Bewegung. Ich nahm Stellung in Kreisform an
dem steilen Abfall des Hügels, diese Seite nur durch
3 Soldaten gedeckt. Auf der Nord-, West= und
Südseite erfolgte der Angriff. Die Zahl der An-
stürmenden schätze ich auf mindestens 1500. Am
zahlreichsten waren die Feinde auf der Nord= und
Westseite sie rückten in aufgelöster Ordnung heran,
etwa wie Schühzenlinien, an den verschiedenen Seiten
20, 30 und 50 Glieder tief, zwar äußerst schnell,
aber doch Deckung suchend. Als sie auf 150 m heran
waren, ließ ich 9 Salven abgeben.
stockten die Angreifer, ohne eigentlich zurückzuweichen;
dann drangen sic im plötzlichen, energischen, stürmi-
schen Vorstoß heran; diesem ließ ich durch Schuell-
feuer begegnen 15. Schritt vor meiner Front fielen
sie; ihre Wurfspcere slogen uns an den Köpfen vor-
bei mitten in unseren Kreis. Jetzt stockten sie wieder
und ich ließ die Nord= und Westfront mit „Marsch,
Marsch, Hurrah! zum Angriff vorgehen. Das Hurrah
wirlte überraschend; in wilder, regelloser Flucht
stürzten die Feinde in das Flußthal hinab, um erst
jenseits der Mukondogwa im hohen Grase, ctwa
800 m entfernt, wieder Halt zu machen.
Nach einem kurzen Halk ging ich auf dem Higel-
rücken vor, da ich mich auf ein Gefecht in dem ge-
fährlichen Grasgelände nicht einlassen wollte. Der
Haupttrupp des Feindes war bereits in eiligem
Rückzuge nach Nordnordwest, etwa 500 lagen als
Nückendeckung noch im Grase; einige Salven jagten
sie davon. Etwa 1000 m weiter setzten sie sich wieder,
um gleichfalls nach den ersten Schüssen das Weite
zu suchen. Das Spiel wiederholte sich zum dritten
Male, als ich das Ende der Higelkette erreichte.
In uperst schneller Flucht erstiegen die Wahehe
einen fünf Viertel Stunden entfernten Hügel, schienen
sich etwas zu sammeln und verschwanden dann in
den Bergen, da sic von ihrer bequemsten Rückzugs-
linie, dem Mpwapwawege, abgedrängt waren. Eine
sofortige weitere Verfolgung war bei der schon fast
6 Stunden dauernden Anstrengung der Soldaten
nicht mehr möglich. Ich beschloß daher, das mit
Sicherheit anzunehmende Eintreffen des Lieutenants
Fließbach abzuwarten; Jerselbe traf mich um 6 Uhr
und übernahm den Befehl.
Die ersten Feinde in Sicht 1% ubr,
Ende des Gefechts §·115/
Ende der Verfolgung 12⅜¾
Beim Vorstoß am Ende des Gefechts wurde eine
Kriegsfahne der Wahehe erbeutel: Rothes Flaggentuch,
sorgfältig um einen eisenbeschlagenen Stab genäht.
Ferner wurde neben sehr zahlreichen anderen Waffen
ein Mansergewehr Modell 71, Danzig 3030, geladen
und gesichert, genommen. Patronc D. 82. (Diese
Waffe nebst Munilion war wohl seiner Zeit bei dem
Ueberfall der Zelewski'schen Expedition erbeutet
worden.) Verschossene Patronen 35 pro Mann. Todte,
Verwundete oder Gefangene unsererseits keine.
Von feindlicher Seite lagen zahlreiche Todte in
nächster Nähe; sehr viele waren von den heran-
Zweimal
59 —
kommenden Bewohnern von Munisagara im hohen
Grase verendet gesehen worden. Die Verwundeten
kann ich nicht schätzen.
Das Verhalten sämmtlicher Soldaten zeugte von
außerordentlichem Muthe. Hervorragend. ausgezeichnet
haben sich:
1. Gaber Effendi,
2. Ombascha Achmed Ibrahim Sudani.
3. Ombascha Sungula,
4. Snaheli Selimani I.
gez. Arnino,
Lientenant Fließbach, den die chch von
dem Einfall in der Nähe der Missionsstation
La Longa erreichte, eilte sofort nach Kilosa zurück,
theilte dort seinen Leuten Munition aus und rückte
mit 22 Soldaten und 40 Wasagara's nach dem
Gefechtsfelde ab. Hier langte er um 6 Uhr Abends
an (siehe oben). Da Dr. Arning sehr erschöpft war,
brach Lieutenant Fließbach beim nächsten Morgen-
grauen mit vereinten Kräften allein zur Verfolgung
der Wahehe auf. Nach 2½ Stunden erreichte er
das Gebirge und erfuhr hier, daß die fliehenden Feinde
sich bereits weit zurückgezogen hätten. Da eine weitere
Verfolgung in dem gebirgigen Lande und bei der
geringen Stärke der Mannschaft leicht hätte ver-
hängnißvoll werden können, so faßte Lientenant Fließ=
bach richtigerweise hier den Entschluß, nach Kilosa
zurückzukehren und die Stationen Lusolwe und
Mpwapwa von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen.
Dieser Sieg über die Wahehe ist neben Anderem auch
deshalb von großer Wichtigkeit, als er von Neuem
den Werth der in dieser Gegend angelegten Stationen
Mpwapwa, Kilosa, Lusolwe und Kisaki dar-
gethan hat.
Den Berichten des Lieutenants Fließbach ent-
nehmen wir noch Folgendes:
Im Verhör hat der letztgefangene Wahehe
gestanden, einer Patrouille angehört zu haben,
welche von der Wahehe-Kolonne abgeschickt war, die
am 8. Munisagara überfiel. Er sagt aus, es seien
dort ebensoviel Wahehe gewesen, wie vor zwei Monaten
hier bei Kondoa. Führer derselben seien Titu der
Oberste und Kilnkira (oder Kingura) gewesen. Titu
stamme aus Uyinga, dem südlichen Theile Ubenas
und sei ein Unterthan des Mkwawa. "
Offenbar hatten die Wahehe die Absicht, aus
dem Munisagara-Thale über das Usagara-Gebirge
in das Land Wumi zu gehen. Dies verhindert zu
haben, ist der praltische Erfolg des Gesechtes bei
Munisagara.
Außerdem sind in denselbem den Wahehe viele
der geraubten Ziegen entlaufen, ob auch Gefangene
muß sich noch erst herausstellen, ebenso wie viele
Leute geraubt und getödtet sind.
Die Dörfer im Munisagara-Thal, etwa 10 kleine
und ein großes, sind mit wenigen Ausnahmen ver-
brannt oder doch zum Theil verbrannt, immerhin lange.