen-
sphäre wohnenden Ovambos der Zahl nach am
stärksten. Die Angehörigen des Bastard= und der
einzelnen Hottentottenstämme sind weniger zahlreich,
während sich Bergdamaras und Buschleute vereinzelt
in gewissen Landstrichen aufhalten. Das Schutz-
gebiet ist von Eingeborenen so schwach bevölkert, daß
kaum ein Fünfzehntel des Landes von ihnen that-
sächlich bewohnt wird. Da indessen die einheimischen
Stämme von jeher mehr oder weniger ein Nomaden-
leben geführt haben, so giebt es keine Gegend, die
nicht der eine oder andere zeiltweilig besessen hat
und auf die er aus diesem Grunde Anspruch erhebt.
Die Fehden unter den Eingeborenen sind gewöhnlich
auch auf derartige Grenzstreitigkeiten zurückzuführen.
Die einheimische Bevölkerung lebt wesentlich von der
Viehzucht; Ackerbau wird nur von Wenigen betrieben.
Die Buschleute und Bergdamaras ernähren sich von
der Jagd und wild wachsenden Früchten; die Berg-
damaras sind auch geneigt, gegen einen geringen
Lohn in den Dienst von Europäern zu treten, und
lassen sich zu brauchbaren Arbeitern heranziehen.
Europäer.
In der enropäischen Bevölkerung ist ein sietiger
Zuwachs durch Zuzug von Ansiedlern aus Deutsch-
land und Südafrika zu verzeichnen. Die Zahl der
gegenwärtig im Schutzgebiete befindlichen Europäer
einschließlich der sieben Regierungsbeamten sowie der
310 Mann starken Schutztruppe beläuft sich auf
annähernd 1150. Ein großer Theil der Einwan-
derer hat sich im Bezirke Windhoek niedergelassen,
wo ihnen der nöthige Schutz gegen Gewaltthätig-
keiten der Eingeborenen gewährt werden konnte.
In Groß-Windhoek, dem Sitze der Verwaltung,
ist eine starke Nachfrage nach Baustellen eingetreten,
so daß einzelne Grundstücke zu verhältnißmäßig hohen
Meisen verkauft werden konnten. Abgesehen von
verschiedenen Privatbauten, sind im Laufe des Jahres
seitens der Verwaltung folgende Gebäude dort fertig