Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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nicht so zerstört, wie in hiesiger Gegend, vielfach 
haben sich einzelne Temben gegen die Wahehe ge- 
halten, mitten in sonst verbrannten Orten. Ein Mann 
erzählte stolz, daß er sechs Wahehe erschossen habe. 
Ich habe zum Ban einer großen gemeinsamen Tembe 
gerathen, und wollen die Leute darüber zum Schauri 
kommen. 
Auf dem Kampfplatz fand ich in weitem Um- 
kreise überall Wahehe-Leichen verstreut, die meistens 
unter Büschen versteckt lagen; ich zählte 23, doch 
waren weit mehr vorhanden, wie überall sich bei 
unserer Annäherung vom Boden erhebende Geier 
anzeigten. Auf dem Hauptkampfplatz sah ich zwei 
Wahehe-Leichen 10 Schritt von den Patronenhülsen, 
die den Kreis der Askaris bezeichneten, in der Lage 
wie sie offenbar gefallen waren. Andere waren wahr- 
scheinlich durch Raubthiere fortgeschleppt, denn Herr 
Dr. Arning wie Askaris sagten mir, daß dort 
mehrere Wahehe gefallen seien. Viele Verwundete 
sind nach Aussage der Eingeborenen, die von Berg- 
verstecken aus beobachtet haben wollen, von den 
Andern mitgeschleppt. 
Die Askaris sollen sich vorzüglich benommen 
haben. Keiner hat Mangel an Muth gezeigt. 
  
Sur Slizze der Rarawanen · verbindungen mit dem 
Dictoria-Mpansa. 
Der Kompagnieführer in der Kaiserlichen Schutz= 
truppe Herrmann, welcher zur Zeit am Victoria 
Nyansa stationirt ist, hat auf Grund eingehender 
Erkundigungen die Hauptkarawanenstraßen am West- 
und Süd-Ufer des Victoria-Nyansa und die Ver- 
bindungswege vom See zur Küste festgelegt und das 
Ergebniß seiner Forschungen durch beigefügte Skizze 
erläutert. Die Hauptkarawanenstraße von der Küste 
zum Victoria-Nyansa, auf der alljährlich Hundert- 
tausende von Trägern verkehren, führt von Bagamoyo 
über Mpwapwa, Mahalala und Tabora nach der 
Deutschen Station Mwansa. Die Verbindung mit 
Bukoba und der am Nordende des Sees gelegenen 
Englischen Station Kampalla wird durch Kanus ver- 
mittelt. Auf diesem Wege verkehren auch die Post- 
Expeditionen des Kaiserlichen Gonvernements, welche 
allmonatlich von der Firma Schülcke und Meyr 
von Dar-es-Saläm abgelassen werden; während die 
Post für die englische Mission und den Elfenbein- 
händler Stokes durch Bousted Ridley u. Co. 
von Saadani aus befördert wird und über Mpwapwa 
auf dem ctwas näheren Weg Muhalala—Usanga den 
See erreicht. Von dem Ausgangspunkt der Post- 
verbindung in Kampalla führt eine von der eng- 
lischen Expedition begangene Karawanenstraße über 
den Baringo-Sce nach Mombasa. Diese Route ist 
jedoch noch nicht genau bestimmt. Die Engländer 
suchen noch nach einer besseren und bequemeren Ver- 
bindung von Mombasa zum Victoria-See. Die Eng- 
  
lische Mission expedirt daher ihre Karawanen immer 
noch von der Deutschen Küste nach dem Victoria-See 
und Uganda. Die Post von Sadaani erreicht 
Mwansa in 30 bis 40 Tagen. Die Handelskarawanen 
aus Uganda und Unyoro wählen den Weg längs 
des Westufers des Victoria-Sees über Ushirombo 
nach Tabora und folgen dann der großen Karawanen- 
straße Mpwapwa—Bagamoyo, während die Wasu- 
kumakarawanen Tabora meist nicht berühren. Von 
Tabora, dem Haupthandelsplatz im Innern Deutsch- 
Ostafrikas, führen zwei Wege nach dem Tangan- 
yika; einer mündet in der Araberkolonie Udjidji, welche 
Schiffsverbindung mit dem Nordufer des Sees unter- 
hält. In diesem zum Kongostaat gehörenden Gebiete 
hat der bekannte Araberführer Rumalitso seinen 
zeitweiligen Aufenthalt. Ein zweiter Weg führt von 
Tabora nach der Missionsstation Karema; dort setzen 
die Karawanen über den See und gehen weiter nach 
dem Kongo. Die Karawanen aus Uganda, Ukononga 
und Urori gehen aus Furcht vor den Mafiti nicht 
mehr wie vor 15 bis 20 Jahren direkt zur Küste, 
sondern stoßen nach Norden auf die Straße Tabora— 
Bagamoyo. 
Cabakproben aus Vaüunde. 
Von der Maunde-Station im Kamerungebiete 
waren kürzlich Proben dort gebauten Tabaks einge- 
gangen, die in Bremen einer Prüfung von sachver- 
ständiger Seite unterzogen worden sind. Der Tabak 
wurde je zweien der bedeutendsten Cigarrenfabriken 
und Händlerfirmen zur Begutachtung übergeben, die 
zu verschiedenen Urtheilen über die Güte und Branch- 
barkeit der Proben geführt hat. Während beide 
Händlerfirmen den Tabak als Deckblatt nicht geeignet 
und kaum gut genug als Umblakt halten, erklären 
die beiden Fabrikanten ihn als brauchbar zum 
„Decken“. 
Die Fabrik Leop. Engelhardt & Biermann 
hat sich wie folgt geäußert: 
„Der Tabak ist von zarter Struktur und etwas 
glasig. Er zeigt, abgesehen von den grün gebliebenen 
Blättern, eine blank-braun-bläulich-grünliche Farbe 
ohne das gesättigte reine Braun, das man von 
gutem, reifen und richtig fermentirten Tabak ver- 
langt. Der Brand des Tabaks ist ein guter, der 
Geschmack leidlich, etwas trocken grasig. Fällt der 
Tabak der uns vorgelegten Probe entsprechend aus, 
so sind wir der Ansicht, daß hier wohl etwa 100 Pf. 
pro ½ kg dafür zu erzielen sein dürfte. Würde der 
Tabat eine ausreichendere Fermentation durchmachen, 
dürfte er wohl für billigere Cigarren ein ganz 
brauchbares Deckmaterial abgeben. Für bessere 
Fabrikation müßte das Gewächs des Tabaks ein 
weicheres und edleres sein.“ 
Noch günstiger beurtheilt die Fabrik Herm. 
Upmann & Co. die Tabakproben:
	        
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