Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

führte Schlag den Erfolg hatte, den Nimbus der 
Unüberwindlichkeit, den Hendrik in den Augen der 
Eingeborenen besaß, gründlich zu zerstören und die 
wankelmüthigen Bastards endgültig auf unsere Seite 
herüberzuziehen, so blieb Witbooi, dem es leider 
geglückt war, mit einem Theile seiner Gefolgschaft zu 
entfliehen, fortgesetzt ein Gegner von nicht zu unter- 
schätzender Gewandtheit und Ausdauer und bildete nach 
wie vor eine schwere Gefahr für die Ruhe und Sicher- 
heit des Schutzgebietes. Er ist seitdem einem Ent- 
scheidungskampf auszuweichen bestrebt gewesen; meh- 
rere kleinere Gefechte sind stets für die Truppe sieg- 
reich verlaufen und für Witbooi mit gröheren oder 
kleineren Verlusten verbunden gewesen. In der Ab- 
sicht, die völlige Niederwerfung des Aufstandes nach 
Kräften zu beschleunigen, hatte der Führer der Truppe 
alsbald nach der Erstürmung von Hornkranz eine 
weitere Verstärkung erbeten. Seinem Antrage ent- 
sprechend wurde im Juli d. Is. ein Verstärkungs- 
kommando, bestehend aus 4 Offizieren und 118 Mann, 
nach dem Schutzgebiete entfandt, welches gegen Ende 
August an der Swakopmündung eintraf. Es 
steht zu hoffen, daß es nunmehr bald gelingen wird, 
Hendrik Witbooi endgültig zu befeitigen, und daß 
Ruhe und Ordnung im Schutzgebiet soweit sicher- 
gestellt wird, daß auf eine Verringerung der Schutz- 
truppe ohne Gefährdung des öffentlichen Interesses 
Bedacht genommen werden kann. Diese Erwartung 
  
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theilt auch ein militärischer, mit den füdwestafrika- 
nischen Verhältnissen aus eigener Anschauung ver- 
trauter Sachverständiger, der sich über die weiteren 
Aufgaben der Truppe folgendermaßen äußert: 
„Aller Voraussicht nach wird die Truppe Anfang 
Oktober gegen Witbooi ausgezogen sein. Witbooi, 
der durch die vorangegangenen Kämpfe fehr ge- 
schwächt ist, wird jedenfalls ausweichen. Die Truppe 
wird dann wahrscheinlich Stationen in der Nähe 
von Hornkranz besetzen. Nachdem sie auf über 
300 Mann verstärkt worden ist, kann sie sich eher 
theilen, wie zu Beginn des Zuges. Im freien Felde 
werden jetzt 100 Mann überall genügen, um Wit- 
booi mit Aussicht auf Erfolg zu schlagen. Möglicher= 
weise werden noch mehrere Züge zur völligen Nieder- 
werfung Witboois nöthig sein. Ein Gegner, der 
dem ernsthaften Gefecht stets ausweicht, schnellere 
Beine hat als der Verfolger und überall Platz zum 
Ausweichen findet, läßt sich nicht mit einem Schlage 
niederwerfen. Daß auch Witbooi noch einige Male 
die Stationen und die Wege unsicher machen wird, 
ist wahrscheinlich. Zweifellos hat er Zuzüge von 
Mannschaften und heimliche Munitionszufuhren aus 
dem Süden erhalten. Auf viel Nachschub hat er 
aber nicht mehr zu rechnen. Seine endliche Nieder- 
werfung ist meiner Meinung nach nicht mehr fern 
und bloß die Frage einiger Monate.“
	        
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