Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Daß Kartoffeln hier gedeihen, ist schon früher 
festgestellt worden, nur waren dieselben sehr klein 
und wässerig. Der in diesem Jahre an einer an- 
deren Stelle ausgeführte Versuch scheiterte, da die 
Saatkartoffeln durch die Brandung naß geworden 
und insolge dessen sehr schnell weggefault waren. 
Jedoch soll dieser Versuch, ebenso wie die vorher- 
gehenden, noch einmal wiederholt werden. 
Um den Parkanlagen des Regierungsgebäudes 
einen guten Rasen zu geben, wurden Versuche mit 
europäischen Grassamen und einer indischen Grasart, 
die schon seit einigen Jahren auf Misahöhe angebaut 
wurde, gemacht. Der erstere ging gut auf, ließ dann 
aber in der Entwickelung nach, während die indischen 
von Misahöhe bezogenen und durch Theilung ver- 
mehrten Graspflanzen sehr gut gedeihen, so daß sich 
jetzt schon eine hübsche Rasennarbe gebildet hat. 
Von Blumen wurden ausgesäeet: - 
Reseda, ging gut auf, blieb dann aber zurück. 
Scabiosa major fl. pl. sehr gut. 
Goldlack gut. 
Tagetes patula nana fl. pl. blüht jetzt sehr gut. 
Alyssum Benthamy sehr gut und blüht sehr voll. 
Tropacolum majus ebenfalls gut und beginnt 
zu blühen. 
Zinnia elegans fl. pl., welche schon seit einigen 
Jahren hier im Garten steht, hat sich vollständig 
akklimatisirt. Man kann sagen, daß sich die Zinnia 
bier besser in der Blüthe entfaltet als in Deutsch- 
and. 
Ebenso üppig entwickeln sich: 
Diantheus chinensis fl. pl. und Helichrysum 
monstrosum fl. pl.; auch großblumige Sommer- 
Levkojen und Balsaminen lassen nichts zu wünschen 
übrig. 
Astern, Myosotis, Viola tricolor maxima, 
Verbenen könnten sich besser entwickeln. 
Immerhin zeigt diese Uebersicht, welche Ent- 
wickelungsfähigkeit auch für deutsche Pflanzen und 
* der Boden dieses deutschen Schuhgebietes 
esitzt. 
  
Von der Station Bĩsmarckburg. 
Von Lieutenant v. Doering sind neuerdings 
Berichte eingetroffen. Danach ist er, am 26. Juni 
von der Küste abmarschirend, über Wo, Game, Atak- 
pame, Akposso nach Bismarckburg gelangt, wo er 
am 14. August eintraf. Die Station befand sich in 
vortrefflicher Ordnung, da Herr Conradt sich der 
Instandhaltung der Gebäude, Felder und Garten- 
anlagen sowie der Vermehrung des Viehstandes mit 
großem Verständniß gewidmet hat. Herr Conradt 
hat ferner eine umfangreiche Insekten-Sammlung 
zusammengebracht und sich mit anthropologischen 
Messungen, dem Aufstellen eines Wörterbuches der 
Adelisprache und mit dem Sammeln von vielem 
ethnologischen Material beschäftigt. 
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In der Zeit vom 5. bis 31. Angust hat Lieute- 
nant v. Doering das Land Pessi bereist, von 
dort eine Wegeverbindung mit der Linie Klein- 
Popo—Atakpame — Bato —Bismarckburg hergestellt 
und ist dann durch das Anyangaland marschirt. 
Sein Routenaufnahmebuch beabsichtigte er mit nächster 
Gelegenheit einzusenden. Seine ausführlichen Be- 
richte werden im nächsten Heft der „Mittheilungen“ 
zur Veröffentlichung gelangen. 
  
Nach einem Berichte des Lehrers Köbele über 
den Erfolg des den farbigen Zollaufsehern ertheilten 
Unterrichts wird jetzt von ihm mit seinen Schülern 
in erster Linie deutsche Konversation getrieben, die 
sich auf das dem Zolldienste zunächst Liegende, 
Dampfer= und Poslverkehr, Zollabfertigung, Leben 
und Treiben im Hafen u. dergl. mehr bezieht. Die 
Farbigen sind lernbegierig und machen gute Fort- 
schritte. 
  
Deutsch-SZüdwelkafrika. 
EGefechte der Schutztruppe mit den Witboois. 
Nach einem Berichte des Majors v. Frangois 
haben Anfang Oktober neuerdings Scharmützel 
zwischen der Schutztruppe und Hendrik Witbooi statt- 
gefunden. Auf die Kunde, daß Witbooi auf dem 
Rothen Berge unweit von Hornkranz Stellung be- 
zogen habe, war die verstärkte Schutztruppe mit zwei 
Geschützen am 24. September von Windhoek auf- 
gebrochen und nach fünftägigem Marsche in Hornkranz 
eingetrosfen. Am 2. Oktober wurde die Stellung der 
Witboois angegriffen. Dieselben wichen einem offenen 
Kampfe aus und flüchteten von Fels zu Fels nach 
der etwa 400 Meter tiefer liegenden Thalsohle und 
suchten schließlich in schwer zugänglichen Schluchten 
Schutz, die durch die Geschüße nicht einzuschießen 
waren und nur unter unverhältnißmäßig großen 
Opfern auf Seiten der Truppe hätten erstürmt wer- 
den können. Major v. Frangois hielt es unter 
diesen Umständen für gerathen, zunächst dafür Sorge 
zu tragen, daß Witbooi jede Verbindung mit der 
Walfischbai und mit dem Süden nach Möglichkeit 
abgeschnitten werde. Zu diesem Zwecke beabsichtigte 
er einen Militärposten in Rooibank an der Straße 
nach Walfischbai zu stationiren, während die Ver- 
bindung mit dem Süden durch die Bastards, unter 
Mitwirkung der Namahäuptlinge, und durch eine Be- 
satzung in Gibeon verhindert werden sollte. All- 
monatlich soll ferner ein stärkeres Kommando unter 
Führung eines Offiziers nach der Tsoakhaubstation 
abgehen, dem sich die Wagen der Händler und an- 
derer Privatpersonen anzuschließen haben werden. Zur 
Sicherung des Weidefeldes von Rehoboth und Wind- 
hoek sind seit dem 6. Oktober Posten auf Gurumanas 
und auf Tsebris stationirt worden; eine stärkere be- 
rittene Abtheilung wird dauernd in der Gegend
	        
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