hier derartig groß ist, daß beispielsweise das Queck-
silber-Thermometer in der heißen Zeit plahte.
Kapitän Forbes von der „Oriental“ hatte mir
schon gesagt: „Es giebt bloß einen heißeren Ort,
kennen Sie ihn? That's hell.“
Erklärlich wird ein solch langer Aufenthalt durch
einen Blick in die Häuslichkeit des amerikanischen
Konsuls. Sein Haus ist wie alle übrigen in Maskat
von minderwerkhiger arabischer Bauart, massiv,
zweistöckig mit Flachdach, aber beqnem und luftig.
In allen Zimmern befinden sich sogenannte Pungas,
d. h. große von Dienern in Bewegung gehaltene
brektartige aufgehängte Lufterreger; die Thüren sind
aus einer faserigen Masse hergeslellt, welche von
Zeit zu Zeit mit Wasser begossen wird. Die Räume
sind mit Matten belegt, da Teppiche als zu heiß
vermieden werden.
Die Zeit der größten Hiße bringt man am
Tage in Souterrains, des Nachts auf dem Dache
zu. Das Haus liegt in einer der vielen kleinen
engen Gäßchen, welche ein Mann mit ausgebreiteten
Armen spannen kann. Wozu auch breite Straßen?
Wagen giebt es nicht, Trottoir und Straßen-
beleuchtung auch nicht, dafür aber Schatten, herrlichen
kühlenden Schatten, ohne den ein Verkehr überhaupt
undenkbar wäre. Im Erdgeschoß befinden sich die
Büreaus und die Lagerräume des Konsuls. Der-
selbe ist von Hause aus Kaufmann, sein Geschäft
ein Dattelgeschäft. Die Datleln aus Oman finden
in Amerika ein gutes Absatzgebiet und sollen in
Qualität denjenigen von Basra kaum nachstehen.
Ganze Schiffsladungen davon gehen jährlich nach
Amerika, woselbst sie als Zuspeise bei Likören und
dergleichen genossen werden.
Die Dienerschaft bestand aus vier Belutschen
und drei Sansibariten. Die Letteren waren glücklich,
in mir ein Objekt gefunden zu haben, mit dem sie
ihre Heimathssprache reden konnten. Glückliche
Kinder diese Suahelis! Ewig heiter, sorglos und
wie zum Scherze geboren, dienstbeflissen und mit
Allem zufrieden, was ihnen das Schicksal bringt,
kennen sie viele der Gefühle nicht, die ihnen der
Europäer häufig irrthümlicherweise zuschreibt. „Ubi
bene ibi patria“ ist der Wahlspruch des Negers,
und was fragt er nach einem Freibrief, wenn er
selbst für sich sorgen soll! Das überläßt er viel
lieber seinem „buana“. In Maskat kleidet sich der
Neger leider arabisch. Leider! denn die für schlanke
weiße Körper berechnele arabische Tracht, bei den
Frauen mit Unterhosen, Gesichtsmaske und Turban,
macht den Neger zu einer Karikatur. Sein
schönstes Kleid ist seine nakürliche Haut. — —
Maskat ist immer noch ein guter Markt für
Sklaven, deren es hier 10 000 geben soll.
Der Araber ist von Natur aus human, und auch
hier in Maskat hatte ich Gelegenheit, zu beobachten,
wie gut es den Sklaven im Allgemeinen bei ihren
Herren gefällt und wie wenig geneigt sie sind, sich
ein besseres Loos zu ersehnen. Die meisten Sklaven
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wohnen familienweise außerhalb der Stadt in rein-
lichen Hütten. Viele betreiben das Bootsgeschäft in
Booten, die ihnen der Herr unter der Bedingung
einer gewissen Entschädigung zur Verfügung stellt.
Die meisten verbringen den Tag im leichten Dienst
bei dem Herrn oder der Frau.
In Maskat giebt es keine Bodenbewirthschaftung,
in dem gesegneten Hinterland andererseits wird die
Arbeit von den armen Arabern selbst besorgt.
Ein Sklave ist und bleibt ein theures Stück,
das dem Herrn durch seinen Tod einen empfindlichen
Schaden zufügt. Eine Lebensversicherung dafür
giebt es nicht, andererseits aber das reiche Angebot
von brotlosen Arabern, welche sich mit geradezu
lächerlich kleinen Löhnen begnügen.
Bei den energischen deutschen Maßnahmen gegen
die Sklaverei ist der Tag nicht mehr sern, wo es
sich bei den obwaltenden Verhältnissen nicht mehr
lohnt, Sklavenhandel zu treiben. Der Preis würde
nicht mehr im Verhältnisse zu dem Nuteen siehen,
den ein Sklave seinem Herrn bringt. In Maskat
kommt zu all diesem der Umstand, daß andere
Elemente, vor Allem Belutschen, deren es 6000 dort
giebt, den Arbeitsmarkt überschwemmen und zu den
niedrigsten Dienstleistungen mit Vorliebe verwandt
werden. Wie schon erwähnt, sind sie wenig reinlich.
Wie ganz anders sieht es im Innern und vor einer
Negerhütte aus; dort Alles Schmutz und Unordnung,
hier Alles Ordnung und Sauberkeit. Aber der
Belutsche hat auch seine Vorzüge. Er ist treu und
wachsam und wird infolge dessen von dem Sultan
gerne als Leib= und Burgwächter und dergleichen
benußt, obwohl Tapferkeit nicht gerade seine Stärke
sein soll. Sowohl Neger als Belutschen sprechen
neben ihrer Muttersprache Arabisch, nicht das reine
schöne Beduinen = Arabisch des Hinterlandes von
Maskat, aber immerhin einen Dialekt, der die Auf-
merksamkeit des Linguisten verdient. Der Typus
des Belutschen ist von dem des Arabers vollkommen
verschieden. Ihm fehlen die schlanken Glieder, die
edel geschnittenen Züge sowie die Haltung des
Arabers. Er ist bäurisch Hlump, lernt aber viel
leichter als der Araber fremde Sprachen. Die Be-
lutschinnen tragen ihr Haar einfach gescheitelt und
haben meist einen mit einem Türkis gezierten Nasen-
ring. Als Kleider verwenden sie mit Vorliebe rothe
Wollstoffe.
Neben dieser Bevölkerung giebt es in Maskat
noch 1000 Inder, meist brahmanischer Religion.
Sie sind Handelslente und sofort durch ihre Kleidung,
das Fehlen der Wafssen sowie an ihren dürren
Beinen zu erkennen, durch welche ein weißes Lenden-
tuch gezogen ist. Der Turban und die auf dem
Gesichte gemalten Abzeichen erklären ihre Sekten.
Sie sind strenge Vegetarianer, denen ihre Religion
sogar das Essen von Eiern verbietet. Eigenthümlich
sind ihre Gebräuche bei Verbrennung der Todten.
Diese Ceremonie wird, wo immer möglich, am
Strande vollzogen und ist kurz folgende: Der