Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Zeit jahraus jahrein eine zu ihrem Fortkommen ge- 
nügende Zahl Rinder und Kleinvieh verkaufen zu 
können. Die Absatzverhältnisse lassen gegenwärtig 
nichts zu wünschen übrig, da, abgesehen von dem 
Bedarf im Lande, Händler Rindvieh zur Ausfuhr 
nach den südafrikanischen Märkten ankaufen. Das 
Syndikat ist auf Verbesserung der einheimischen 
Rinder= und Schafrassen durch Einführung guter 
Zuchtthiere aus Deutschland bedacht gewesen. Die 
von den Kolonisten mit Erfolg gezogenen Garten- 
produkte dienen wesentlich zum eigenen Unterhalt; 
der überschüssige Theil konnte ebenso wie Milch und 
Butter verkauft werden. Einen Nebenverdienst ver- 
schaffen sich einige Kolonisten dadurch, daß sie die 
Beförderung von Gütern von der Küste nach dem 
Innern übernehmen. 
Zwölf deutsche Ansiedler, darunter verschiedene 
tüchtige Landwirthe, haben Einzelfarmen käuflich er- 
worben, die sie sich in dem vorerwähnten Bezirke 
auswählen werden. . 
Das Syndikat hat ferner das Bestreben gehabt, 
auch deutsche Kolonisten aus Südafrika zu gewinnen. 
Graf Joachim Pfeil, der zu diesem Zwecke nach 
Südafrika entsandt wurde, hat nur wenige Süd- 
afrikaner gefunden, die geneigt waren, Heimstätten 
zu erwerben. Dagegen hatte eine größere Zahl Lust, 
in den Besitz von Einzelfarmen zu gelangen. Aus- 
wanderungslustige Buren, mit denen Graf Pfeil 
ebenfalls in Unterhandlungen getreten war, schickten 
eine Kommission nach Windhoek zur Besichtigung 
der Siedelungsländereien. Die Buren, denen das 
Land gefiel, erklärten sich bereit, sofort überzusiedeln 
und Farmen anzukaufen. Der siellvertretende Kom- 
missar, Major v. Frangois, hatte indessen gegen 
eine Burenniederlassung im Bezirk von Windhoek 
Bedenken. Einerseits legte er Werth darauf, diesen 
Gebietstheil für die Besiedelung durch Deutsche zu 
reserviren, und andererseits befürchtete er eine weitere 
Beunruhigung der einheimischen Bevölkerung durch 
einen größeren Zuzug von Buren. 
Das Syndikat hat die Ansiedelung der entlassenen 
Mannschaften der Schutztruppe dadurch gefördert, daß 
es zur Gewährung kleiner verzinslicher Darlehen an 
diejelben einen Betrag von 10 000 Mk. zur Ver- 
fügung gestellt hat. 
Die Syndikatsmitglietder, welche die Bildung 
einer Siedelungsgesellschaft in die Wege geleitet 
haben, wünschen das ihnen überwiesene Gebiet er- 
weitert zu sehen. Zur Zeit sind Unterhandlungen 
über die Bedingungen eingeleitet, unter welchen die 
Ausdehnung des Unternehmens in einer Weise ge- 
währt werden kann, daß darauf hin die endgültige 
Konstituirung der Siedelungsgesellschaft und die Auf- 
bringung der nöthigen Kapitalien zu erwarten steht. 
South West Africa Company. 
Die South West Alrica Company hat in Er- 
füllung der ihr durch die Damaraland-Konzession 
auferlegten Verpflichtung zwei Expeditionen nach dem 
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Schutzgebiet entsandt, die eine, um die Vorarbeiten 
zum Bau einer Bahn von der Küste nach der Otavi- 
gegend auszuführen, die andere, um die mineralischen 
Hülfsquellen ihres Konzessionsgebietes zu untersuchen. 
Die Expeditionen, die im Ganzen aus 2 Eisenbahn-, 
2 Bergingenieuren und 15 Bergleuten bestand, fuhr 
direkt nach Walfischbai, wo sie am 20. Oktober v. Is. 
eintrafen. Von hier begaben sie sich über Omarurn 
nach Otavi. 
Die Eisenbahn-Expedition ist nach Vollendung 
ihrer Aufgabe im April d. Is. zurückgekehrt. Ihr 
Leiter, der Eisenbahningenieur Mr. Angus, hat 
seine Aufnahmen ausgearbeitet und sich im All- 
gemeinen über das Bahnprojekt günstig ausgesprochen. 
Hiernach bietet die Herstellung der Bahn auf der 
von ihm tracirten Strecke keine besonderen technischen 
Schwierigkeiten, insbesondere stehen dem Bau wesent- 
liche Terrainhindernisse nicht entgegen. Die Bahn 
würde von der Landungsstelle am Swakopmund aus- 
gehen und eine nordöstliche Richtung einschlagen, bei 
Kuabib den Khanfluß und bei Omaruru den Oma- 
rurufluß überschreiten und sich westlich vom Water- 
berg nach Otavi erstrecken. Sie wird eine Länge 
von etwa 500 km haben. Bei einer Spurweite von 
3° Fuß 6 Zoll engl., wie sie bei den Eisenbahnen 
in Südafrika üblich ist, würden sich die Kosten auf 
etwa 3000 KP die englische Meile belaufen. Auch 
über die Möglichkeit von Hafenanlagen in Swakop- 
mund äußert sich Mr. Angus günstig; eine 200 bis 
300 m in die See reichende Landungsbrücke könne 
ohne Schwierigkeiten dauerhaft hergestellt werden. 
Ueber die Thätigkeit und Ergebnisse der berg- 
männischen Expedition berichtet die South West 
Alrica Company Nachstehendes: 
„Die Aufgabe der Expedition bildete die Er- 
sforschung der Erzlager im Otavigebiet. Der Leiter 
des Unternehmens ist Mr. Matthew Rogers, der 
eine reiche Erfahrung als Bergingenieur besitzt. Die 
Otavi-Gruben wurden als Ausgangsstation genommen, 
von hier aus hat Mr. Rogers verschiedene Plätze 
bereist, von denen einige 5 bis 6 Tage entfernt 
liegen. Das untersuchte Gebiet dehnte sich nach 
Nordwesten und Südosten in einer Breite von 50 
bis 70 engl. Meilen aus; nach den Beobachtungen 
Mr. Rogers 'ist in der Steiuschicht der Otavi-Lager 
Kalkstein, der sich über Schiefer breitet, vorherrschend, 
hier und da kommen jedoch Sandstein, Schiefer und 
Granit an die Oberfläche. Gold oder goldhaltiges 
Gestein ist bis jent in der angegebenen Zone nicht 
hefunden worden. Dies kann jedoch nicht überraschen, 
da sich die Untersuchung hauptsächlich auf Kalkstein 
beschränkt hat und nicht auf die älteren Formationen 
ausgedehnt worden ist. Die bisher angetroffenen 
Kupfer= und Bleierzlager sind häufig mit werth- 
vollen Silbermengen vermischt. Die Anlagen der 
Eingeborenen, in denen sie in primitiver Weise 
Kupfererze gefördert haben, bestehen nur aus flachen 
Gruben.
	        
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