Sohn Kontus, des Häuptlings von Yegge, von denen
Ersterer etwa vor einem Monat von der Fetischfrau
in Pereu einen Gifttrank erhielt, weil er im Verdacht
stand, am Tode eines Dukukpenemannes Schuld zu
haben. Der Trank wurde jedoch von ihm aus-
gebrochen, ohne ihm zu schaden, wodurch seine Un-
schuld bewiesen war.
Mit der Umgegend leben wir in gutem Einver-
ständniß. Seit meiner Rückkehr schon kamen Ge-
schenke von den Häuptlingen von Persu, Yegge,
Temerumu und von der Fetischfrau.
Bei meiner Rückkehr erwartete mich hier auch
das noch nicht erledigte Palaver wegen des Raubes.
in Temerumu, wo der Ketshenkimann Kusava mit
seinem Anhang eingefallen war. Dieser ist ein reicher
Mann — er treibt Handel mit Salaga — im All-
gemeinen aber wohl ziemlich verhaßt. So. z. B.
erklärte mir Bovi, der Häuptling von Peréu, daß
er nicht zu einem Kusava-Palaver kommen könne,
da ihm dieser Mann zu sehr verhaßt sei. Kusava
erklärte mir, sein Naubeinfall in Temerumu sei
Landesbrauch, er wolle daher auch nach Landes-
brauch abgeurtheilt werden und nicht von mir. Da
ich jeden Gewaltalt vermeiden wollte, so bat ich die
betheiligten Nachbarhäuptlinge zu mir und sagte ihnen,
einer von ihnen möge das Palaver übernehmen.
Der Häuptling von Temerumu erklärte mir aber
daraufhin, wenn ich nicht imstande sei, ihnen das
Geraubte oder des Geraubten Werth von Kusava
zurückzuverschaffen, sie zu den Waffen greifen würden.
Dadurch natürlich war ich zum thätlichen Einschreiten
gezwungen, denn ein Gefecht zu Füßen der Station
durfte doch unter keinen Umständen zugelassen werden.
Ich begab mich daher vor Morgengrauen mit einigen
Leuten nach Kelshenki, umstellte die vier Häuser
Kusavas, eines nach dem anderen und nahm ihn so
gesangen. Elf Gewehre und drei Faß Pulver, die
ich bei ihm fand, nahm ich mit zur Station. Den
Häuptling, einen schwachen, alten Mann, der zwar
gegen Kusava war, aber nicht imstande war, ihn
zur Herausgabe des Geraubten zu bewegen, hatte
ich wecken und als Zeugen meiner Thätigkeit zu mir
kommen lassen. So verlief Alles friedlich, trotz des
großen Andrangs der Ketshenkileute. Es folgte nun
ein großes Palaver, bei dem alle Großen meiner
Ansicht waren, daß Kusava mit seinem Vermögen
für den Schaden haftbar sei. Ich behielt diesen
einige Tage im Gewahrsam, bis mir Ketshenkileute,
zum Theil sogar Kusavas Verwandte, noch zwei
Faß Pulver und einige Körbe mit Zeug gebracht
hatten. Dies erhielten die Temerumuleute, und
Kusava wurde auf freien Fuß gesetzt. Einige Tage
darauf erschien er mit seinem Bruder, seiner Mutter,
seiner Schwester und vier seiner Weiber, um sich
„für die gerechte Aburtheilung“ zu bedanken und
einige Geschenke zu bringen.
Am Tage noch meiner Rückkehr erschien auf der
Station eine Abordnung von Puratau-Tshantsho,
denselben, deren Thätigkeit im Anyangalande mir
18
noch frisch im Gedächtniß stand. Sie brachten ein
Pferd zum Kauf. Ich machte sie auf ihre Plünde-
rungen und Verwüstungen aufmerksam, sagte ihnen,
daß ich auf den Pferdekauf von solchen Leuten ver-
zichtete, und hieß sie die Station verlassen. Sie ver-
handelten darauf mit mir durch Ketshenkileute,
versprachen, von jetzt an Frieden zu halten, und
baten mich, einen Markt einzurichten, zu dem sie
ihre Waaren bringen könnten. Dies that ich, be-
stimmte Tag und Ort, glaube aber nicht, daß viel
aus der Sache werden wird. Kratyeleute kommen
übrigens zu solchem „Markt“" nach Adeli; ihr Markt-
ort ist Dadiasi.
Neulich bekam ich zwei Briefe vom Häuptling
Sofo von Ketekratye, in gutem Englisch abgefaßt,
mit der Ausschrift: v. Doering, Esdq. Olceer in
the German army. German station Bismarck-
burg. In dem einen der Schreiben theilte er mir
mit, daß ein Keteweib in Odumasi geraubt sei, und
bat um meine Einmischung. In dem anderen be-
richtete er von zwei Gefechten zwischen Haussah und
Ashanti. Erstere seien geschlagen und hätten sich
auf eine Stadt Namens Moe zurückgezogen und
wollten von dort nach Kratye kommen.
Deutsch-Südwelkafrika.
Die Plünderung der landwirthschaftlichen Station
Kubub durch Hendrik Wilbooi ist auf Grund ihm
zugegangener Gerüchte durch dos Kaiserliche General-
konsulat in Kapstadt dem Auswärtigen Amt gemeldet
worden. Darauf hat dasselbe sofort Anlaß genommen,
in Uebereinstimmung mit der Marine S. M. S.
„Falke“ zur näheren Erforschung der Sache und er-
sorderlichenfalls zur Aufnahme der deutschen Flücht-
linge nach Lüderitzbucht zu schicken.
Der „Falke“ ist in der ersten Hälfte des Dezem-
ber in Lüderitzbucht eingetroffen. Das über seine
Ermittelungen nach Berlin gerichtete Telcgramm
lautet: „Witbooi Kubub geplündert. Herrmann auf
Dampfer „Nautilus“ nach Kapstadt. Raub soll zu
Schotte Dunkan getrieben sein, der Munition liefert.
Sergeant Morhenne wollte in Angra Pequena bleiben.“
Von diesem Telegramm ist ohne Verzug der
zunächst betheiligten deutschen Kolonialgesellschaft für
Südwestafrika Mittheilung gemacht worden.
RNus dem Berriche der Wissionen und
der KAntishlaverei-Bewegung.
Einer Zeitungsnotiz zufolge hat der Missionar
Paesler von der Leipziger Missionsanstalt aus
Madschame geschrieben. Nach dem Inhalt des Briefes,
der vom 5. Oktober datirt ist, kamen die Missionare