Zeit jahraus jahrein eine zu ihrem Fortkommen ge-
nügende Zahl Rinder und Kleinvieh verkaufen zu
können. Die Absatzverhältnisse lassen gegenwärtig
nichts zu wünschen übrig, da, abgesehen von dem
Bedarf im Lande, Händler Rindvieh zur Ausfuhr
nach den südafrikanischen Märkten ankaufen. Das
Syndikat ist auf Verbesserung der einheimischen
Rinder= und Schafrassen durch Einführung guter
Zuchtthiere aus Deutschland bedacht gewesen. Die
von den Kolonisten mit Erfolg gezogenen Garten-
produkte dienen wesentlich zum eigenen Unterhalt;
der überschüssige Theil konnte ebenso wie Milch und
Butter verkauft werden. Einen Nebenverdienst ver-
schaffen sich einige Kolonisten dadurch, daß sie die
Beförderung von Gütern von der Küste nach dem
Innern übernehmen.
Zwölf deutsche Ansiedler, darunter verschiedene
tüchtige Landwirthe, haben Einzelfarmen käuflich er-
worben, die sie sich in dem vorerwähnten Bezirke
auswählen werden. .
Das Syndikat hat ferner das Bestreben gehabt,
auch deutsche Kolonisten aus Südafrika zu gewinnen.
Graf Joachim Pfeil, der zu diesem Zwecke nach
Südafrika entsandt wurde, hat nur wenige Süd-
afrikaner gefunden, die geneigt waren, Heimstätten
zu erwerben. Dagegen hatte eine größere Zahl Lust,
in den Besitz von Einzelfarmen zu gelangen. Aus-
wanderungslustige Buren, mit denen Graf Pfeil
ebenfalls in Unterhandlungen getreten war, schickten
eine Kommission nach Windhoek zur Besichtigung
der Siedelungsländereien. Die Buren, denen das
Land gefiel, erklärten sich bereit, sofort überzusiedeln
und Farmen anzukaufen. Der siellvertretende Kom-
missar, Major v. Frangois, hatte indessen gegen
eine Burenniederlassung im Bezirk von Windhoek
Bedenken. Einerseits legte er Werth darauf, diesen
Gebietstheil für die Besiedelung durch Deutsche zu
reserviren, und andererseits befürchtete er eine weitere
Beunruhigung der einheimischen Bevölkerung durch
einen größeren Zuzug von Buren.
Das Syndikat hat die Ansiedelung der entlassenen
Mannschaften der Schutztruppe dadurch gefördert, daß
es zur Gewährung kleiner verzinslicher Darlehen an
diejelben einen Betrag von 10 000 Mk. zur Ver-
fügung gestellt hat.
Die Syndikatsmitglietder, welche die Bildung
einer Siedelungsgesellschaft in die Wege geleitet
haben, wünschen das ihnen überwiesene Gebiet er-
weitert zu sehen. Zur Zeit sind Unterhandlungen
über die Bedingungen eingeleitet, unter welchen die
Ausdehnung des Unternehmens in einer Weise ge-
währt werden kann, daß darauf hin die endgültige
Konstituirung der Siedelungsgesellschaft und die Auf-
bringung der nöthigen Kapitalien zu erwarten steht.
South West Africa Company.
Die South West Alrica Company hat in Er-
füllung der ihr durch die Damaraland-Konzession
auferlegten Verpflichtung zwei Expeditionen nach dem
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Schutzgebiet entsandt, die eine, um die Vorarbeiten
zum Bau einer Bahn von der Küste nach der Otavi-
gegend auszuführen, die andere, um die mineralischen
Hülfsquellen ihres Konzessionsgebietes zu untersuchen.
Die Expeditionen, die im Ganzen aus 2 Eisenbahn-,
2 Bergingenieuren und 15 Bergleuten bestand, fuhr
direkt nach Walfischbai, wo sie am 20. Oktober v. Is.
eintrafen. Von hier begaben sie sich über Omarurn
nach Otavi.
Die Eisenbahn-Expedition ist nach Vollendung
ihrer Aufgabe im April d. Is. zurückgekehrt. Ihr
Leiter, der Eisenbahningenieur Mr. Angus, hat
seine Aufnahmen ausgearbeitet und sich im All-
gemeinen über das Bahnprojekt günstig ausgesprochen.
Hiernach bietet die Herstellung der Bahn auf der
von ihm tracirten Strecke keine besonderen technischen
Schwierigkeiten, insbesondere stehen dem Bau wesent-
liche Terrainhindernisse nicht entgegen. Die Bahn
würde von der Landungsstelle am Swakopmund aus-
gehen und eine nordöstliche Richtung einschlagen, bei
Kuabib den Khanfluß und bei Omaruru den Oma-
rurufluß überschreiten und sich westlich vom Water-
berg nach Otavi erstrecken. Sie wird eine Länge
von etwa 500 km haben. Bei einer Spurweite von
3° Fuß 6 Zoll engl., wie sie bei den Eisenbahnen
in Südafrika üblich ist, würden sich die Kosten auf
etwa 3000 KP die englische Meile belaufen. Auch
über die Möglichkeit von Hafenanlagen in Swakop-
mund äußert sich Mr. Angus günstig; eine 200 bis
300 m in die See reichende Landungsbrücke könne
ohne Schwierigkeiten dauerhaft hergestellt werden.
Ueber die Thätigkeit und Ergebnisse der berg-
männischen Expedition berichtet die South West
Alrica Company Nachstehendes:
„Die Aufgabe der Expedition bildete die Er-
sforschung der Erzlager im Otavigebiet. Der Leiter
des Unternehmens ist Mr. Matthew Rogers, der
eine reiche Erfahrung als Bergingenieur besitzt. Die
Otavi-Gruben wurden als Ausgangsstation genommen,
von hier aus hat Mr. Rogers verschiedene Plätze
bereist, von denen einige 5 bis 6 Tage entfernt
liegen. Das untersuchte Gebiet dehnte sich nach
Nordwesten und Südosten in einer Breite von 50
bis 70 engl. Meilen aus; nach den Beobachtungen
Mr. Rogers 'ist in der Steiuschicht der Otavi-Lager
Kalkstein, der sich über Schiefer breitet, vorherrschend,
hier und da kommen jedoch Sandstein, Schiefer und
Granit an die Oberfläche. Gold oder goldhaltiges
Gestein ist bis jent in der angegebenen Zone nicht
hefunden worden. Dies kann jedoch nicht überraschen,
da sich die Untersuchung hauptsächlich auf Kalkstein
beschränkt hat und nicht auf die älteren Formationen
ausgedehnt worden ist. Die bisher angetroffenen
Kupfer= und Bleierzlager sind häufig mit werth-
vollen Silbermengen vermischt. Die Anlagen der
Eingeborenen, in denen sie in primitiver Weise
Kupfererze gefördert haben, bestehen nur aus flachen
Gruben.