Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

gebietes englisch ist, besonders fühlbar gemacht. Die 
Bemühungen der Verwaltung, einen geeigneten Lan- 
dungsplatz auf deutschem Gebiete ausfindig zu 
machen, sind daher mit erneutem Eifer wieder auf- 
genommen worden und haben, dank der Mitwir- 
kung der Kaiserlichen Marine, zu einem nach ver- 
schiedenen Richtungen hin erfreulichem Ergebniß ge- 
führt. Nachdem S. M. Kanonenboot „Hyäne“ im 
vergangenen Jahre an einer nur einige Hundert 
Meter nördlich der Swakopmündung gelegenen 
Stelle gelandet war und die beste Einfahrt durch 
Baken gekennzeichnet hatte, hat S. M. Kreuzer 
„Falke“ im Januar d. Is. mit Hülfe eines mit 
geübten Krunegern bemannten Brandungsboots die 
dortigen Landungsverhältnisse einer gründlichen Unter- 
suchung unterzogen. Der Ankergrund wurde für gut 
befunden und, trotzdem die See zu dieser Zeit ge- 
rade unruhig war und eine hohe Dünung stand, 
konnte eine Landung mit dem Brandungsboot leicht 
bewerkstelligt werden. Nach dem Urtheile des Kom- 
mandanten des Kriegsschiffs ist die durch die Natur 
geschaffene Landungsstelle vollständig genügend und 
vorläufig allen Anforderungen entsprechend, um einen 
Ausbau der Landungsstelle zu rechtfertigen, besonders 
wenn man berücksichtige, daß Trinkwasser stets zu 
haben ist, die Verkehrswege nach dem Hinterlande 
gut sind und Futterplätze für das Vieh in genügender 
Zahl gefunden werden. Der Vormann der schwarzen 
Bootsbesatzung, die von Monrovia aus mitgenommen 
worden war, ein Mann, der schon viele Jahre an 
der Guineaküste als Bootssteuerer auf Dampfern 
Dienst gethan hatte, erwiderte dem Kommandanten 
auf dessen Frage, was er von dieser Landungsstelle 
hielte, daß es an der vorgenannten Küste, soweit er 
sie kenne, keinen so günstigen Landungsplatz gebe. 
Die Kruneger Monrovias, die als Bootsbesatzung 
am Swakoyp stationirt werden sollten, wurden, da sie 
an tropische Hitze gewöhnt, die dortige verhältniß- 
mäßig kalte Witterung nicht gut vertragen konnten, 
später durch 11 deutsche Matrosen der Schutztruppe 
abgelöst, die dort zugleich Polizei= und Signaldienste 
versehen. 
Bevor die endgültige Anlage einer Station in 
Swakopmund und die Entsendung eines Wasserbau- 
technikers zur Herstellung von Landungsvorrichtungen 
in die Wege geleitet wurden, hielt es die Regierung 
für nützlich, einen praktischen Versuch mit der 
Löschung eines größeren Schiffes zu veranlassen. 
Dies schien um so mehr geboten, als bekannt ge- 
worden war, daß infolge eines außergewöhnlich starken 
Abkommens des Swakopflusses die Tiefenverhältnisse 
durch Sandanschwemmungen eine Veränderung er- 
litten hätten. Der Truppentransportdampfer „Marie 
Woermann“ hat daraufhin Ende August d. Is. 
innerhalb 25 Arbeitsstunden, abgesehen von der 
Landung von 135 Passagieren, 100 Tonnen Fracht 
und Zuchtvieh ohne Schwierigkeit gelöscht. Hiermit 
ist der sichere Beweis erbracht worden, daß Swakop-= 
mund ein brauchbarer Anker= und Landungsplatz 
25 
  
ist. Was die Verbindung mit dem Innern anlangt, 
so sind die Wasser-, Futter= und vor Allem die 
Wegeverhältnisse bei Weitem günstiger als in Wal- 
fischbai. Die Führer von Ochsenwagen-Transporten 
werden es im Interesse ihrer Zugochsen mit Dank 
begrüßen, wenn Swakopmund der Haupteinfuhrhafen 
im nördlichen Theile des Schutzgebietes wird. Bei 
dem etwaigen Bau einer Eisenbahn von der Küste 
nach dem mittleren Theil des Landes kommt nur 
dieser Ort als Ausgangspunkt ernstlich in Betracht, 
einerseits weil er nördlich vom Swakopfluß liegt 
und andererseits hier kein breiter und unwegsamer 
Sanddünengürtel wie in Walfischbai zu passiren ist, 
sondern das Terrain vom Strande ab eben und 
hart ist. 
Bevölkerung. 
Eingeborene. 
Von den eingeborenen Stämmen Südwestafrikas 
sind die Hereros und die in der deutschen Interessen- 
sphäre wohnenden Ovambos der Zahl nach am 
stärksten. Die Angehörigen des Bastard= und der 
einzelnen Hottentottenstämme sind weniger zahlreich, 
während sich Bergdamaras und Buschleute vereinzelt 
in gewissen Landstrichen aufhalten. Das Schutz- 
gebiet ist von Eingeborenen so schwach bevölkert, daß 
kaum ein Fünfzehntel des Landes von ihnen that- 
sächlich bewohnt wird. Da indessen die einheimischen 
Stämme von jeher mehr oder weniger ein Nomaden- 
leben geführt haben, so giebt es keine Gegend, die 
nicht der eine oder andere zeiltweilig besessen hat 
und auf die er aus diesem Grunde Anspruch erhebt. 
Die Fehden unter den Eingeborenen sind gewöhnlich 
auch auf derartige Grenzstreitigkeiten zurückzuführen. 
Die einheimische Bevölkerung lebt wesentlich von der 
Viehzucht; Ackerbau wird nur von Wenigen betrieben. 
Die Buschleute und Bergdamaras ernähren sich von 
der Jagd und wild wachsenden Früchten; die Berg- 
damaras sind auch geneigt, gegen einen geringen 
Lohn in den Dienst von Europäern zu treten, und 
lassen sich zu brauchbaren Arbeitern heranziehen. 
Europäer. 
In der enropäischen Bevölkerung ist ein sietiger 
Zuwachs durch Zuzug von Ansiedlern aus Deutsch- 
land und Südafrika zu verzeichnen. Die Zahl der 
gegenwärtig im Schutzgebiete befindlichen Europäer 
einschließlich der sieben Regierungsbeamten sowie der 
310 Mann starken Schutztruppe beläuft sich auf 
annähernd 1150. Ein großer Theil der Einwan- 
derer hat sich im Bezirke Windhoek niedergelassen, 
wo ihnen der nöthige Schutz gegen Gewaltthätig- 
keiten der Eingeborenen gewährt werden konnte. 
In Groß-Windhoek, dem Sitze der Verwaltung, 
ist eine starke Nachfrage nach Baustellen eingetreten, 
so daß einzelne Grundstücke zu verhältnißmäßig hohen 
Meisen verkauft werden konnten. Abgesehen von 
verschiedenen Privatbauten, sind im Laufe des Jahres 
seitens der Verwaltung folgende Gebäude dort fertig
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.