Minimum von Arbeit ihren Lebensunterhalt er-
werben können, so werden sie nicht mehr zu den
mühevollen Arbeiten in den Tabak= und Baumwollen-
feldern zu bewegen sein. Binnen Kurzem wird die
Bananenkultur in Amerika dasselbe Unheil anrichten
wie die Einführung der Kartoffel in Irland. Die
Neger werden keine Lust mehr zur Arbeit ver-
spüren und wieder in den Zustand der alten Bar-
barei zurückfallen. An diese Ausführungen knüpft
der „Standard“ noch eine Reihe interessanter No-
tizen über den Nuten und die Kultur der Bananen,
von denen wir einige als auch für unsere Leser von
Interesse hier folgen lassen.
Die Banane ist viel nahrhafter und 100 mal
fruchtbarer als die Kartoffel; ein mit Bananen be-
pflanzter Acker produzirt an Gewicht 44 mal mehr
Früchte als ein mit Kartoffeln bepflanzter Acker
und 135 mal mehr als ein Weizenfeld. Die Ba-
naue wird sowohl roh als auch auf die verschiedenste
Weise zubereitet genossen. In Mombuttu und vielen
anderen Ländern Centralafrikas wird die Banane
in der Sonne getrocknet und zu Mehl verarbeitet,
welches sich monatelang hält. In Westindien genießt
man sie auch vielfach unreif als Gemüse, oder in
Pfannkuchenform gebacken. In Verbindung mit
Zucker und Orangeschalen giebt die Banane ein sehr
angenehmes Kompott, welches in England sehr beliebt
ist. Bei einer wildwachsenden abessinischen Bananen-
art, der „Ensete“, ist auch der Blumenstiel eßbar.
Der bekannte Reisende Bruce erklärt, daß diese
Bananenstiele, weich gekocht, mit Butter oder Milch
genossen, eins der nahrhaftesten und schmackhaftesten
Gerichte Afrikas seien. Schließlich wird aus den
unreisen Bananen ein berauschendes Getränk her-
gestellt, das Merissa. Dieses Bananenbier wird am
oberen Nil und im ganzen ostafrikanischen Seengebiet
getrunken und vertritt dort den Palmwein und das
Hirsebier der Küste. Aber hiermit ist der Nutzen
dieser Pflanze noch lange nicht erschöpst.
Aus den Samenkörnern wird eine Medizin her-
gestellt, die eine sehr heilkräftige Wirkung hat und
gegen Geschwüre und Brandwunden angewandt wird.
In Tonkin dient die Asche der verbrannten Stengel
als Reinigungsmittel für den Zucker. In Dalka
versertigt das Landvolk aus den Pflanzenfasern
Bogensehnen, mit denen die Baumwolle gelämmt
wird und in Indien wird aus den Fasern ein Stoff
gewebt, welcher an Haltbarkeit kaum dem berühmten
Manilahanf nachsieht, der ebenfalls von einer Ba-
nanenart, der Abaka, gewonnen wird. Die getrock-
neten Blätter der Banane werden in Centralafrika
zum Decken der Hütten verwendet, während die
jungen grünen Blätter ein vorzügliches Viehfutter
abgeben. Selbst wenn die Lebenskraft dieser nütz-
lichen Pflanze versiegt ist, so liesert sie noch ein
vorzügliches Düngungsmittel.
Das Heimathland der Vananen ist, wie bei vielen
anderen nützlichen Pflanzen, schwer zu bestimmen; es
ist jedoch wahrscheinlich, daß sie aus Ostindien
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stommt, wo sie noch jetzt in den Niederungen des
Indus und Ganges ein Hauptnahrungsmittel der
Bevölkerung bildet. Aber es ist zweiselhaft, wann
sie von dort nach Afrika gekommen ist. Im frühesten
Alterthum ist sie jedenfalls in Aegypten unbekannt
gewesen, da sich auf den alten ägyptischen Denk-
mälern keine Abbildung der Pflanze befindet und
auch in den Inschriften ihrer nirgends Erwähnung
geschieht. Nach der Ansicht Emin Paschas ist
die noch in Abessinien wildwachsende Ensete die
Mutterpflanze aller afrikanischen Bananenarten; von
Abessinien wären die Bananen durch die Galla
oder Wahuma in das Seengebiet verpflanzt und
von dort weiter nach dem Süden und Westafrika
gelangt. Nach der Entdeckung Amerikas hat die
Banane auch dort Eingang gefunden und ist in
Süd= und Mittelamerika schon seit Jahrhunderten
einc der hervorragendsten Nuhpflanzen geworden.
Poflpacketdienst für das südwestafrikanische Schutzgebiet.
Seit Anfang dieses Jahres ist ein Postpacket-
dienst für das südwestafrikanische Schußgebiet in der
Weise eingerichtet, daß ein Austausch von Postpacketen
ohne Werthangabe bis zum Gewicht von 3 kg
zwischen Deutschland und der Postagentur in Wind-
hoek auf dem Wege über England, Kapstadt und
Walfischbai stattfindet.
Zwischen Walfischbai und Windhock soll die Be-
förderung der Packete durch Kameele erfolgen. Der
erste Versuch hiermit war infolge unvernünftiger
Behandlung der Thiere auf dem Marsche ungünstig
ausgefallen. Inzwischen sind brauchbare Wärter
herangebildet worden, so daß die Kameele wieder
zur Postbeförderung eingestellt worden sind. Sollten
sie diesen Dienst auf die Dauer nicht ertragen, so
werden sie von Tragochsen, den zwar langsameren,
aber desto zuverlässigeren Lastthieren Südafrikas,
abgelöst werden.
Sollfreie Einfuhr von Glivenöl aus Cunis nach
Frankreich.")
(Journal ollicich vom 20. November 1892.)
Durch Dekret vom 19. November 1892 hat die
französische Regierung die Menge des Oliven= und
Tresteröls, welche auf Grund des Gesetzes vom
19. Juli 1890 aus Tunis nach Frankreich zollfrei
eingeführt werden kann, für die Zeit vom 1. Dezem-
ber 1892 bis 30. November 1893 auf 10 Millionen
Liter setzgesetzt.
*) Vergl. wegen der ubrigen Zollbefreiungen von Er-
zeugnissen aus französischen Kolonien bei ihrer Einfuhr in
Frankreich D. Kol. Bl. Bd. II S. 439 f., sowie Vb. 1II
S. 55, 112 und S. 617 f.